Vertraute Gefahr
dorthin. Es lohnt sich.« Nach einem letzten Blick gab er wieder Gas.
Hinter einer weiteren Kurve lag ein weiß verputztes Holzgebäude. Scott hielt auf dem Parkplatz vor dem Haus und öffnete seine Tür. »Dies ist unser Ausrüstungslager. Von der Uniform über Bettzeug bis hin zum Funkgerät gibt es hier alles, was das Herz begehrt. Deine Erstausrüstung wurde schon zurechtgelegt. Dann wollen wir mal.« Er machte eine Handbewegung, dass Autumn ihm folgen sollte, dann stieg er aus.
Zögernd folgte ihm Autumn. Die Hitze traf sie nach der gekühlten Luft im Auto wie ein Schlag, und sie stellte erstaunt fest, dass der Asphalt unter ihren Füßen bereits langsam weich wurde. Dabei war es noch nicht mal zehn Uhr morgens. Nach ein paar Schritten klebte ihr das T-Shirt bereits auf der Haut, in ihrem Nacken sammelte sich der Schweiß. Mit einer Hand hielt sie ihre Haare in die Höhe. Ungläubig starrte sie auf Scott, der fröhlich vor ihr her auf das Gebäude zuging.
Als er merkte, dass sie ihm nicht folgte, drehte er sich um. Ein Grinsen überzog sein Gesicht. »Kommst du? Oder willst du noch länger in der Hitze bleiben?«
Autumn verzog das Gesicht. Vorsichtig atmete sie die heiße Luft ein. »Wie kannst du bei der Hitze bloß so fröhlich sein? Ist dir denn nicht warm?«
»Doch, schon. Aber bei einer Tour durch das Death Valley mit etwa 50 Grad im Schatten ist mir klar geworden, dass man sich einfach nicht darüber aufregen darf. Wenn man sich langsam bewegt und ganz ruhig bleibt, fällt die Hitze irgendwann gar nicht mehr auf.« Er lachte über ihre ungläubige Miene. »Probier es einfach mal aus. Du wirst dich schon dran gewöhnen.«
Endlich hatten sie das Gebäude erreicht. Ein Hauch klimaanlagengekühlter Luft streifte Autumn, als sie die Tür öffnete. »Huh!« Sofort bildete sich auf ihren Armen eine Gänsehaut. »Was für ein Unterschied.« Sie verschränkte die Arme vor ihrem Oberkörper.
»Das ist das Gemeine an der Sache. Hat man sich gerade an die Wärme gewöhnt, muss man in ein Gebäude und friert sich die Nase ab. Pass auf, dass du dich nicht erkältest.«
Schnell führte er Autumn einen langen Gang hinunter, an dessen Ende ein offener Durchgang lag. Dahinter standen an beiden Wänden Regale, die Unmengen an Ausrüstungsgegenständen bargen. Durch mehrere Gänge geteilt, füllten weitere Regalreihen den Raum. Am hinteren Ende, auf das Scott zielstrebig zuging, war ein Tresen aufgebaut, der wie alles hier etwas chaotisch aussah. Papiere, Ausrüstungsgegenstände und sogar ein Mülleimer waren darauf verstreut.
Scott beugte sich über den Tisch. »Sally, bist du da?«
Dieser Ruf ließ Autumn zusammenfahren, die ganz in die Betrachtung des Chaos versunken war. Noch mehr allerdings erschreckte sie der braune Wuschelkopf, der plötzlich hinter dem Tresen auftauchte.
»Ach, du bist es. Was schreist du denn so? Ich bin doch nicht taub.« Warme haselnussbraune Augen richteten sich fragend auf Autumn. »Wen hast du da mitgebracht?«
»Das ist unsere neue Rangerin, Autumn Howard. Heute ist ihr erster Tag und ich soll ihr alles zeigen. Ist ihre Ausrüstung schon zusammengestellt?«
Sofort tauchte Sally wieder ab und wühlte energisch unter dem Tresen.
Scott wandte sich an Autumn. »Sally ist die Einzige, die in diesem Lager etwas findet. Unsereins hat nur gelegentliche Glückstreffer. Deshalb hoffen wir immer, dass sie hier ist, wenn wir etwas brauchen.« In diesem Moment richtete Sally sich stöhnend mit einem riesigen Paket in den Händen wieder auf. Scott schob schnell einige Sachen zur Seite, um Platz zu schaffen.
»Wofür braucht ihr eigentlich so viel Kram?« Sie wuchtete das Paket auf den Tresen.
Nachdem Autumn nach einiger Suche auch noch einen Hut und Wanderschuhe in ihrer Größe gefunden hatte, griff sich Scott entgegen ihrer Proteste das Paket, winkte Sally zu und marschierte hinaus. Autumn blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Nach der Kälte im Gebäude war die Hitze draußen ein Schock, aber diesmal ein angenehmer. Wohlig seufzte sie auf.
Scott hatte inzwischen schon den Karton in den Kofferraum gestellt. »Als Nächstes stehen die Waschräume auf dem Programm. Die Kantine zeige ich dir später beim Mittagessen.«
Autumn blickte aus dem Fenster und ließ die Landschaft an sich vorüberziehen. Die wenigen Pflanzen, die hier wuchsen, waren durch die Hitze und Trockenheit der vergangenen Wochen verdorrt. Lediglich die Nusskiefern und Wacholderbüsche schienen noch lebendig zu
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