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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Dieses Bedürfnis, seine Überlegenheit zu demonstrieren - das war immer schon Drummonds Schwäche gewesen.
    Drummond zog ein Foto aus seiner Jacke hervor und hielt es Henry unter die Nase. Das Foto schien von einer Videokamera in einem Polizeiwagen zu stammen, aufgenommen durch die Windschutzscheibe. Man sah einen Officer, der mit zwei Männern in einem BMW sprach, den er offenbar angehalten hatte. Der Strafzettel, den Luke in Mirabeau kassiert
hatte, dachte Henry. Er erkannte das körnige Profil eines Mannes auf dem Beifahrersitz. Eric Lindoe.
    Wenn Drummond Eric findet, dachte Henry, dann stellt er auch seine Verbindung zu mir her. »Das ist Luke am Lenkrad«, sagte er schließlich, »ich weiß nicht, wer der andere ist. Warum haben die Medien das Foto nicht bekommen?«
    Drummond ignorierte die Frage und tippte auf das Foto. »Die Aufnahme ist nicht gut genug, um ihn zu identifizieren, aber wir werden herauskriegen, wer er ist. Ich habe gehört, du hast Luke zuletzt auf dem Flughafen Austin gesehen. Wir überprüfen auch alle Videoaufnahmen von dort.«
    Er wusste nun, dass diejenigen, die Drummond und Clifford angeheuert hatten, Eric Lindoe identifizieren und finden würden; es war vielleicht nur noch eine Frage weniger Stunden, höchstens ein oder zwei Tagen. Seine Welt ging in die Brüche. »Das beweist doch, dass Luke unschuldig ist … sie müssen ihn gezwungen haben …«
    »Das beweist gar nichts. Er hat vielleicht nicht abgedrückt, aber Luke hat den Wagen gelenkt. Damals, vor zehn Jahren, hatte es jemand auf den Book Club abgesehen. Offenbar machen sie jetzt damit weiter. Du und ich, wir können, glaube ich, nicht besonders gut schlafen. Vielleicht sind wir die Nächsten.«
    »Dieser Flug damals - das hatte einen anderen Grund. Ace Beere« - der Mechaniker, der die Maschine sabotiert hatte, so dass die Passagiere im Flugzeug erstickten - »er wollte sich an seinem Arbeitgeber rächen. Nicht am Book Club. Wir waren nicht das Ziel des Anschlags.«
    »Ein Glück, dass wir drei - du und Clifford und ich - damals nicht mitfliegen konnten.«
    »Das habe ich mir auch oft gedacht«, meinte Henry.
    Drummond verschränkte die Arme. »Ich muss mehr über
Luke wissen. Dann kann ich herausfinden, was er jetzt möglicherweise vorhat.«
    Henry erkannte, dass die Fragen, die Drummond ihm stellte, vielleicht mehr verrieten, als der beabsichtigte. Er nickte. »Was willst du wissen? Ich werd’s dir sagen, schon allein, um Luke zu helfen. Aber du musst mir versprechen, ihm nichts zu tun.«
    »Ich versprech’s. Nach dem Tod seines Vaters war Luke für sieben Wochen verschwunden.«
    »Er ist von zu Hause weggelaufen. Er fuhr per Anhalter in den Süden.«
    »Seine Mutter muss ganz schön verzweifelt gewesen sein. Gut, dass du da warst, um sie zu trösten.« Drummond hob eine Augenbraue.
    »Damals, als Luke von zu Hause weglief, hat wirklich eine gute Freundschaft begonnen, aus der eine gute Ehe wurde«, sagte Henry mit ruhiger Stimme. »Luke fuhr damals nach Cape Hatteras.«
    »Man braucht keine sieben Wochen, um per Anhalter von Washington nach Cape Hatteras zu fahren. Wo war er in den sieben Wochen?«
    »Er hat getrauert und sich vor der Welt versteckt.«
    »Er hat auf der Straße gelebt.«
    »Er war zwar erst vierzehn, aber Warren hatte ihn ziemlich selbstständig erzogen. Als ihn die Polizei fand, saß er am Strand und schaute aufs Meer hinaus, wo das Flugzeug mit seinem Vater abgestürzt war. Er hatte schon zwei Tage dort gesessen. Irgendjemand hat ihn gesehen und die Polizei verständigt.«
    »Nach ganz normaler Trauer klingt das nicht unbedingt.«
    Henry hasste Drummonds abschätzigen Ton, doch möglicherweise wollte er ihn damit verleiten, mehr zu erzählen,
als er eigentlich wollte. »Luke stand seinem … stand Warren sehr nahe. Du weißt ja - alle haben Warren geliebt.«
    »Ja, ja, wir alle, nicht wahr?«, sagte Drummond und neigte den Kopf zur Seite. »Und Luke hat seine Mom nie angerufen, um ihr zu sagen, dass es ihm gutgeht?«
    »Nein. Er hätte es natürlich tun sollen. Aber Luke hatte wirklich eine harte Zeit. Das Geld ging ihm aus; er hatte nur hundert Dollar mitgenommen. Sein Bild war in allen Zeitungen von Virginia; Leute suchten nach ihm. Irgendwie gelang es ihm, unterzutauchen und zu überleben.«
    »Ich hätte nicht gedacht, dass die Fähigkeit, sich zu verstecken, vererbbar ist. Sein Vater war auch gut darin, nicht aufzufallen. Wirklich erstaunlich. Der Junge hat es geschafft, sich sieben Wochen lang vor

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