Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
Labor und der Tod von Jeremy Ackmeyer hatten das Ziel seiner Mission in der Luft zerfetzt, und das war wörtlich zu verstehen.
Und die Folgen dieses katastrophalen Ereignisses zogen neue und größere Probleme nach sich.
Seit vor wenigen Stunden die Nachricht vom Tod des berühmten Wissenschaftlers bekannt geworden war, waren sehr schnell öffentliche Stimmen laut geworden, die vehement forderten, dass die Schuldigen schwer bestraft werden sollten. Diese Stimmen waren umso besorgniserregender, als Berichte publik wurden, nach denen nicht nur die Rebellen verantwortlich waren, sondern auch der Orden zumindest teilweise in die Entführung und den nachfolgenden Mord an Ackmeyer verwickelt gewesen war.
Lucan war immer noch stinksauer auf den Onkel Ackmeyers, Charles Benson, den Vorsitzenden des Rates der Globalen Nationen. Benson hatte sich sofort an Polizei und Presse gewandt und dort berichtet, dass der Orden beauftragt worden war, den Zivilisten zu schützen. Bei einem simplen Begleitschutz zur Festveranstaltung des Friedenstreffens, so Benson, habe der Orden offensichtlich auf voller Linie versagt.
Die sowieso schon besorgte normalsterbliche Öffentlichkeit reagierte auf diese Nachricht mit paranoiden Verdächtigungen. Ein paar besonders hasserfüllte Untergangspropheten warnten, dass dieses Versagen des Ordens nur bestätigte, was sie schon die ganze Zeit predigten: Den Stammesvampiren, und insbesondere dem Orden, war nicht zu trauen, denn die Vampire scherten sich einen Dreck um das Leben der Menschen.
Die Schlimmsten unter ihnen verkündeten lauthals allen, die es hören wollten, dass ein Friede niemals möglich sei, solange die Menschheit mit solch unmenschlichen Monstern zusammenleben musste.
Daraufhin setzte eine Massenpanik ein, die sich schnell immer weiter ausbreitete. Die Aufstände in Boston griffen schon auf andere Städte über. Innerhalb weniger Stunden hatten sich Dutzende von neuen Demonstranten zu denen gesellt, die sich sowieso immer vor dem Hauptquartier des Ordens in Washington herumtrieben. Und als ob die Unruhen unter der Zivilbevölkerung nicht schon schlimm genug wären, nutzten weltweit militante Gruppen den Angriff auf Ackmeyers Labor durch vermeintliche Rebellen als Aufruf zu Zerstörung und Plünderungen. Auf der ganzen Welt wurden Regierungen angeklagt, sie hätten sich viel zu schnell der Macht und den Wünschen des Ordens und der übrigen Stammesvampire gebeugt.
Die Lage war, um es mit einem Wort zu sagen, chaotisch.
Und Lucan und der Orden standen direkt im Zentrum des Feuers.
»Wir sollten kurzen Prozess machen mit diesem Quatsch da draußen«, knurrte Lucan. Der beständige Lärm, den die Demonstranten vor den Toren des Anwesens veranstalteten, machte ihn wütend. »Wir sollten alle zurück zu unseren lokalen Stützpunkten. Für den Fall, dass es nicht bei ärgerlichen Provokationen bleibt wegen der Nachricht heute Abend, sondern die totale Anarchie unter den Normalsterblichen ausbricht.«
»Vielleicht«, sagte Gideon, »ist es aber auch viel wichtiger, dass wir öffentlich hinter dem Rat der Globalen Nationen stehen. Wir müssen der menschlichen Öffentlichkeit beweisen, dass ihre Panik grundlos ist und dass der Orden auf ihrer Seite steht. Wir müssen der Welt zeigen, dass uns am Frieden zwischen den Arten gelegen ist und dass die Menschen sich auf uns als Verbündete verlassen können.«
Gabrielle und ein paar andere nickten und stimmten Gideon leise murmelnd zu. Lucan wusste, dass sie wahrscheinlich recht hatten, doch im Moment fiel es ihm nicht leicht, den Teil in sich zurückzuhalten, der aus der tiefen Vergangenheit kam und sich nie um die Meinungen von anderen gekümmert hatte. Über Jahrhunderte hinweg hatte er als Anführer des Stammes die Gesetze und Regeln selbst gemacht und sie, wenn nötig, mit absoluter Gewalt durchgesetzt.
Ihm war gerade überhaupt nicht danach, dass er auf dem Friedensgipfel öffentlich in einer Gruppe auftreten sollte, nur um die Solidarität des Ordens mit dem Rat der Globalen Nationen zu demonstrieren. Vor allem nicht angesichts der Tatsache, dass der GN den Orden offensichtlich nur allzu gerne zum Abschuss freigegeben hatte. Und Solidarität mit den Menschen wollte Lucan schon gar nicht demonstrieren. Die meisten von ihnen würden den Stamm nie als etwas anderes sehen als blutsaugende Kreaturen, die nur darauf warteten, dass sie ihnen die Kehlen herausreißen konnten.
Lucan war nie ein großer Diplomat gewesen, und an diesem Abend
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