Vertrau mir! - Thriller
Psychologie studiert und …«
Man sah sein Foto vom Führerschein, mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Er hatte das Foto noch nie besonders gemocht, aber nun kam er sich darauf vor wie einer von diesen Leuten, die sich vergeblich bemühen, besonders seriös zu wirken.
»Das Auto wurde auf einem Parkplatz in der Nähe des Flughafens Dallas gefunden. Dantry bekam einige Stunden vor dem Mord in Houston einen Strafzettel außerhalb von Mirabeau. Der Officer berichtet, dass er nicht allein im Wagen war. Dantrys Stiefvater sagte gestern Abend dazu Folgendes.«
Nun erschien Henry auf dem Bildschirm, verhärmt und nachdenklich, so als wäre er mit einem Schlag um zehn Jahre gealtert: »Ich hoffe, dass sich mein Stiefsohn bald der Polizei stellt. Luke ist ein guter Junge, auch wenn er in der Vergangenheit ein paar unglückliche Entscheidungen getroffen hat. Luke, wenn du mich hören kannst, bitte stell dich.« Henry blinzelte mit feuchten Augen in die Kamera.
Danach kam irgendein Idiot zu Wort, der in der Wohnung unter ihm lebte: »Dantry ist schon ein ziemlicher Einzelgänger. Er hat nie viel geredet und sich nicht mit den anderen eingelassen, wissen Sie, trotzdem hätte ich nicht gedacht, dass er mal jemanden erschießt.« Und mit einem Kopfschütteln fügte er hinzu: »Dass er auch noch so dumm ist und es direkt vor einer Kamera tut. Aber gesunden Menschenverstand kann man von einem Studenten wahrscheinlich nicht erwarten.«
Er hatte diesen Nachbarn noch nie gemocht, er war ein mieser Typ, den er schon einige Male hatte bitten müssen,
die Stereoanlage leiser zu drehen. Es tat weh, in aller Öffentlichkeit als Außenseiter diffamiert zu werden. Genau diese Dinge sagten die Kommentatoren immer über die Typen, die die Geschworenen ohne lange zu überlegen schuldig gesprochen hatten. Und dann noch Henry, der seine Fehler in der Vergangenheit erwähnte.
Kein Wort davon, dass Luke entführt worden war oder dass man ein Lösegeld für ihn verlangt hatte.
Nicht einmal eine Andeutung, dass er unschuldig war.
Kein Sterbenswörtchen davon, dass Henry wusste, dass Luke in Gefahr war - nur diese Andeutung, Luke selbst sei schuldig.
Wir kommen von deinem Stiefvater. Luke war sich jetzt sicher, dass Snow und Mouser die Wahrheit gesagt hatten.
Der Verrat war perfekt. Henry hatte ihn nicht nur im Stich gelassen, sondern auch verleumdet. Kalte Wut stieg in ihm hoch. »Ich werde dich fertigmachen, Henry«, sagte er laut. Die Worte schockierten ihn selbst; er hatte noch nie in seinem Leben eine solche Drohung ausgesprochen. Hier in der Stille des Landhauses klang es irgendwie absurd, so als hätte er ohnehin nicht die geringste Chance, seine Ankündigung zu verwirklichen. Er hatte tatsächlich keine Ahnung, wo er anfangen sollte. Aber er würde diesen Wahnsinn beenden, er würde Henry aufhalten und ihn zwingen, alles zuzugeben, was er getan hatte. Der Grund für Henrys Verrat spielte keine Rolle; für Luke zählte nur, dass er ihn hintergangen hatte.
Wie hatte sein Vater damals zu ihm gesagt? Vielleicht bist du eines Tages gezwungen zu kämpfen, Luke. Dann denk an den Erzengel Michael. Denk an diese Stärke und du weißt, dass du gewinnen kannst.
Jetzt war dieser Tag gekommen.
Er hörte den Moderator sagen, dass der Name des toten
Obdachlosen bis zur Verständigung der Angehörigen nicht bekanntgegeben würde.
Iss, damit du wieder zu Kräften kommst, und dann denk nach, sagte er sich. Luke verschlang die Pizza. Er wusste, wenn er jetzt zur Polizei ging, würden sie ihn festnehmen und zumindest der Beihilfe zum Mord anklagen. Solange er nichts in der Hand hatte, was seine Unschuld bewies, wäre es äußerst riskant, sich an die Polizei zu wenden oder auch nur Henry um Hilfe zu bitten. Und wie sollte er die Night Road erklären? Er hatte schließlich dazu beigetragen, sie zusammenzustellen. Würde ihm irgendjemand glauben, dass er mit ihren Aktivitäten nichts zu tun hatte?
Eric. Eric war der Schlüssel. Eric musste wissen, was hier vor sich ging - warum Luke entführt wurde und warum der Obdachlose hatte sterben müssen.
Luke schaltete den Fernseher aus. Er hatte eine Aufgabe - und einen Moment lang fühlte er sich wie gelähmt, wenn er daran dachte, dass er ganz allein dastand.
Seine einzige Chance lag darin, seinen Entführer zu finden und ihn zu einem Geständnis zu zwingen.
Das Opfer macht Jagd auf den Entführer. Ohne jede Hilfe von der Polizei oder sonst jemandem.
Luke aß die Pizza auf. Er wusch den Teller und
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