Vertrau mir! - Thriller
sein Telefon auf. Er zog einen kleinen Metallgegenstand aus der Tasche - Luke nahm an, dass es ein Modulator war, der den Klang der Stimme veränderte - und steckte ihn auf das Handy, ehe er eine Nummer wählte. Er hob einen Finger an die Lippen.
Das Telefon war auf Freisprechen geschaltet, und Luke hörte Henrys Stimme. »Hallo?«, meldete sich sein Stiefvater.
»Henry Shawcross: Ich habe schlechte Neuigkeiten. Ihr Stiefsohn, Luke Dantry, ist entführt worden.«
»Was? Wer zum Teufel spricht da?«
»Sagen wir mal, jetzt liegt es ganz bei Ihnen«, antwortete Eric. »Wenn Sie Ihren Stiefsohn zurückwollen, müssen Sie fünfzig Millionen Dollar auf verschiedene Auslandskonten überweisen.«
»Henry hat keine fünfzig Millionen Dollar. Bist du verrückt?«, wandte Luke leise ein. Die Forderung war einfach absurd. »Du machst einen schweren Fehler.«
Es folgte eine quälend lange Stille. »Ich will mit Luke sprechen«, verlangte Henry.
»Sag ihm, dass du okay bist. Sonst nichts.« Eric zog den Stimmenmodulator vom Handy herunter und hielt es Luke nah ans Gesicht.
»Henry?«, sagte Luke.
»Luke.« Henry klang entgeistert. »Ist das ein Scherz?«
»Nein. Er hat mich am Flughafen erwischt. Er hat eine Pistole. Er …«
Eric zog das Handy zurück und steckte den Modulator wieder an. »Er lebt, und ihm fehlt nichts. Tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe, sonst ist Ihr Stiefsohn tot.«
Erneut längeres Schweigen; Luke hörte Henrys schweren Atem. »Es tut mir leid. Ich werde nicht zahlen.«
Luke erstarrte. Er glaubte sich verhört zu haben. Henry hatte ich werde nicht gesagt. Nicht ich kann nicht. »Was?«
Henrys Stimme klang dünn und blechern, ein Schatten seines gewohnten selbstsicheren Baritons. »Ich weiß nicht, von welchem Geld Sie reden. Bitte, tun Sie Luke nichts. Aber ich habe dieses Geld nicht.«
»Versuchen Sie keine Lügen«, erwiderte Eric. »Wir wissen beide, dass Sie die fünfzig Millionen haben, Sie Mistkerl.«
»Nein, ich habe sie nicht.«
»Herrgott, gib ihm doch, was er verlangt!«, rief Luke. Er dachte sich: Wenn du das Geld nicht hast, dann sag ihm trotzdem, du würdest zahlen, einfach um ihn hinzuhalten. Während er auf das Geld wartet, macht sich das FBI an die Suche. »Bitte, Henry. Sag ihm, dass du’s tust.« Vielleicht war Henry zu überwältigt von der Lösegeldforderung und wusste nicht, was er sagen sollte.
»Luke, ich kann nicht. Ich kann nicht.«
Sein Stiefvater - ein kluger, entschlossener Mann, den
nichts so schnell aus dem Konzept brachte - war nicht bereit zu bluffen. Er war nicht bereit, dem Entführer zu versprechen, dass er alle Forderungen erfüllen würde, und dann die Polizei anzurufen. Er unternahm absolut nichts, so dass Luke auf Gedeih und Verderb diesem Mörder ausgeliefert war. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag in die Brust.
Warum wollte er nicht lügen und irgendetwas sagen, um Luke zu retten?
»Sie haben mich wohl missverstanden«, begann Eric noch einmal. »Wenn Sie nicht tun, was ich verlange, wird er sterben.«
»Ich kann Ihnen nicht helfen«, erwiderte Henry unnachgiebig.
»Er hat schon einen Mann erschossen!«, rief Luke. »Er weiß von der Night Road! Gib ihm, was er will!«
Stille, wie ein Faden, der zum Zerreißen gespannt war. »Ich glaube, das Ganze ist ein übler Scherz. Luke, warum machst du das?«
Eric ging mit dem Mobiltelefon in der Hand von ihm weg, einen ungläubigen Ausdruck auf dem Gesicht.
Was tut ein Kidnapper, wenn die Verwandten des Opfers ihm sagen, dass er zum Teufel gehen soll?, dachte Luke. »Henry! Es ist kein Scherz!«
»Ich lege jetzt auf«, sagte Henry.
Im nächsten Augenblick war die Leitung tot.
Eric und Luke sahen einander im schwachen Licht der Hütte an. Nachdem sie so lautstark gesprochen hatten, hallte jetzt das Schweigen.
Luke hatte Angst zu sprechen, sein Instinkt sagte ihm, dass es besser war, still zu sein, weil Eric kurz davorstand, ihn entweder zu töten oder Henry noch einmal anzurufen - vielleicht
auch Jane, diese Britin, die im Hintergrund die Strippen zog, um ihr zu berichten, dass Henry nicht zahlen wollte.
Eric sah ihn an. Hob die Waffe.
Luke starrte ihm in die Augen. Es war seine einzige Möglichkeit, sich zu wehren. Eric hatte den Obdachlosen mit einer Kugel in den Rücken getötet; er hatte seinem Opfer nicht in die Augen sehen müssen, als er abdrückte.
»Sie wird es hören«, sagte Luke. »Sie wird es hören, und sie wird wissen, was du getan hast. Sie wird wissen, was du
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