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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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dem Anschlag steckte, ob es eine inländische Gruppe oder nur ein Unfall gewesen sei. Alle Chemiefabriken im Land wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Zu viele Städte, zu viele Wasseraufbereitungsanlagen hatten gewaltige Mengen an tödlichem Chlor gelagert - eine Tatsache, die Henry schon lange für einen großen Schwachpunkt der amerikanischen Infrastruktur hielt. Er hatte erst vor einem Monat etwas über diese Gefahr geschrieben. Er sah nach seinen EMails; wie sich zeigte, stieß seine Arbeit nun auf das Interesse,
das ihr noch vor einem Monat versagt geblieben war. Nun hatten alle begriffen, dass er genau wusste, wie diese Terroristen dachten und was sie planten. Er wurde mit Anfragen von alten und neuen Klienten überhäuft, die wissen wollten, welches das nächste Ziel sein könnte. Er lächelte zum ersten Mal, seit er den Anruf von Lukes Entführung erhalten hatte.
    Es war alles ein wunderschönes Vorspiel zu Hellfire.
    Ganz anders als beim ersten Mal, als er eine Arbeit über die Möglichkeit eines großen Terroranschlags veröffentlicht hatte und sie ihn ignorierten, ja sogar verspotteten. Er hatte damals Recht behalten, und er würde dafür sorgen, dass er auch diesmal Recht behielt.
    Jetzt hatte er zugeschlagen, und die Regierung würde alle Hebel in Bewegung setzen, damit das nicht noch einmal passierte.
    Genau das wollte er.
    Henry kam in D.C. an, stieg in sein Auto und kreuzte erst einmal eine Stunde lang willkürlich durch die Stadt, um sicherzugehen, dass ihm niemand folgte, ehe er schließlich nach Hause fuhr.
    Er wartete auf einen weiteren Anruf des Entführers. Diesmal wollte er verhandeln; er wusste, was er sagen konnte, ohne sich zu verraten, falls das Gespräch aufgenommen wurde. Er versuchte vergeblich, Eric Lindoe zu erreichen. Den arabischen Fürsten, mit dem er sich vor drei Tagen in London getroffen hatte, wollte er nicht anrufen, um ihm zu sagen, dass die fünfzig Millionen verschwunden waren. Das wäre ein sicheres Todesurteil gewesen - außer, Henry tauchte unter. Aber wenn er sich versteckte, war Luke tot.
    Er stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen. Er hörte Bach und Mahler, um zur Ruhe zu kommen, seine Gedanken zu klären und herauszufinden, was er tun konnte.
Er versuchte sich abzulenken, indem er Lukes Postings in der Night-Road-Datenbank las, in denen Luke sich als Extremist ausgab. Es war schon erstaunlich, welch intensive Diskussionen er mit diesen Außenseitern geführt hatte. Der junge Mann hatte wirklich brillante Arbeit geleistet und sein ganzes Wissen über das Gefühlsleben von Extremisten einfließen lassen, um diese Leute anzusprechen, wenn auch nur durch das Fenster des Internets. Luke war der perfekte Spion für Henry gewesen.
    Henry hatte in seinem Erwachsenenleben erst ein Mal geweint - als seine Frau, Lukes Mutter, bei einem Autounfall ums Leben kam, der nie hätte passieren dürfen. Jetzt wischte er sich wieder eine Träne aus den Augen, während er an Luke dachte.
    Dumme Schwäche, sagte er sich. Dabei hast du ihn anfangs nicht einmal gemocht. Und seine Mutter auch nicht. Du bist einfach schwach. Du darfst jetzt keine Gefühle zulassen.
    Doch er konnte nicht anders. Hatte denn der arabische Fürst keine Familie? Oder Mouser? Warum sollte ausgerechnet er allein sein? Es war so ungerecht - wie so vieles in seinem Leben eine einzige quälende Ungerechtigkeit war.
    Im Fernsehen wurde immer noch von der Katastrophe berichtet; er sah die Leichen, die auf den Straßen von Ripley lagen, vom Hubschrauber aus gefilmt, und fühlte gar nichts. Er sah einen Minivan, der in ein Geschäft gerast war, die Leiche eines Jungen zwei Meter neben dem Wrack, und dachte an Luke.
    Er schlief unruhig an seinem Schreibtisch, das Telefon neben dem Kopf. Er vergaß zu essen.
    Als das Telefon klingelte, fast einen ganzen Tag nach der ersten Lösegeldforderung, griff er so ungestüm danach, dass
er es fast vom Tisch gerissen hätte. Er zwang sich zur Ruhe, bevor er abhob. »Ja?«
    Es war der Hacker, den er beauftragt hatte, in die GPS-Datenbank einzudringen. »Der BM W Ihres Sohnes ist schon den ganzen Tag in der Nähe des Flughafens Dallas geparkt.«
    »Wo war er vorher? Nachdem er vom Flughafen Austin wegfuhr?«
    »Er ist nach Houston gefahren. Da hat er an zwei Adressen angehalten. Ich kann sie Ihnen geben …«
    Henry kritzelte die beiden Adressen auf ein Blatt Papier. Er tippte beide in seinen Computer, während der Hacker weitersprach: »Dann war er in einer Gegend bei einer

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