Vertraue nicht dem Feind
Unterarm.«
Reese studierte das Foto aufmerksam, konnte jedoch nicht erkennen, was das Tattoo darstellte. »Was ist das?«
»Linien und Zahlen. Bislang kennen wir die Bedeutung des Motivs nicht«, erläuterte Peterson. »Aber es ist zumindest ziemlich ungewöhnlich – und leider der einzige Hinweis, den wir haben. Hoffentlich wird er uns weiterhelfen.«
Rowdy verfolgte, wie Alice ihren Wagen auf dem Parkplatz des Wohnhauses abstellte. Sekunden später folgte er ihr. Nachdem er sie am Busbahnhof wiedergefunden hatte, hatte er sie gebeten – denn ihr etwas zu befehlen, wäre sinnlos gewesen –, direkt nach Hause zu fahren, und sie darüber hinaus in Kenntnis gesetzt, dass er ihr dorthin folgen und sich diesmal nicht so leicht abschütteln lassen würde.
Zum Glück war sie seiner Bitte gefolgt.
Er ließ sie nur ungern in dieser Verfassung selbst fahren, doch es gab keine andere Möglichkeit. Er schloss auf dem Gehweg zu ihr auf und bemerkte sofort, dass sie selbst jetzt noch am ganzen Körper zitterte.
Die Nachwirkungen des Adrenalinrauschs.
Diese verrückte Alice.
Er kniff die Augen vor der grellen Sonne zu, die die Wolken am Himmel dunkelrot, rosafarben, violett und neongelb färbte. Schweigend gingen sie Seite an Seite ins Haus, doch in seinem Kopf drehten sich die sorgenvollen Gedanken im Kreis und bereiteten ihm Kopfschmerzen.
Er wusste von Reese, dass sie entführt worden war. Auch wenn er keine weiteren Details kannte, hatte Rowdy vom ersten Augenblick an gespürt, dass Alice sich vor irgendetwas fürchtete.
Nach dem zu urteilen, was er heute erlebt hatte, stellte sie wohl vor allem eine Gefahr für sich selbst dar.
»Kommst du mit rein?«, fragte sie kurz vor der Wohnungstür.
»Darauf kannst du wetten.«
Sie bedachte ihn mit einem griesgrämigen Seitenblick. »Cash will jetzt sicher auch ein bisschen Aufmerksamkeit.« Sie schloss die Tür auf. »Ich muss mit ihm rausgehen …«
Sie hatte kaum die Tür aufgezogen, als Cash schon aufgeregt aus der Wohnung stürmte.
Alice schaffte es, den Hund einigermaßen zu bändigen, indem sie in einem ruhigen Singsang auf ihn einredete und ihn gleichzeitig streichelte. »Wenn er so überdreht ist, dauert es nur Minuten, bis er auf den Boden pinkelt«, erklärte sie über Cashs Jaulen und Kläffen hinweg und tastete nach der Leine.
»Ich komme mit.« Rowdy befestigte die Leine an Cashs Halsband. Er hätte auch durchaus ohne sie mit dem Hund nach draußen gehen können, aber der Gedanke, Alice allein zu lassen, schmeckte ihm nicht. »Komm. Bevor Reese wieder da ist, haben wir noch einiges zu besprechen.«
Cash rannte vorweg und zerrte Rowdy die Stufen hinunter. Rowdy nahm Alices Hand und zog sie mit sich.
Draußen angekommen schaffte es der Hund, die begeisterte Begrüßung fortzusetzen und gleichzeitig zu pinkeln. Ein lustiges Kerlchen. Zum Glück standen sie schon auf dem Rasen, sodass ihr Schuhe trocken blieben.
Sie waren allein. Es war inzwischen früher Abend, und die meisten saßen wohl gerade beim Abendessen. Gegen eine Mahlzeit hätte Rowdy auch nichts einzuwenden gehabt. Alice nachzujagen hatte ihn hungrig gemacht.
Wenn er hier fertig war, konnte er zur Bar fahren und sich ein Sandwich gönnen – und vielleicht auch eine Frau.
Vielleicht Avery.
Eine hervorragende Idee.
Alice baute sich sichtlich verärgert mit verschränkten Armen vor ihm auf. »Ich will wissen, weshalb du mich verfolgt hast.«
Er hob die Schultern und ließ Cashs Leine etwas lockerer. »Reese hat mich gebeten, dich im Auge zu behalten.«
»Tatsächlich?«, fragte sie ungläubig.
»Warum denn nicht?« Die Schatten auf dem Parkplatz und der kleinen Rasenfläche wurden langsam länger. »So was mache ich eben.«
Und er war recht gut darin. Er hatte sich umgehört und wusste jetzt, dass Alice aus dieser Gegend stammte. Weshalb sie entführt worden war, hatte er nicht herausgefunden, aber zumindest hatte er in Erfahrung gebracht, dass jemand – ein rätselhafter Fremder – sie gerettet hatte. Reese würde es nicht schaffen, etwas über diesen geheimnisvollen Retter herauszufinden, denn das Phantom hatte das Gesetz unter Kontrolle, ging aus all seinen Coups straffrei hervor und achtete darauf, dass niemals etwas über seine Beteiligung an die Öffentlichkeit durchsickerte.
Aber die Straße hatte ihre eigenen Gesetze, und wenn weltbewegende Dinge geschahen und mächtige Männer plötzlich starben, verbreiteten sich diese Neuigkeiten wie ein Lauffeuer.
»Du bist nicht
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