Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vertraue nicht dem Feind

Vertraue nicht dem Feind

Titel: Vertraue nicht dem Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Foster
Vom Netzwerk:
abzulecken. Alice schaffte es einigermaßen, seinen feuchten Liebesbezeugungen auszuweichen, und lachte, doch es klang eher wie ein Schluchzen.
    Verflixt noch mal, sie würde nicht heulen. Sie hatte weiß Gott keinen Grund zum Weinen. Nicht mehr. Sie hatte ihr Leben im Griff, und wenn es gelegentlich doch nicht so lief, wie sie es sich wünschte, dann war sie ganz allein dafür verantwortlich.
    Aber trotz der aufmunternden Worte schnürte es ihr die Kehle zu, und ihre Augen brannten.
    Ein Klopfen an der Tür vertrieb die Traurigkeit so schnell, wie sie gekommen war.
    Cash sprang hektisch auf und begann, wie besessen zu bellen.
    »Sei brav, Cash.« Reese musste wohl etwas vergessen haben. Schnell trocknete sie ihre Wangen und holte noch einmal tief Luft, ehe sie zur Tür ging und durch den Spion spähte. Sie erstarrte.
    Cash bemerkte es sofort, und sein Bellen steigerte sich zu einem wilden Kläffen.
    »Pst«, versuchte sie, den aufgebrachten Hund zu beruhigen. »Kein Grund zur Sorge.« Hoffte sie. Aber was um alles in der Welt wollte er …
    »Alice, mach auf«, sagte eine tiefe, fordernde Stimme. »Ich weiß, dass du da bist. Ich höre doch Cash bellen.«
    Als der Hund den Besucher erkannte, verwandelte sich seine Erregung in echte Erleichterung. Er jaulte schrill auf und begann, im Kreis um sie herumzulaufen. Dabei sah er sie auffordernd an und wartete offenbar darauf, dass sie die Tür öffnete.
    »Du kennst ihn genauso wenig wie ich«, ermahnte Alice ihn flüsternd.
    »Ich kann dich auch hören, Alice«, kam es belustigt von draußen. »Mach jetzt auf.«
    Sie biss sich auf die Lippe, um nicht aufzustöhnen. Du liebe Zeit, er hatte aber scharfe Ohren.
    Mit wild klopfendem Herzen fuhr sich Alice durchs Haar. Unnötigerweise, denn natürlich saß ihre Frisur vollkommen ordentlich. Genau, wie sie selbst
immer
vollkommen ordentlich war. Und langweilig. Und viel zu übervorsichtig.
    Schluss damit.
    Sie zog ihr Shirt glatt, leckte sich die Lippen, die Reese gerade geküsst hatte, und schloss die Tür auf.
    Cash stürmte aufgeregt los, kam jedoch nicht weit. »Hallo, Rowdy«, begrüßte Alice den Mann im Korridor und hielt Cash dabei am Halsband fest. Glücklicherweise hatte sie sich inzwischen dank Reese an die Gegenwart von groß gewachsenen Männern gewöhnt.
    Denn Rowdy Yates war wirklich sehr groß.
    Und außerdem sah er verflixt gut aus, auf eine verschmitzte, unbekümmerte, raue Art. Im Gegensatz zu Reese, der seine Attraktivität eher herunterspielte, verströmte Rowdy einen zügellosen Sex-Appeal, mit dem er wahrscheinlich alle in seinen Bann schlug.
    »Ebenfalls hallo.« Rowdy ging in die Knie, um den Hund zu begrüßen. »Was für ein Empfang! Ich habe dich auch vermisst, mein Freund.«
    »Seltsam«, kommentierte Alice Cashs Reaktion. »Dabei kennt er dich doch kaum.«
    »Wir sind Seelenverwandte.«
    Das wagte sie zu bezweifeln. Der Hund war süß und meistens brav, Rowdy Yates repräsentierte dagegen in mehr als einer Hinsicht den Ärger auf zwei Beinen.
    Im Gegensatz zu Reese sprach er mit dem Hund nicht mit hoher Stimme. Auch sonst unterschieden sich die beiden in zahlreichen Aspekten. Reese umgab eine Aura aus Vertrauenswürdigkeit und Zuversicht, Rowdys Ausstrahlung dagegen löste heftiges Erröten und Herzklopfen aus.
    Alice stand noch immer an der Tür, eine Hand an der Kehle, die andere auf den Bauch gepresst, und fragte sich, warum um alles in der Welt er ihr einen Besuch abstattete.
    Sein blondes Haar, etwas dunkler als Reeses Schopf, war ein wenig zu lang und strubbelig, als hätte der Wind – oder eine Frau – es zerwühlt. Seine Wangen waren stoppelig, aber nicht, weil er gerade aus dem Bett gekrochen war, sondern weil er sich einfach nicht die Mühe gemacht hatte, sich zu rasieren. Er trug ein schneeweißes Unterhemd und abgetragene Jeans, die an einigen Stellen schon fadenscheinig geworden waren.
    Wild, aber auch sehr verführerisch. Alice schluckte schwer. »Suchst du nach Reese?«, fragte sie einigermaßen hoffnungsvoll.
    »Nein.« Er hob den Hund schwungvoll auf den Arm. »Wie wäre es, wenn du aufhören würdest, mich zu analysieren, und wir diese kleine Party stattdessen drinnen fortsetzen würden?«
    Das war doch keine Party! Und woher wusste er, dass sie versuchte, ihn zu analysieren? »Ich, ähm …«
    Als wäre Alices Einverständnis völlig unerheblich, spazierte Rowdy ungefragt an ihr vorbei in die Wohnung. Alice hätte schwören können, dass Cash sie von seinem Arm aus angrinste.

Weitere Kostenlose Bücher