Vertrau mir! - Thriller
der Spitze des Messers auf Henrys Nase - »und mir. Jetzt, wo Clifford tot ist.«
»Arbeitest du für das State Department?«
»Ich hab dir schon gesagt, dass der Book Club nicht mehr existiert.«
»Okay.« Dann arbeitete Drummond wohl für jemanden, der Terroristen jagte, das aber lieber im Stillen machte. Es konnte natürlich das FBI sein, aber auch die CIA, die vielleicht illegal auf amerikanischem Boden operierte. Es konnte alles Mögliche sein. Drummond und Clifford waren immer schon Söldner gewesen. »Wie hat Clifford diesen Informanten gefunden?«
»Wir hatten die Extremisten seit einer ganzen Weile im Auge. Wir haben immer wieder versucht, Druck auf Leute auszuüben, damit sie die dunkle Seite verlassen«, sagte Drummond. »Bridger hat Clifford erzählt, dass er Details von einem bevorstehenden Anschlag kennt, der unter dem Codenamen Hellfire vorbereitet wird.«
Nach so vielen Jahren der Planung und des Wartens durfte Henry jetzt nicht einmal mit der Wimper zucken, nicht schlucken und auch sonst in keiner Weise erkennen lassen, was für einen Stich es ihm gab, als er das hörte. Drummond erzählte ihm das alles nicht, weil er ihm vertraute und auf seine Hilfe hoffte - nein, er wollte ihn offensichtlich testen und einer Feuerprobe unterziehen. Er spürte, dass Drummond sein Gesicht studierte und nach der kleinsten Reaktion Ausschau hielt. Er blinzelte kurz und hoffte, sich nicht zu verraten. »Hellfire. Klingt religiös.«
»Ich glaube nicht, dass das irgendwelche christlich-fundamentalistischen Terroristen sind, Henry. Wenn du irgendwas darüber weißt, was immer es ist, in das Luke da hineingeraten
ist - dann können wir zwei jetzt einen Deal schließen. Aber das muss jetzt sofort sein.«
»Ich weiß nichts davon.«
»Einen Tag nachdem Clifford erschossen wird, geht in Ripley, Texas, eine Bombe hoch. Du hast das sicher in den Nachrichten gesehen.«
»Ripley war Hellfire?«
»Laut Bridger sollte Hellfire etwas viel Größeres sein, nicht bloß eine einzige Bombe. Viel größer. Eher sollte eine ganze Stadt zum Ziel werden.«
»Da kann ich dir nicht weiterhelfen. Ich weiß nichts, außer dass Luke kein Terrorist ist.«
»Nein. Luke hat nur ständig mit Leuten zu tun, die nichts als Hass und Gewalt predigen. Aber er ist kein Terrorist, nein.« Ein Lächeln huschte über Drummonds Gesicht. »Was hast du nur aus ihm gemacht, Henry? Also, Warren - das war ein Vater. Er wusste, wie man mit Kindern umgeht. Ich glaube, du weißt höchstens, wie man’s vermasselt.«
»Du willst über mich urteilen? Wo warst du, als unsere Freunde starben? Diese Entzugskliniken klingen doch alle gleich für mich.« Henry sah Drummond fest in die Augen und erkannte, dass er einen Treffer gelandet hatte.
Drummond griff nach einem Foto von Luke, seiner Mutter und Henry, das auf dem Schreibtisch stand. Es stammte aus einer glücklicheren Zeit, von einem Urlaub in Hawaii, ein Jahr bevor Barbara bei einem Autounfall ums Leben kam. Alle drei mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht. Er stellte das Foto zurück. »Falls du ihn verstecken solltest - lass es und übergib ihn mir. Wenn er unschuldig ist oder gegen seinen Willen da hineingezogen wurde, dann helfen wir ihm, und er geht mit einer sauberen Weste nach Hause. Wenn er schuldig ist, dann finden wir heraus, was hinter dieser Hellfire-Scheiße
steckt - und was immer es ist, wir werden es verhindern.«
Drummonds Taktik war nichts anderes, als den netten Cop zu spielen, bevor er wieder auf bösen Cop umschaltete. »Ich weiß nicht, wo er steckt.«
»Eure Welt ist klein geworden, Henry, findest du nicht? Du und Luke Dantry und jetzt Allen Clifford - eure Wege kreuzen sich auf einmal, und das Jahre nach unserem letzten Treffen. Schön sitzen bleiben. Wenn du dich bewegst, bekommst du das Messer zu spüren.« Dann begann Drummond das Arbeitszimmer zu durchsuchen, mit der Gründlichkeit des Profis. Henry saß ruhig da und zähmte seine Wut mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen. Hier war nichts zu finden, was ihn mit der Night Road oder mit Hellfire in Verbindung bringen konnte. Sollte Drummond doch suchen.
Als er fertig war, kam Drummond zu ihm zurück. Die Frustration in seinen Augen war wie eine Wunde, in der Henry noch ein bisschen stochern konnte.
»Du hast den Medien Cliffords Namen verschwiegen«, sagte Henry.
»Ja.«
»Dann arbeitest du für die Regierung.«
Drummond gab keine Antwort, doch er wollte seine Macht beweisen, das konnte Henry deutlich erkennen.
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