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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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probierte, ob sich die Tür öffnen ließ. Wäre er doch nur hineingekommen, dachte er, dann hätten ihn Mouser und Snow nie gefunden …
    Er hörte das Krachen eines Schusses. Der Sattelzug machte einen Ruck, und Luke konnte sich gerade noch festhalten - doch im nächsten Moment scherte der Truck aus und brach zwischen Kiefern und Eichen hindurch. Ein Baumstamm zerbarst und flog an Luke vorbei in einer einzigen Wolke aus pulverisiertem Holz und Kiefernnadeln.
    Der Sattelzug schoss einen Abhang hinunter, und zu seiner Linken sah Luke Brückenpfeiler in die Höhe ragen.
    Der Truck stürzte durch die Bäume hinab, die ihn zugleich aber auch abbremsten. Luke drückte sein Gesicht an das Metall, während ihm Holz und Dreck um die Ohren flogen.

    Du wirst unter dem Truck zerquetscht, dachte er instinktiv, doch dann stieß ihn ein starker Ruck vom Sattelzug, und er segelte durch die Luft. Er öffnete die Augen im Fallen und sah den tosenden Fluss auf sich zukommen.
    Wasser. Unerträglich kalt und dunkel.
    Dann Erde. Seine Schulter schrammte über das steinige Bett des Flusses.
    Er strampelte sich zurück an die Oberfläche und hatte schließlich den Kopf über Wasser. Zumindest lang genug, um tief einzuatmen.
    Die Kette zog ihn wieder hinunter.
    Schließlich Feuer. Hitze, die den Fluss durchpulste. Die Strömung riss ihn mit sich, und die Wucht einer Explosion hob ihn erneut zum süßen Sauerstoff hinauf. Er sah den grauen Himmel, die Morgendämmerung, die sich bereits durch die Wolken kämpfte.
    Dann schluckte ihn der wild gewordene Fluss erneut.

10
    Luke strampelte sich zurück an die Oberfläche, während der Fluss ihn mit sich riss, dann ging er wieder unter und kämpfte erneut darum, nach oben zu kommen. Es dauerte eine Ewigkeit für ihn, dieses Treiben in den tosenden Fluten, in dem ständigen Kampf, den Kopf über Wasser halten und atmen zu können. Er zog die Kette eng an sich, in der Angst, er würde irgendwo an einem Stein oder einem versunkenen Baum hängenbleiben und unter Wasser gefangen sein. Das Gewicht der Kette war wie eine Hand, die ihn in die Tiefe zog. Der Fluss machte eine plötzliche Biegung und spülte ihn ins seichte Wasser, wo Zypressen und Kiefern das Ufer säumten. Dann wurde er wieder fortgewirbelt. Er kämpfte gegen die Strömung an und versuchte zu schwimmen. Der Fluss schob ihn erneut in die Nähe des Ufers, und er erblickte ein schwarzes Gebilde, das ins Wasser ragte. Ein verrottender Baum. Die Äste ragten wie Stacheln empor.
    Luke nahm seine letzte Kraft zusammen und warf die Kette über einen der Äste des Baumes.
    Er fand Halt. Er konnte atmen. Er lag im Wasser, den Kopf über der Oberfläche, und sog gierig die Luft ein. Langsam zog er sich zu dem Baum hin. Mit Hilfe der Kette hangelte er sich von einem Ast zum nächsten, immer näher zum Ufer hin, bis er in den kalten Schlamm sank.
    Er merkte, dass der Regen wieder stärker wurde. Der Schmerz in seinen Armen und in der Brust brachte ihn ganz
zu sich. Er stand langsam auf und wankte zu den Zypressen und Kiefern hinüber, die ihm Schutz vor dem Regen boten. In dem schlammig braunen Wasser des Flusses sah Luke weiße Brocken treiben - Pakete mit Shrimps und Fisch, frisch aus dem Golf. Die Fracht des Sattelzugs.
    Sie werden dich suchen.
    Er erklomm den Abhang, der vom Fluss hinaufführte, und taumelte in den Schutz des dichten Waldes.
    Bitte, Gott, dachte er, lass den Trucker lebend davongekommen sein.
    Luke strebte weg vom Fluss und von der Straße und tiefer in den Wald hinein. Im Gehen begutachtete er sich selbst; die Hose war voller Schlamm, das Hemd zerfetzt, die Knöpfe abgerissen von der Wucht des Flusses. Er blickte nach unten: die silberne Erzengel-Michael-Medaille glänzte an seiner Brust. Gott sei Dank hatte er sie nicht verloren. Allerdings fehlte ein Schuh samt Socken, doch der Schlamm fühlte sich gut an seinem Fuß an. Seine Geldbörse hatte er in der Hütte zurückgelassen. Seine Handgelenke waren blutig und wund von den Handschellen.
    Er ging weiter. Immer wieder lauschte er nach Geräuschen von eventuellen Verfolgern, doch er hörte nichts als das leise Trommeln des Regens.
    Mouser und Snow waren Mitglieder der Night Road. Es gab sie wirklich, sie war eine gewalttätige Kraft jenseits seiner Datenbank von möglichen Extremisten. Sie existierte, davon war er nun überzeugt. Wie sie davon gesprochen hatten, Casinos in die Luft zu jagen. In seinem Kopf drehte sich alles. Sie hatten gesagt, sie kämen von seinem Stiefvater.

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