Vertrau mir! - Thriller
bist.«
Die Pistole schwankte.
»Du kannst nicht darüber reden«, sagte Eric. »Dein Stiefvater steckt tief in der Scheiße. Und du steckst auch tief drin.«
»Tief wo drin?«
»Die Frau, die Aubrey entführt hat, Jane, sie wird Henry noch einmal anrufen. Ich bin sicher, sie werden irgendwas für deine Übergabe aushandeln.« Erics Stimme brach.
»Ich will einfach nur nach Hause. Bitte.« Luke rasselte mit den Ketten.
»Ich gebe dir einen kleinen Rat, falls du freikommst oder Henry doch noch zahlt. Such dir ein gutes Versteck. Trau niemandem. Das ist ab jetzt dein Leben.«
»Du kennst Henry. Du weißt von der Night Road. Woher?«
Eric lehnte sich gegen die Wand, so als hätten ihm die Anstrengungen des Tages die Kraft aus dem Körper gesaugt.
»In was zum Teufel ist mein Stiefvater verwickelt? Woher sollte er fünfzig Millionen Dollar haben? Sag’s mir.«
Eric sah ihm wieder in die Augen. »Ich kann’s mir nicht leisten, Mitleid mit dir zu haben. Mach’s gut.« Er ging zur Tür.
»Tu das nicht. Lass mich nicht hier.« Luke zerrte an den Ketten. »Um Himmels willen, niemand weiß, dass ich hier am Ende der Welt bin.«
»Du hast Recht. Und genau das verschafft mir ein bisschen
Zeit.« Er drehte sich um, ging hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
Ein paar Minuten später hörte Luke ein Auto - sein eigenes Auto - in einiger Entfernung starten, hinter dem Wäldchen und dem Tor. Der Motor des BMWs schnurrte fröhlich - und die beiden da draußen hatten auch allen Grund, sich zu freuen; für Eric und Aubrey war es ausgestanden.
Für ihn ganz und gar nicht. Er war allein und an ein Bett gekettet. Irgendwo am Ende der Welt. Ohne eine Chance zu entkommen. Und ohne Hoffnung, dass ihm jemand helfen könnte.
7
Die Bomben verlangten ein hohes Maß an Vertrauen. Es begann mit einigen hundert Pfund Semtex-Sprengstoff, der aus Tschechien herausgeschmuggelt und an einen Mann von der FARC-Rebellengruppe in Kolumbien weiterverkauft wurde.
Der Sprengstoff diente dann als Zahlungsmittel für detaillierte Angaben über einige neue Anti-Drogen-Operationen, die die amerikanische Regierung in Kolumbien unterstützte. Dieser Handel führte schließlich zur Folterung und Ermordung von vier Undercover-Agenten.
Kuriere eines mexikanischen Drogenbarons schafften das Semtex nach Amerika - im Austausch gegen den Namen einer wichtigen Regierungsinformantin in seinem eigenen Umfeld. Die Informantin wurde drei Tage lang gefoltert. Ihre Leiche warf man in einer abgelegenen Gegend in Mexiko City mit aufgeschlitzter Kehle vor der Haustür ihrer Mutter ab.
Nachdem der Sprengstoff in den Vereinigten Staaten gelandet war, wurde die Bombe in einer Garage bei Houston, Texas, zusammengebaut - und zwar von einer Amerikanerin, die einen tiefsitzenden Hass auf die Regierung hatte. Ihr Spitzname lautete Snow. Für sie spielte es keine Rolle, wer an der Macht war; Snow verabscheute alle, die ein hohes Amt bekleideten. Snow hatte schon als Jugendliche gelernt, Bomben zu basteln; ihr Vater hatte es ihr kurz vor seinem Tod beigebracht. Sie komplettierte ihr Wissen durch das Studium von Anleitungen im Internet und von abgegriffenen, mit
Teeflecken übersäten Handbüchern, die noch aus der Zeit der IRA-Anschläge in den achtziger Jahren stammten. Das Material hatte sie online ersteigert.
Snow baute die Bomben in der Stille des Hauses ihrer Mutter zusammen, sorgfältig und methodisch, eine nach der anderen. Ihre Mutter war vor einem Jahr gestorben, und Snow benutzte das Haus nun als Werkstatt. Ihrem Freund gefiel es gar nicht, dass sie nie Zeit für ihn hatte; es gab schon bald Streit, weil sie mit abgebrochenen Fingernägeln erschöpft und gereizt nach Hause kam, und er verließ sie und ging zu seiner Mutter zurück. Sie war froh darüber, denn er war kein Gleichgesinnter und ihr im Grunde nur lästig. Zum Glück wusste er nichts von den Bomben.
Sie baute eine ganz spezielle Ladung mit kalkulierter Sprengwirkung, die genau das erwünschte Ergebnis liefern würde. Snow war stolz auf ihr Werk; sie nannte diese Bombe »Baby«. Nun saß sie bei sich zu Hause, trank Kaffee und wartete auf den Mann, der ihr Baby abholen sollte. Sie hoffte, dass ihr Exfreund nicht daherkam, um sie zu überreden, zu ihm zurückzukehren. Sie wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.
»Die ist leichter, als ich dachte«, sagte Mouser, als er die Bombe hochhob. Er stand in Snows Küche; sie hatte das Baby, wie man es ihr gesagt hatte, in eine unauffällige
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