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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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den Mann ohne mit der Wimper zu zucken erschossen. Luke hörte sie auf sich zukommen, das Klicken ihrer Schuhe auf dem Asphalt. Sie näherte sich mit einer gewissen Vorsicht, offenbar weil sie nicht wusste, ob Chris eine Waffe hatte. Es war ihm, als könne er ihre Gedanken lesen und verstehen, was in ihr vorging.
    »Du bist Chris, nicht wahr?«, fragte Snow, während sie näherkam. Ihre Stimme klang freundlich.
    »Ja, genau.« Chris stand auf, ein widerlich triumphierendes Grinsen im Gesicht. Sein Genie wurde endlich anerkannt. »Bist du hier, um mir zu helfen?«
    »Na und ob, Baby«, sagte Snow und drückte ab.
    Chris sank gegen den Container. Im Sterben verschwand der erstaunte Ausdruck aus seinen Augen, und da war nur noch die Leere einer Welt, in der es keinen Zorn mehr gab.
    »Na los, Schuljunge, es wird Zeit, nach Hause zu gehen«, sagte sie, während sie auf ihn zukam. Luke sah die Dienstwaffe des toten Polizisten in seinem Halfter und riss sie heraus.
    Er feuerte auf Snow - daneben. Dann noch einmal, während sie hinter einem Stapel Paletten in Deckung sprang. Die zweite Kugel traf. Er sah ihre Schulter zucken, sah den Blutfleck auf ihrer Jacke. Sie schrie nicht. Sie biss die Zähne zusammen, so als hätte er ihr nur einen Wespenstich versetzt, und hob ihre Pistole. Er feuerte noch einmal, dann drehte er sich um und lief die Gasse hinunter. Er sprang über einen Holzzaun auf die andere Seite der Straße.

    Ihre Kugeln bohrten sich in den Zaun, nur Zentimeter neben seiner Hand, als er das Hindernis überwand.
    Auf der anderen Seite landete er hart auf dem Asphalt, rappelte sich hoch und rannte los.
    Er lief und lief, mindestens sechs Blocks. Von ihr war nichts mehr zu sehen. Er hatte sie immerhin so schwer verwundet, dass sie ihn nicht verfolgen konnte.
    Sirenengeheul durchschnitt die Luft. In einer verlassenen Gasse warf Luke die Pistole des Polizisten in eine Mülltonne. Wenn sie ihn mit der Waffe eines toten Polizisten erwischten …
    Er fand eine alte Zeitung und wischte sich das Blut von den Händen und vom Gesicht. Er hörte das Dröhnen der Stadtbahn auf ihren Hochschienen - Chicagos Antwort auf die U-Bahn - und lief, bis er die Haltestelle in der Damen Avenue sah.
    Er fütterte einen Automaten mit Geld, und der spuckte eine Fahrkarte aus. Mein Gott. Sie hat einen Polizisten erschossen. Ich hoffe, ich hab sie getötet. Plötzlich wurde ihm bewusst, welche Konsequenzen das, was soeben passiert war, für ihn hatte. Der Polizist hat über Funk durchgegeben, dass sie mich haben - er hat meinen Namen gekannt -, und jetzt ist er tot.
    Luke stolperte in einen Wagen der Blue Line, der zum Loop, der Innenstadt von Chicago, fuhr. Was für ein Wahnsinn. Der Polizist hatte doch nur seinen Job gemacht. Die Polizei in der ganzen Stadt würde Luke mit einer unvorstellbaren Verbissenheit jagen. Er würde sich der Verfolgung nicht lange entziehen können. Er setzte sich hin und studierte den Streckenplan der Hochbahn. Seine Hände zitterten, und er glaubte sich übergeben zu müssen, als der Zug plötzlich bremste und sich dann wieder in Bewegung setzte. Er
bemühte sich, niemanden anzusehen. Kein Mensch schien sich für ihn zu interessieren. Er sah ein bisschen schmutzig und abgerissen aus, wie jemand, mit dem man keinen Ärger haben wollte - und so vermieden es die Leute, ihm in die Augen zu sehen.
    Was nun?
    Er hatte nur eine Möglichkeit, und die musste er nützen, bevor es Snow und Mouser taten. Eric Lindoe. Er musste ihn finden.
    Luke kannte Chicago nicht besonders gut und wusste deshalb nicht, wie er zu Erics Bank kommen sollte. Er stieg an einer Haltestelle in der Innenstadt aus. Er ging in eine Buchhandlung und nutzte den Internet-Zugang in der Kaffeebar, um sich die Adresse von Erics Privatbank zu verschaffen. Sie befand sich in der LaSalle Avenue, im Finanzviertel der Stadt.
    Zehn Minuten später, es dämmerte bereits, stand er vor Erics Bank. Ein Zeitungsverkäufer in der Nähe hatte ein Radio eingeschaltet, und Luke ging nahe genug heran, um den Bericht über die Schießerei zu hören. Ein Polizist und eine zweite Person getötet.
    Zwei. Chris war sicher tot. Das hieß, dass er Snow bloß verwundet hatte und dass sie der Polizei entwischen konnte. Er sah immer noch das Gesicht des Polizisten vor sich, der nur seine Arbeit gemacht hatte und dafür mit dem Leben bezahlen musste. Luke zog das billige Handy, das er in Braintree gekauft hatte, aus der Tasche, rief den 911-Notruf und gab dem Mann in der Zentrale

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