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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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geschrieben hatte, und fand, dass er an seiner Rhetorik noch feilen musste; er sprach zu viel von Ziel und Entschlossenheit und zu wenig von Krieg. Er stand kurz davor, den ersten wohlüberlegten Schuss in einem langen Krieg abzufeuern - ein Gedanke, der ihn zutiefst erregte. In den nächsten Tagen würden weitere Schüsse folgen.
    Der Platz, an dem er Snows Baby deponieren würde, war gezielt ausgewählt worden: eine leichte Biegung nahe der Bahnstation in Ripley, Texas, siebzig Kilometer nordöstlich von Houston. Ripley war eine kleine Ortschaft mit zweitausend Einwohnern, einigen Farmern und Ranchern und vielen Arbeitern, die bei den Ölraffinerien und deren angeschlossenen Betrieben beschäftigt waren. Mouser hatte nichts gegen die Leute von Ripley, aber sie lagen ihm auch nicht besonders am Herzen. Sie hatten es sich selbst ausgesucht, an diesem gefährlichen Ort zu leben. Ripley lag in einer kleinen Senke neben der Bahnlinie, mit dichtem Wald rund um den Ort. Die Leute von Ripley mussten eben die Konsequenzen
ihrer schlechten Planung tragen, dachte er. Er hatte Wochen gebraucht, um den richtigen Platz zu finden.
    Er trug sorgfältig ausgesuchte Kleider: Jeans und ein Hemd mit dem Logo eines Gütertransportunternehmens. Keine Jacke, so konnte man das Logo gut erkennen. Er ging mit einem Handy am Ohr die Schienen entlang und lachte, als hätte jemand am anderen Ende einen Witz gemacht. Die Tasche war aus grauem Stoff und fiel nicht auf zwischen den grauen Steinen entlang der Schienen. Er stellte sie nahe an die Schienen, ohne stehenzubleiben, und obwohl er noch in Sichtweite des Bahnhofs war, sah ihn niemand. Er stellte einen Fuß auf die Schienen und wartete, bis er das leichte Vibrieren des herankommenden Zuges spürte. Dann ging er zur Straße hinunter, wo er seinen Wagen geparkt hatte, und blickte auf seine Uhr. Drei Minuten, schätzte er.
    Mouser stieg in den Wagen. Kein Mensch hatte ihn gesehen, dessen war er sich sicher. Ein Pick-up fuhr vorbei, aus dem offenen Fenster drang laute Country-Musik. Zwei junge Männer, die lachend zur Abendschicht bei der Eisenbahn fuhren. Mouser mochte den Song, den sie spielten; er begann leise mitzusummen. Früher als Kind hatte er in der Kirche gesungen, und er besaß eine schöne Tenorstimme.
    Er fuhr von Ripley weg, auf der schmalen Landstraße, die an den Schienen entlang zum Highway zurückführte. Ein anderer Pick-up mit mehreren mexikanischen Arbeitern auf der Ladefläche brauste an ihm vorbei. Dann noch ein Auto, ein Minivan mit einer genervten Mutter am Lenkrad. Sie schimpfte laut die Kinder aus, die hinten auf dem Rücksitz herumtobten.
    Du solltest dir die Zeit nehmen, ihnen zu sagen, dass du sie liebst, Lady, dachte Mouser, anstatt sie anzuschreien.
    Er hörte den ankommenden Zug, bevor er ihn sah. Ripley
war ein planmäßiger Halt - ganz in der Nähe gab es eine Wasseraufbereitungsanlage, die die nördlichen Vororte von Houston versorgte.
    Er zog sein Handy hervor, wählte eine Nummer und ließ den Finger über der Sendetaste schweben. Snow hatte ihm die Wahl gelassen: eine Zeitschaltuhr oder Zündung per Telefon. Er hatte sich für das Telefon entschieden.
    Der Zug war nicht besonders lang, nur eine Reihe von alten, abgenutzten Eisenbahnwaggons, jeder mit 90 000 Tonnen Chlorgas gefüllt.
    Er stieg aufs Gas und beschleunigte auf hundertfünfzig Sachen, zählte noch eine Minute herunter und drückte die Sendetaste.
     
    Ashley Barton trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. Die Kinder raubten ihr die letzten Nerven, aber wenigstens war der Vormittag fast vorbei. Gott sei Dank. Sie hatte heute nicht nur ihre beiden Jungen, sondern auch die Tochter ihrer Schwester, und sie sausten unentwegt herum wie kleine Raketen. Sie war völlig erschöpft. Wahrscheinlich würde sie von dem Einkaufstrip in Houston gerade rechtzeitig nach Hause kommen, um den Kindern Hotdogs mit Karottensticks zu machen und sie dann mit einem Eiscreme-Sandwich vor den Fernseher zu setzen, damit sie die Wäsche erledigen und sich ein Glas Eistee und etwas Ruhe gönnen konnte.
    Sie richtete die Lüftung auf ihr Gesicht; der Tag war warm geworden, und sie hatte das Gefühl, dass ihr die Kleider auf der Haut klebten. Sie war mit den Kindern in eines der großen Einkaufszentren in Houston gegangen, um ihnen Anziehsachen zu kaufen, doch die Kleinen wollten lieber Spielzeug haben. Sie war einfach zu nachsichtig. Sie ließ jeden etwas aussuchen, wenn auch nichts allzu Teures. Sie
spürten immer noch

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