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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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verstärkte Reisetasche gelegt.
    »Ich mache eben einen guten Job«, antwortete Snow. Mouser dachte sich, dass der Spitzname zu ihr passte; ihr Haar war leuchtend weiß gefärbt und kurzgeschnitten. Ihre grauen Augen waren wie Eistupfer. Ihr Körper war muskulös, sie schien harte Arbeit gewöhnt zu sein. Sie hatte eine dünne Narbe an Kiefer und Hals - offensichtlich Verbrennungen. Vielleicht
war einmal eine ihrer Bomben zu früh hochgegangen. Sie studierte ihn mit verschränkten Armen. »Vorausgesetzt, die Angaben stimmen, die ich von deinen Leuten bekommen habe.«
    »Die stimmen sicher.«
    Snow hob eine Augenbraue. »Wenn ihr euch bei der Stärke der Tanks geirrt habt, dann haben wir ein Problem. Oder vielmehr, ihr habt ein Problem.«
    »Wir haben es doppelt überprüft. Zwei Zentimeter dicker Stahl, eher spröde. Die Waggons sind alt.« Mouser mochte es nicht besonders, wenn seine Fakten angezweifelt wurden. »Falls du zu viel Sprengstoff reingepackt hast, wird weniger Gas austreten und mehr verbrennen.«
    »Ich kann für meine Arbeit garantieren«, betonte Snow und schlürfte ihren Orangensaft. »Du siehst nicht so aus, wie ich mir dich vorgestellt habe.«
    Sie entsprach auch nicht gerade Mousers Bild von einem Bombenbauer. Er kannte einige wenige, alles Ausländer, meist ältere Typen (er vermutete, dass unfähige Bombenbauer früh starben), denen oft ein paar Finger fehlten. Aber sie war angeblich eine der Besten in ihrem Fach.
    »Wie hast du dir mich denn vorgestellt?«, fragte er.
    »Arabisch.«
    Mouser verzog das Gesicht zu einem humorlosen Lächeln. »Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss.«
    »Ich bin nicht enttäuscht«, sagte Snow. »Wenn du Araber wärst, hätte ich dir die Bombe niemals gegeben. Ich mag die Araber nicht besonders. Sie sind noch schlimmer als die Regierung.«
    »Nichts ist schlimmer als der Moloch«, erwiderte Mouser.
    »Der was?«, fragte sie überrascht.
    »Der Moloch - so nenne ich den Staat und seine Regierung.
Jetzt würde es mich mal interessieren, wie du verhindert hättest, dass ich die Bombe mitnehme, falls dir mein Gesicht nicht gepasst hätte.«
    »Oh, ich hätte sie einfach hochgehen lassen, wenn du fünf Kilometer weg gewesen wärst«, erklärte sie lächelnd.
    »Ah«, machte Mouser und hob eine Augenbraue.
    »Ein Scherz«, fügte sie hinzu.
    Mouser achtete darauf, seinen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten. »Ich hab nicht viel übrig für Scherze.«
    »Klar. Solltest du auch nicht. Das ist eine wichtige Arbeit. Pass gut auf mein Baby auf« - sie tätschelte die Reisetasche - »dann wird sie auch gut auf dich aufpassen.«
    Es jagte ihm einen Schauer über den Rücken, dass sie eine Bombe Baby nannte. »Und der Rest?«
    »Ist bereit, wenn ihr es seid.« Sie sah ihn mit wachem Interesse an. Vielleicht bewirkte ihre gefährliche Arbeit, die sich stets am Rande der Katastrophe bewegte, dass sie das Körperliche, den sinnlichen Kontakt brauchte. Keinesfalls wollte er sein Leben von einer Frau durcheinanderbringen lassen. Er hatte seine Mission, der er sich ganz verschrieben hatte. Die Regierung musste als das Monster bloßgestellt werden, das sie war, sie nahm den Leuten ihre Freiheit und ihre Hoffnung, sie war der Teufel, der alles zerstörte, was Amerika groß gemacht hatte. Das war alles, was ihn interessierte.
    »Ich ruf dich an, wenn es erledigt ist«, sagte er.
    »Ich seh’s mir im Fernsehen an.«
    »Und dann kommt die nächste Phase.«
    Sie nickte, doch das Geld schien ihr dabei nicht so wichtig zu sein. Sie betrachtete ihn mit einer Eindringlichkeit, die ihm ein flaues Gefühl im Magen verursachte. Merkwürdige Frau, dachte er, aber nützlich.
    Er stieg in seinen Wagen und fuhr durch die ruhigen Straßen.
Es waren gerade Frühjahrsferien; nachdem die Kinder wenigstens für kurze Zeit befreit waren von den Schulen, in denen die Regierung ihnen ihren Müll eintrichterte, spielten sie auf den Wiesen oder radelten herum mit diesen dämlichen Helmen, die der Moloch ihnen vorschrieb, ein weiterer Beweis für seine ständige Einmischung in das Leben der Menschen. Ein Mädchen winkte ihm zu, und er hob die Hand kurz zum Gruß.
    Schätzchen, ich werde dich befreien, dachte er. Ich werde dir eine andere Welt schenken, in der dieses Monster gebrochene Beine hat und gestutzte Krallen.
    Mouser fuhr durch Houston, die Bombe neben sich auf dem Beifahrersitz, die Reisetasche mit einer Decke verhüllt. Er hörte sich am Kassettenrekorder Reden an, die er für sich selbst

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