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Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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sein. Gegen die roten Felsen hoben sie sich tiefgrün ab. Trotz der Dürre, oder vielleicht gerade deswegen, fand sie die Landschaft wunderschön. Nach all den grünen Wiesen und Bäumen im Osten faszinierten sie die Kargheit und Weite der Gegend. Langsam wich ein Teil der Beklemmung von ihr, die sie das letzte Jahr über begleitet hatte. Sie fühlte sich frei.

 
    6
    Ziemlich hungrig erreichten Scott und Autumn gegen Mittag die Kantine. Den ganzen Vormittag waren sie die achtundvierzig Meilen lange Parkstraße entlanggefahren. Bei jedem Parkplatz und Aussichtspunkt hatte Scott gehalten und ihr Erklärungen zu den Sehenswürdigkeiten gegeben. Sie hatte Mühe, diese Fülle von Informationen zu behalten. Besonders wenn ihre Gedanken immer wieder zu den Geschehnissen der letzten Tage und Shanes Blicken zurückkehrten. Nun fühlte sie sich völlig ausgelaugt und am Ende ihrer Kräfte. Mühsam humpelte sie vom Jeep zum nahen Eingang des Küchentraktes, vom vielen Sitzen war ihr Knie wieder steif geworden.
    Essensgeruch stieg Autumn in die Nase und ihr Magen grummelte vernehmlich. Verlegen lächelte sie Scott an. »Nächstes Mal nehme ich mir einen kleinen Snack mit.«
    Scott schüttelte den Kopf. »Das war meine Schuld. Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, dass du Hunger haben könntest«
    »Ach was, ich hätte es ja auch sagen können.«
    Sie sah sich in dem kleinen Esssaal um. Zehn Tische standen in der Mitte des Raumes, die meisten davon bereits belegt. Auf einer Seite stand eine Serviertheke, hinter der eine dickliche Frau in Schürze mit einer Fleischzange herumfuchtelte. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine Salatbar aufgebaut.
    Scott deutete auf die Steak-Bar. »Rechts für Karnivoren, links für Vegetarier. Ich persönlich mische ab und zu – wegen der Figur.«
    Schmunzelnd betrachtete Autumn ihn von Kopf bis Fuß. »Vielleicht solltest du dich auf die Fleisch- und Fettecke beschränken. Du kannst es gebrauchen.«
    Scott tätschelte seinen flachen Bauch. »Ich versuche es ja, aber nichts hilft. Vielleicht habe ich einen Bandwurm.«
    Nun lachte sie laut. »Ich wünschte, ich hätte auch einen.«
    Hinter ihr erklang eine tiefe Stimme. »Du bist genau richtig so. Du willst doch wohl sicher nicht so eine Bohnenstange wie Scott werden?«
    Ruckartig drehte Autumn sich um. Shane stand lächelnd hinter ihnen. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, sie hatte Mühe, Luft zu bekommen. Sie hatte ihn überhaupt nicht kommen gehört, genauso wie damals bei Robert, als er sie völlig unerwartet angegriffen hatte. Nur langsam ließ die Panik nach und sie konnte wieder atmen. Wenn sie nicht wollte, dass sich die Ereignisse wiederholten, musste sie vorsichtiger sein. Vor allem durfte ihr niemand mehr so nahe kommen. Noch einmal würde sie eine solche Qual nicht durchstehen. Nicht in der Lage, sich mit ihren Gefühlen und Erinnerungen auseinanderzusetzen, warf Autum Shane ein gequältes Lächeln zu und flüchtete zur Essensausgabe.
    Scott blickte stirnrunzelnd zu Shane. »Was hat sie denn auf einmal? Bis eben war sie doch noch gut gelaunt.«
    Shane hob die Schultern. Autumns warme Stimme hatte ihn angelockt. Zum ersten Mal hatte er sie ganz entspannt gesehen. Ihre Augen hatten geleuchtet und das etwas heisere Lachen hatte ihm Schauer über den Rücken gejagt. Er konnte nicht anders, als sie ein bisschen aufzuziehen. Seine Freude verging ihm allerdings, als er die Panik in ihrem Blick sah, als sie sich zu ihm umdrehte. Er hatte sie eindeutig erschreckt, das wurde ihm sofort klar. Aber womit?
    Kopfschüttelnd stellte Shane sich ebenfalls in die Reihe der hungrigen Menschen. Es war ein Uhr mittags und die Kantine wie immer um diese Zeit gerammelt voll. Er musste sich beeilen, wenn er noch einen freien Platz ergattern wollte. Autumn hatte sich bereits an einem Tisch niedergelassen und ihr Tablett vor sich abgestellt. Gedankenverloren starrte sie vor sich hin und schien alles um sich herum vergessen zu haben. Irgendwie sah sie traurig aus und fern von allen anderen. Um sie herum füllten sich die anderen Tische, Janet sprach auf ihrem Weg nach draußen kurz mit Autumn, doch sie setzte sich nicht zu ihr. Die laute Stimme der Köchin riss Shane aus seinen Gedanken. Nachdem er sich bedient hatte, bahnte er sich einen Weg zu Autumn. Ihre Gabel schob das Essen von einer Seite des Tellers auf die andere.
    Um sie nicht wieder zu erschrecken, näherte er sich ihr diesmal von vorne und räusperte sich laut. Ihr Kopf ruckte hoch und ihr

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