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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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nebenan, um sich eine Tasse Kaffee zu holen. Heißer Dampf stieg aus der Tasse hoch. Er gab etwas Milch dazu und nahm einen kräftigenden Schluck. Mouser würde Luke finden und ihn an einen sicheren Platz bringen, wo Henry ihn befragen und ihm alles erklären konnte. Der Junge würde schon einsehen,
dass die Night Road für sie beide der Schlüssel zu einer goldenen Zukunft war - der Weg zu Ansehen, Macht und Bedeutung.
    Er kehrte in sein Arbeitszimmer zurück. Von links setzte eine behandschuhte Hand blitzschnell ein Messer an seine Kehle, direkt über dem Adamsapfel. Heißer Kaffee schwappte aus der Tasse und verbrannte ihm die Finger. Henry erstarrte, und sein Blick ging zum Gesicht des Eindringlings. Er rührte sich nicht, weil er wusste, dass dieser Mann ihn töten würde, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Hallo, Shameless«, sagte der Mann mit dem Messer. Henry hatte den Spitznamen viele Jahre nicht mehr gehört. Der Mann sprach mit einem südlichen Akzent. »Wir müssen reden.«
    Henry zwang seine Stimme, ruhig zu bleiben. »Drummond.«
    »Schütte den heißen Kaffee einfach weg, bitte. Mir ist es lieber, wenn du unbewaffnet bist.«
    Henry gehorchte. Dann ließ er die Tasse fallen. Sie zerschellte auf dem Hartholzboden.
    »Gut.«
    »Du hättest klingeln können.« Er ist hier, weil er es weiß, dachte Henry. Er weiß von der Night Road. Und von Hellfire. Überzeuge ihn, dass er sich irrt, oder töte ihn. »Leg das Messer weg, um Himmels willen - bist du verrückt?«
    »Wenn ich’s mit dir zu tun habe, bevorzuge ich den direkten Weg«, erwiderte Drummond.
    »Die Türklingel wäre der direkte Weg. Sich hinter einem Messer zu verstecken, ist etwas anderes.«
    »Du meine Güte«, sagte Drummond. »Du wirst doch nicht auf einmal richtig Mumm haben, Shameless? Du bist erstaunlich ruhig. Ah, warte, da seh ich doch ein paar Schweißtropfen auf der Stirn.«

    »Bitte steck das Messer weg.«
    »Noch nicht. Das hier ist kein Höflichkeitsbesuch.«
    »Das hat mir schon das Messer an der Kehle verraten.«
    »Dein Stiefsohn hat einen von unseren alten Freunden getötet.«
    Henry war völlig entgeistert. »Was?«
    »Der Mann, den dein Stiefsohn in Houston erschossen hat: unser alter Kumpel Allen Clifford.«
    »Was?« Henry brauchte nicht erst so zu tun, als wäre er schockiert. »Das ist … das ist unmöglich«, stammelte er entsetzt.
    »Du wirst mir jetzt sagen, was ihr vorhabt, du und dein Bengel«, sagte Drummond. »Wenn du lügst, bist du tot. Haben wir uns verstanden, Professor?«
    »Ja, Drummond.«
    Drummond ließ das Messer sinken. Er wirbelte Henry herum und schob ihn zum Tisch. »Setz dich hin. Die Hände so, dass ich sie sehen kann.«
    Henry setzte sich auf einen Stuhl neben das Schachbrett. Drummond stand ihm gegenüber, das Messer immer noch in der Hand. Drummond hatte ihn immer an einen Hydranten erinnert: klein, stämmig, kräftiger Hals, ein flaches, nichtssagendes Gesicht mit einer breiten Nase. Drummond blickte sich im Zimmer um. »Das war Warrens Arbeitszimmer.«
    »Ja.«
    »Ich kann mich erinnern - wenn Warren an einem Projekt gearbeitet hat, dann waren die Wände hier immer voll mit Zetteln, Bildern und Notizen, eine richtige Ideenflut.«
    »Ich hab meine Ideen im Kopf.«
    »Das ist bei deinen Ideen wohl auch sicherer.« Drummond blickte auf die Wände: Henrys Urkunden, Bilder von seinen Reisen, eingerahmte Medaillen vom Alexandria Pistol Club. »Schießt du noch?«

    »Ja.«
    »Du warst immer schon ein Meisterschütze, das muss ich dir lassen. Aber schließlich hast du’s ja von mir gelernt. Hast du es auch Luke beigebracht? Vielleicht auch, wie man von einem fahrenden Auto auf einen laufenden Mann schießt?«
    »Warren hat ihm das Wichtigste gezeigt.«
    Drummond deutete mit dem Kopf auf das unterbrochene Spiel auf dem Schachbrett. »Hast du immer noch keine Freunde, dass du allein Schach spielen musst, Shameless?«
    Der alte ungerechtfertigte Spitzname, eine billige Verballhornung von Shawcross, trieb ihm das Blut ins Gesicht. Erniedrigung. Er hasste Drummond mit einer Intensität, die ihm durch und durch ging, aber er brauchte ihn: Er musste wissen, warum sich seine Vergangenheit und seine Gegenwart plötzlich auf so merkwürdige Weise kreuzten. Ihm war klar, dass Drummond versuchte, ihn auf dem falschen Fuß zu erwischen; zuerst der dramatische Auftritt mit dem Messer, dann das unerwartete Kompliment über seine Schießkünste. Eine Standardtechnik bei Vernehmungen - das ständige Hin und Her

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