Vertrau mir! - Thriller
Hand.
»Bist du sicher, dass du okay bist?«, fragte Dumont. Es
klang so, als bekomme er langsam Zweifel, ob es so klug war, diesen seltsamen Fremden mitzunehmen.
Im Rückspiegel sah Luke, wie der Mercedes über einer Hügelkuppe verschwand. Kein Aufleuchten von Bremslichtern, kein Anzeichen, dass sie ihn gesehen hatte. »Ja, alles okay. Ich bin nur müde.« Er musste so schnell wie möglich von hier weg. Er musste herausfinden, wohin Eric und Aubrey verschwunden waren. Gab es nicht irgendeinen Hinweis in dem, was Eric und Aubrey gesagt oder getan hatten? Er versuchte trotz seiner Erschöpfung, sich daran zu erinnern.
Der Truck bog in den Parkplatz eines kleinen Motels ein, auf dem jede Menge Polizeiwagen standen.
Polizei. Sein Gesicht war in allen Nachrichtensendungen zu sehen gewesen, und die Polizei fahndete wahrscheinlich längst nach ihm.
Auf einer Seite hatte sich ein Reporterteam von einem Sender aus Houston aufgestellt - die Reporterin interviewte vor laufender Kamera Mitglieder der Suchmannschaft. Die Journalisten waren eine genauso große Gefahr für ihn wie die Polizei, sie hatten sein Gesicht mit Sicherheit gesehen.
»Danke, Dumont«, sagte Luke. »War nett, dass du mich mitgenommen hast.« Er machte die Autotür auf und trat in den Regen hinaus.
Die Reporterin, die zehn, zwölf Meter entfernt stand, wischte sich den Regen aus dem Gesicht und winkte ihm zu. »Hey! Kommen Sie gerade von der Suche?«
Oh Gott, dachte Luke. Er drehte sich um und ging weg, zu einem Zelt, das man für die Suchmannschaften errichtet hatte.
Wie zum Teufel sollte er nur hier herauskommen? Etwa ein Auto stehlen? Er hatte keine Idee. Und während ihm sein
Einbruch in das Wochenendhaus noch verzeihlich erschien, nach allem, was er durchgemacht hatte, wäre ein dreister Autodiebstahl wohl um einiges gravierender gewesen.
»Warren, hey Mann!«
Er blickte über die Schulter zurück und sah Dumont bei der Reporterin stehen und winken, damit er zu ihnen herüberkam.
Luke zwang sich zu einem Lächeln und signalisierte ihm, dass er vor Kälte zittere und einen Kaffee brauche. Er winkte und hielt die Hand nahe am Gesicht. Dann drehte er sich um und zog sich die Kapuze seiner Jacke über. Er schlüpfte ins Zelt hinein.
Kaffee, Wasser in Flaschen, Tacos und Doughnuts standen auf einem kurzen Tisch bereit. Er schnappte sich einen Becher Kaffee, dampfend und schwarz, und versuchte seine Gedanken zu ordnen.
Es gab keinen Ort, wo er hinkonnte, und keine Möglichkeit, hinzukommen. Er sah einen Polizisten, der in sein Walkie-Talkie sprach. Stell dich einfach, dachte er mit einer plötzlichen tiefen Resignation.
Finde Eric. Finde die Lösung. Gib jetzt ja nicht auf.
Braintree war nicht besonders groß, und er ging die Hauptstraße entlang. Er hatte kein Geld und keine Möglichkeit, von hier zu fliehen. Er sah auf seine Uhr, eine Rolex, die ihm seine Mutter zum College-Abschluss geschenkt hatte. Das war immerhin eine Geldquelle, aber er verpfändete sie besser in einer Stadt, wo man sich nicht so leicht an ihn erinnern würde. Und es widerstrebte ihm, sich von einem Geschenk seiner Mutter zu trennen - allerdings war er nicht in einer Situation, wo er es sich aussuchen konnte.
Die Bibliothek war geöffnet; es war kurz nach zehn Uhr vormittags. Er ging hinein und begab sich in das Labyrinth
der Regale. Der Geruch und der Anblick der Bücher beruhigte ihn augenblicklich. Bücher waren immer schon seine Freunde gewesen, vor allem nach dem Tod seines Vaters und nach dem Unfall seiner Mutter. Außerdem war eine Bibliothek ein Ort, den er zu nutzen wusste. Er ging zu einer Reihe von Computern hinüber und nickte einer groß gewachsenen blonden Frau zu, die am Hauptschalter arbeitete.
Er öffnete einen Browser und wählte die Webseite des Houston Chronicle.
Der Chloranschlag von Ripley beherrschte immer noch die Schlagzeilen. Der Regen hatte die unmittelbare Gefahr beseitigt, und die aufgerissenen Tanks waren versiegelt worden. Die Zahl der Toten war inzwischen auf vierzig angestiegen. Chemiefabriken im ganzen Land befanden sich in erhöhter Alarmbereitschaft.
Die Ermordung des Obdachlosen war hingegen eine Geschichte von untergeordneter Bedeutung; man fand kein Foto des Opfers, und es war auch kein Name angegeben. Interessanterweise schienen die Obdachlosen in der Gegend nicht viel über den Toten zu wissen. Einige gaben an, dass er ein Fremder gewesen sei.
Dieses Rätsel ließ sich hier also nicht lösen. Er musste Eric und Aubrey
Weitere Kostenlose Bücher