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Vertrauen

Titel: Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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„Feststehen in dem, was man erhofft.“ (Hebr 11,1) Glauben heißt: einen guten Stand haben, feststehen können, ohne mich nach dem Wind der täglich wechselnden Meinungen drehen zu müssen. Beim Propheten Jesaja wird Glauben und Stehen zusammen gesehen: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihrnicht, so habt ihr kein Stehvermögen.“ (vgl. Jes 7,9) Paulus spricht davon, dass wir im Glauben feststehen sollen. Wir stehen in einer größeren Wirklichkeit, die uns Halt gibt mitten in der Haltlosigkeit der Welt.
    Erst wenn ich still stehe, kann ich mich fragen: Worauf kann ich bauen? Sind es die Menschen und ihre Zuwendung? Die geben nur bedingt festen Stand. Letztlich werde ich bei allem, wonach ich Ausschau halte, auf einen letzten Grund stoßen, auf dem ich mein Lebenshaus bauen kann: auf Gott. Jesus spricht davon, dass wir unser Haus auf den Felsen seiner Worte bauen sollen und nicht auf den Sand unserer Illusionen, etwa auf den Sand der Illusion, wir könnten von der Zustimmung und Zuwendung der Menschen leben.
    Wir müssen also aus der Zeit heraustreten, um in ihr einen festen Stand zu finden. Der Glaube ist ein Heraustreten aus dem Strudel, um einen festen Grund zu finden, auf dem wir das Haus unseres Lebens bauen können, ohne dass es einstürzt. Wenn ich einen festen Stand im Glauben habe, dann kann ich auch in eine gute Beziehung treten, in die Beziehung zu Gott, in dem ich stehe, aber auch in Beziehung zu mir selbst und zu den Menschen. Die Psychologen meinen, die Krankheit unserer Zeit sei die Beziehungslosigkeit. Viele hätten weder zu sich selbst eine Beziehung, noch zu den Dingen, noch zu den Menschen oder zu Gott. Für mich ist der Glaube vor allem die Fähigkeit, alles in meinem Leben in Beziehung zu setzen zu Gott und letztlich selbst immer in Beziehung zu sein, in Beziehung zur Transzendenz und in Beziehung zu dem Boden, auf dem ich stehe, zu mir selbst und zu den Menschen, die sich neben mich stellen, um mir zu begegnen und in der Begegnung ihren eigenen Stand zu finden.
Vom Wert der Verlässlichkeit
    W ir erfahren im Alltag, dass wir uns auf Menschen oft nicht verlassen können. Da hat uns jemand Treue geschworen. Und doch verlässt er uns. Ein anderer scheint einen klaren Stand und eine überzeugende Meinung zu haben, doch dann verwickelt er sich in Skandale. Politiker richten sich nach dem Wind. Gerade in dieser Situation ist es wichtig, nicht zynisch, ironisch oder gar mit Resignation zu reagieren. Es gibt immer auch Menschen, auf die man sich wirklich verlassen kann, die einem nicht zu viel versprechen, die ehrlich und zugleich treu sind. Und es gibt einen letzten festen Grund meines Lebens, auf den ich mich verlassen kann: Von Gott weiß ich sicher, dass er mich nicht verlassen wird. Sogar wenn ich mich selbst verlasse, weil ich es nicht bei mir aushalte, verlässt mich Gott nicht.

    Für Kinder ist Verlässlichkeit besonders wichtig. Für sie ist es wichtig, darauf vertrauen zu können und daran zu glauben, dass ihr Engel sie nicht verlässt, auch wenn Eltern sie verlassen, dass ihr Engel mit ihnen geht und sie aushält, auch dort, wo sie sich selbst nicht aushalten können. Ein solches tiefes Vertrauen ermöglicht es ihnen, zu sich zu stehen und ihre Person zu entfalten, anstatt innerlich zerrissen zu werden. Nur solches Trauen und Vertrauen gibt ihnen mitten in einer unsicheren Welt einen guten Stand. Menschen, die nie Verlässlichkeit erfahren haben, werden oft zu „Borderline-Patienten“. Sie haben keinen Halt. Und es braucht lange, bis sie Stabilität gewinnen.

    Die Erfahrung zeigt, dass kein Mensch ohne Vertrauen leben kann. Selbst wenn er von anderen Menschen immer wieder enttäuscht worden ist, sehnt er sich nach Menschen, denen er vertrauen kann. Er hat in sich die Ahnung, dass er das Vertrauen braucht, um überhaupt einen festen Stand in dieser Welt zu haben. Und wenn ihn die Menschen immer wieder enttäuschen, dann sucht er sich einen anderen Halt. Auch das Vertrauen in Gott braucht normalerweise die Erfahrung menschlichen Vertrauens. Aber es gibt auch die Erfahrung, dass mangelndes menschliches Vertrauen uns dazu führt, unser Vertrauen in Gott zu setzen. Zumindest hat jeder in sich die Sehnsucht, vertrauen zu können. Und in der Sehnsucht nach Vertrauen ist schon anfanghaft Vertrauen in uns. Es geht also darum, Vertrauen zu gewinnen, Vertrauen zu vermitteln und zu stärken. Wir sollten gerade in einer Welt des ständigen Wandels selber Garanten der Zuverlässigkeit für andere

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