Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
Vom Netzwerk:
quietschend kam der Jeep zum Stehen. Eine Staubwolke umhüllte sie. Fassungslos blickte Shane Autumn an. »Was ist? Haben wir jemanden überfahren?« Seine Stimme schwankte. Autumn blickte angestrengt aus dem Fenster. Als er ihren Arm berührte, zuckte sie zusammen. »Was hast du? Sag es mir bitte!«
    Sie blickte ihn an und versuchte ein Lächeln. »T… tut m… mir leid. Ich dachte, ich hätte jemanden gesehen … den ich kenne. Ich habe mich wohl getäuscht.«
    Ein Zittern durchlief sie. Konnte sie wirklich Robert gesehen haben? Aber wie sollte das möglich sein? Sie hatte niemandem gesagt, dass sie hierherging. Die Wohnung und das Auto hatte sie noch in New York verkauft, und sie war über mehrere Zwischenstationen gefahren, um ihre Spur zu verwischen. Sie atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen: Robert konnte überhaupt nicht wissen, wo sie war – Ende der Diskussion! Sie richtete sich auf und warf einen vorsichtigen Blick auf Shane. Er war immer noch nicht weitergefahren, sondern musterte sie eindringlich.
    Shane ließ den abgewürgten Motor wieder an, als er überzeugt zu sein schien, dass sie nicht noch einmal losschreien würde. »Willst du mir erzählen, worum es eben ging?« Sein besorgter Blick streichelte sie.
    Autumn wurde langsam wieder wärmer. Sie lächelte ihn schief an. »Nichts weiter. Eine Verwechslung, das ist alles.«
    Autumn wurde unbehaglich unter seinem prüfenden Blick. Sie hatte das Gefühl, dass er in sie hineinsehen konnte. Sie wollte, nein, konnte nicht über das reden, was ihr widerfahren war. Sie wollte nicht sein Mitleid, sondern seine Liebe. Erschrocken sog sie die Luft ein. Wieso dachte sie auf einmal an Liebe? Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie Shane an.
    »Was ist, hängt mir noch eine Nudel am Kinn?« Shane blickte weiter auf die Straße.
    Autumn versuchte, sich wieder zu fangen. »Nein, natürlich nicht. Es gab doch heute gar keine Nudeln.« Als sie das Zucken seiner Mundwinkel sah, entspannte sie sich allmählich. Es war wirklich bewundernswert, wie er es immer schaffte, ihre Stimmung zu heben. Durch seine Gegenwart hatte sie den Schock schon beinahe überstanden. Sie hoffte nur, dass sie sich wirklich getäuscht hatte und Robert nicht im Arches war. Nur für einen Sekundenbruchteil hatte sie ihn gesehen, es musste ein harmloser Tourist gewesen sein, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Robert hatte. Das war die einzig logische Erklärung.
    Wieder etwas entspannter, lehnte sie sich im Sitz zurück. Nein, es konnte nicht Robert gewesen sein. Und sie war es leid, sich immer noch von ihm terrorisieren zu lassen, obwohl sie schon vor einem Jahr entkommen war. Sie würde sich hier nicht wieder vertreiben lassen. Sollte sie ihn noch einmal irgendwo sehen, würde sie sofort die Polizei benachrichtigen. Diesmal würde er nicht entkommen. Sie presste entschlossen die Zähne zusammen. Sie wollte kein Opfer mehr sein. Ihr neues Leben gefiel ihr: die Arbeit, die Landschaft, die Menschen. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich wohl. Nur Shane machte sie noch immer nervös, was jedoch eher an ihren Hormonen lag als an einer wirklichen Bedrohung. Sie war es einfach nicht mehr gewohnt, freundschaftlich mit einem Mann umzugehen. Aber sie würde es wieder lernen. Schritt für Schritt.
    »Ich fahre am Nationalfeiertag zu meinen Eltern. Hast du Lust mitzukommen?« Diese so nebenbei gestellte Frage ließ ihren Herzschlag aussetzen. Als er wieder lospolterte, blickte sie Shane fragend an, der leicht verlegen mit den Schultern zuckte. »Ich wollte dich nicht überrumpeln. Der Gedanke ging mir gerade durch den Kopf.« Er blickte sie lächelnd an. »Und, hättest du Lust? Es wird ein ganz zwangloses Grillfest im Garten meiner Eltern. Der Rest der Familie kommt auch.« Als er ihre zweifelnde Miene sah, lachte er. »Keine Angst, wir beißen nicht.« Er nahm ihre Hand und führte sie an die Lippen. »Bitte, begleite mich, ja?«
    Als er anfing, an ihren Fingern zu knabbern, fühlte Autumn eine tiefe Wärme in sich aufsteigen. Sie konnte tun, was sie wollte, Shane schaffte es immer wieder, durch ihren Schutzpanzer in ihr Inneres vorzudringen. Wie gern würde sie seine Familie kennenlernen. Leider war sie nicht mehr das nette, freundliche, unschuldige Mädchen von früher. Ihr Leben bestand zumindest teilweise aus Schmerz, Angst, Scham und Hass.
    Entschlossen schüttelte sie den Kopf. »Das geht nicht. Ich bin ganz neu hier, ich habe bestimmt Dienst. Außerdem würden die anderen das

Weitere Kostenlose Bücher