Vertrau mir! - Thriller
verborgen hatte. Es war ihm bei Gott nicht leichtgefallen. Warren Goddamned Dantry. Der Mann, der
alles wusste und gleichzeitig gar nichts. Selbst heute noch ließ ihn der Gedanke an Warren Dantry zittern vor Wut und Abscheu.
Nach Drummonds Meinung hatte Warren dafür gesorgt, dass der Book Club funktionierte.
Eine Lüge. Eine komplette Lüge. »Ich hab ihn mitmachen lassen. Euch alle hab ich mitmachen lassen«, sagte Henry in die leere Küche. Seine Hand zitterte leicht, als er den Whiskey einschenkte, und das Glas klimperte. Er fuhr sich mit einem Finger über den Hals und prüfte, ob Drummond ihn mit dem Messer nicht doch verletzt hatte. Er musste Snow und Mouser anrufen und warnen, dass Hellfire - zumindest der Codename - durchgesickert war, dass Snow Gefahr lief, aufzufliegen, falls Bridger gefunden wurde, und dass Drummond sich auf die Jagd nach Eric und Luke machte. Wenn sie beschlossen, sich zurückzuziehen, konnte er sie nicht zwingen, weiterzumachen.
Dann würde er mit der Night Road ganz neu anfangen müssen. Der Ablenkungseffekt durch die Operation in Ripley wäre verloren und zunichtegemacht, so wie das Chlor im Regen. Es konnte aber auch sein, dass er fliehen musste, vor dem Zorn des arabischen Fürsten, dessen fünfzig Millionen entweder auf einem unzugänglichen Konto lagen, in die Schweiz transferiert worden waren oder sich in den Äther verflüchtigt hatten.
Da hörte er ein leises Trillern. Er klappte das Handy auf.
»Henry Shawcross.« Es war eine britische Frau.
»Ja?«
»Sie können mich Jane nennen, wenn Sie wollen. Ich hab mir gedacht, nachdem Sie jetzt ein wenig Zeit hatten, Ihren Stiefsohn zu vermissen, haben Sie vielleicht noch einmal über mein Angebot nachgedacht.«
Diese Frau war die Drahtzieherin. Die Chefin. Er war sehr erleichtert; jetzt konnte er einen Deal schließen. »Ich will wissen, wo Luke ist.«
»Sie sollten sich schämen, die Schuld auf den armen Luke zu schieben. Ich hab mir schon gedacht, dass Sie ein schäbiger Kerl sind, und bei Gott, Sie haben meine Erwartungen erfüllt.« Sie lachte. Es war ein spöttisches Kichern.
»Sie legen sich mit den falschen Leuten an, junge Frau.«
»Wirklich? Ich würde eher sagen, Sie haben die falschen Freunde. Dieser widerliche Milliardär, der sich in dem Londoner Park so hübsch verkleidet hat und Ihnen fünfzig Millionen bot, während sich die Tauben um seine Brotkrümel stritten. Ich habe jedes Wort gehört.« Sie lachte erneut, und eine kalte Faust schloss sich um Henrys Herz.
»Was wollen Sie?«
»Überweisen Sie die fünfzig Millionen auf ein bestimmtes Konto, dann gebe ich Ihnen Luke wieder.«
Sie wusste nicht, dass die Passwörter der Konten geändert worden waren und dass er nicht an die Millionen herankam. Sonst hätte sie sich diesen Anruf gespart.
»Ich will mit Luke sprechen.«
»Ich liefere nicht ohne Bezahlung. Sie können sich seine Vorwürfe anhören, wenn das Geld auf dem Konto ist.«
»Nein, jetzt.« Jane bluffte vielleicht, um ihn dazu zu bewegen, das Geld zu überweisen, auf das er keinen Zugriff hatte. Übelkeit und Wut stiegen in ihm hoch. »Warum haben Sie Eric gezwungen, Allen Clifford zu töten?«
»Oh, so viele Fragen und so wenig Zeit«, erwiderte Jane. »Ich muss Ihnen gar nichts beantworten, mein Lieber, das ist Macht, verstehen Sie? Wenn man nie zu erklären braucht, was man tut. Also. Das Geld für Luke. Soll ich es für Sie buchstabieren?«
»Sie werden Luke so oder so töten.« Ein jäher Schmerz durchzuckte seinen ganzen Körper.
»Nein, da irren Sie sich. Wir würden ihn freilassen. Er wäre dann Ihr Problem, nicht wahr?« Und Jane stieß das grausamste Lachen aus, das er je gehört hatte. »Wie werden Sie ihm zum Beispiel erklären, dass Sie ihm nicht helfen wollten? Wie werden Sie ihm erklären, was Sie machen, was Sie sind? Sollen wir ihn auf die Idee bringen, Sie mal zu fragen, was mit seiner lieben Mutter passiert ist?«
Die unerwarteten Worte, mit so eiskalter Berechnung ausgesprochen, ließen ihn erstarren.
»Barbara ist bei einem Unfall gestorben. Alles andere ist gelogen.«
»Ja, ein Unfall, das schon - aber ein gut getimter Unfall.«
»Es war ein Unfall! Nichts anderes!«
»Das wird er Ihnen jetzt nicht mehr glauben, Henry. Sie waren immer schon ein Außenseiter, immer irgendwie am Rand, immer einer, der ein bisschen zu spät über einen Witz lacht, der sein Lächeln üben muss. Da bekommen Sie endlich eine Familie, nachdem Sie so viele Jahre allein waren, eine, die
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