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Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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nichts sehen kann, spürt sie doch die Anwesenheit des Bösen. Die Kälte dringt durch ihre zerfetzte Kleidung in ihren Körper und sie beginnt zu zittern. Ihre Zähne schlagen aufeinander. Nein! Sie darf kein Geräusch machen, sonst wird er zu ihr kommen und die Tortur fortsetzen.
    Als hätte er ihre Gedanken gehört, kommen Schritte auf sie zu, näher, immer näher. Autumn beißt auf ihre Lippe, um die Schreie nicht nach außen dringen zu lassen, die sich in ihrer Kehle aufbauen. Keinen Laut, er darf sie nicht finden!
    Etwas berührt ihr Knie und sie keucht auf. Oh Gott, oh Gott! Sie versucht, noch enger mit der Wand zu verschmelzen, aber sie weiß, dass sie nicht entkommen kann. Die Fessel schneidet in ihr Handgelenk und sie spürt eine warme Flüssigkeit an ihrem Arm herablaufen. Blut. Es wundert sie, dass es überhaupt noch einen Tropfen Blut in ihrem Körper gibt.
    »Wie nett, dass du auf mich gewartet hast, Autumn.« Die Stimme hallt dumpf von den Wänden wider und löst in ihr einen Schauder aus. »Und, wollen wir weitermachen?«
    Autumn will ›nein‹ schreien, doch kein Laut dringt aus ihrer zugeschnürten Kehle. Es ist, als liege eine unsichtbare Schlinge um ihren Hals, die sich immer enger zusammenzieht. Sie wünscht nur, sie könnte sterben, bevor Robert sein Messer herausholt.
    Licht flammt auf und Autumn blinzelt gegen die plötzliche Helligkeit. Jetzt kann sie sich nirgends mehr vor Robert verstecken und sie weiß, wie er es genießt, sie so zu sehen. Autumn sieht das Messer aufblitzen und schließt die Augen.
    Als morgens der Wecker klingelte, riss er Autumn aus einem unruhigen Schlummer, in den sie erst vor Kurzem gesunken war. Nach dem Albtraum hatte sie nicht wieder schlafen können und war stattdessen in der Hütte herumgelaufen. Auch die Ablenkung durch einen spannenden Roman hatte nicht geholfen. Sie fühlte sich wie gerädert. Wütend darauf, dass sie es nicht schaffte, ihre Erinnerungen zu verdrängen, und stattdessen nachts in ihren Träumen stets wieder in Roberts Gewalt war, trat sie die Bettdecke zur Seite. Egal wie schlecht sie auch geschlafen hatte, sie musste zur Arbeit, und in diesem Moment war sie sogar dankbar für die Ablenkung.
    Im Badezimmer spritzte sie sich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Selbst mit ihren kurzsichtigen Augen konnte sie die dunklen Ringe unter ihren Augen erkennen und dass ihre Haut bleich wirkte. Achselzuckend wandte sie sich vom Spiegel ab. Sie wollte schließlich keinen Schönheitswettbewerb gewinnen. Shanes Gesicht schoss ihr durch den Kopf, doch auch diesen Gedanken wies sie von sich. Sie hatte schmerzhaft lernen müssen, dass das Äußere trügen konnte und nur die inneren Werte zählten. Außerdem würde Shane sich sowieso zurückziehen, wenn er erst einmal den Rest von ihr gesehen hatte. Sie konnte sich noch gut an seinen Blick erinnern, als er die Narben an ihrem Oberschenkel entdeckt hatte. Und das war nur die geringste ihrer Verletzungen.
    Während ihrer vormittäglichen Arbeit im Visitor Center kreisten ihre Gedanken weiter um Shane. Gerade als sie wieder vor sich hin träumte, stand er plötzlich vor ihr. Erschrocken presste sie die Hand auf ihr rasendes Herz. »Himmel, musst du dich so anschleichen?« Automatisch wollte sie zurückweichen, als er dicht vor sie trat, aber sie zwang sich dazu stehen zu bleiben.
    Shane grinste amüsiert. »Eigentlich bin ich ganz normal gegangen. Du hast geträumt.«
    »Stimmt.« Sie atmete tief durch und spürte, wie sie sich ein wenig entspannte. »Wolltest du etwas Bestimmtes?«
    Shanes Augen funkelten, es war offensichtlich, was er dachte. Doch dann wurde er ernst. »Ich habe gehört, dass du heute die Fiery-Furnace-Tour mitmachst. Hält dein Knie das aus?«
    Wärme erfasste sie, als sie erkannte, dass er sich um sie sorgte. »Ich denke schon.«
    Prüfend betrachtete er sie, bevor er nickte. »Gut. Dann hole ich dich gegen drei Uhr bei deiner Hütte ab.«
    »Danke, das wäre nett. Muss ich meine Uniform anbehalten?« Mit spitzen Fingern zupfte sie an ihrem Uniformhemd.
    »Ja. Schließlich bist du noch im Dienst. Aber hinterher kannst du sie gerne ausziehen.«
    Für einen Moment blieb ihr Herz stehen, um dann bei der Vorstellung, sich vor Shane auszuziehen, wild pochend wieder einzusetzen. Als er schelmisch lächelte, musste sie lachen. »Das werde ich – allein.«
    »Ach, verdammt.«
    Sosehr sie es auch genoss, ein wenig mit ihm zu flirten, sie wusste, dass sie noch nicht so weit war. Und Shane musste es auch

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