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Vertrauen

Titel: Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Verschließen hindert mich daran, zu leben. Mein Leben würde immer mehr reduziert. In mir ist die Sehnsucht nach Vertrauen. Auch wenn das Vertrauen missbraucht worden ist, traue ich meiner Sehnsucht nach dem Vertrauen. Und in meiner Sehnsucht nach Vertrauen komme ich schon in Berührung mit dem Vertrauen, dass trotz allen Misstrauens weiterhin in meiner Seele schlummert.
Sich öffnen für andere
    I mmer wieder höre ich die Klage: Ich kann den andern nicht vertrauen. Ich bin so misstrauisch. Oft sind Menschen enttäuscht worden. Sie haben dem Vater vertraut. Der hat die Familie verlassen. Eine Frau hat als Jugendliche ihrem Freund vertraut. Sie hatte gedacht, es sei die große Liebe. Doch dann hat er sie verlassen und sich einem anderen Mädchen zugewandt. So traut sie sich nicht mehr, sich auf einen Menschen einzulassen. Sie könnte ja wieder enttäuscht werden. Ich kann diese Frau gut verstehen. Sie hat keine Garantie, dass die nächste Beziehung gelingt. Ihr Vertrauen kann wieder enttäuscht werden. Aber sich deshalb endgültig zu verschließen und sich gegenüber jeder Beziehung verweigern, wäre auch nicht die Lösung. Denn oft sind solche Menschen hin- und hergerissen. Sie sehnen sich nach einer Freundschaft. Aber sobald sich ihnen ein Freund oder eine Freundin näher kommt, flüchten sie oder verschließen sie sich. So sind sie oft todunglücklich.
    Ich kann für dieses Problem keine Lösung anbieten. Ich versuche, der jungen Frau Mut zu machen ihrer Sehnsucht zu trauen. Aber zugleich muss sie auch Vertrauen in sich selber entwickeln. Denn wenn sie ihren ganzen Selbstwert davon abhängig macht, dass der andere bei ihr bleibt, wird sie immer in der Angst leben, die Beziehung könnte auseinander gehen. Ich muss einen guten Stand in mir selbst haben. Dann kann ich mich für den andern öffnen. Diese Bereitschaft, mich auf den andern einzulassen, ist immer ein Risiko. Aber es geht ja nicht um alles oder nichts. Wenn ich mich auf denandern einlasse, dann spüre ich, ob das Vertrauen wächst und in mir eine Sicherheit entsteht, dass diese Frau oder dieser Mann vertrauenswürdig ist. Wenn im Entstehen der Freundschaft schon zu Beginn zu viele Probleme auftauchen, dann kann ich immer noch meiner Angst nachgeben und mich wieder zurückziehen. Ich soll meinem inneren Gefühl trauen. Und ich muss mir erlauben, dass eine Freundschaft auch wieder auseinander gehen kann. Nur wenn ich mir das erlaube, kann ich mich ohne Angst auf sie einlassen. Aber auch in der Freundschaft muss ich immer beide Pole beachten: es ist wichtig, zu mir selbst Vertrauen zu haben, meinen Gefühlen zu trauen, meine Erfahrungen ernst zu nehmen. Und gleichzeitig ist es aber auch wichtig, mich in den andern hineinzudenken und mir vorzustellen, wie es sein wird, mit ihm mein Leben zu teilen. Wenn ich bei dieser Vorstellung in Panik gerate, dann muss ich mich meiner Angst stellen. Ist die Angst ein Zeichen, dass ich mich trennen soll? Oder aber verweist mich die Angst darauf, dass ich meine übertriebenen Erwartungen an die Freundschaft zurückstecken muss? In jeder Beziehung lernen wir. Wir können nicht warten, bis wir die absolut richtige und stimmige Beziehung finden. Die werden wir nie finden. Wir müssen uns verabschieden von unserem Perfektionismus, von Sicherheitswahn und von einem Denken in den Kategorien „Alles oder nichts“. Dann kann Vertrauen wachsen. Und wir werden erfahren, wie tragfähig dieses Vertrauen für die Zukunft sein wird.
Verbunden mit anderen
    D ie Verunsicherung vieler Menschen hängt heute sicher auch damit zusammen, dass sie verunsichert sind in ihrer eigenen Rolle und dass sie nicht mehr in einer klaren und sicheren Tradition verwurzelt sind. Viele wissen nicht mehr, wer sie sind und wo sie hingehören: Sie sind heimatlos geworden. Hinter der Suche nach Heimat, die heute viele bewegt, steht die Sehnsucht nach Verbundenheit und Verbindlichkeit. In den USA, einem Land, das mit einem Schmelztiegel verglichen wurde und in dem es lange Zeit vor allem darauf ankam, seine eigenen Wurzeln zu vergessen, um sich in die neue multikulturelle Umgebung zu integrieren, zeigt sich die Suche nach Heimat darin, dass das Interesse am eigenen Stammbaum wächst. Man forscht nach den eigenen Vorfahren und sucht nach den Wurzeln der eigenen Geschichte. Man möchte sich vergewissern, wer die Menschen waren, mit deren Leben unser eigenes verkettet ist. Man fragt, wie sie gelebt und die Herausforderungen ihres Lebens gemeistert haben.
    Ein

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