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Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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erfahren. »Shane, ich …«
    Er ließ sie nicht ausreden, sondern blickte sie ernst an. »Ich denke, du wirst dich in absehbarer Zeit damit auseinandersetzen müssen. Ich bin gerne bereit, ein wenig zu warten, aber ich muss zumindest sicher sein können, dass es nicht umsonst ist.«
    Noch Stunden später, während sie sich in ihrer Hütte auf die Tour vorbereitete, dachte sie über seine Worte nach. Auch wenn er recht hatte, wusste sie nicht, ob sie schon dafür bereit war, den für sie so großen Schritt zu wagen, einem Mann wieder zu vertrauen. Egal wie sehr sie Shane auch mochte, sie kannte ihn erst wenige Wochen. Reichte das, um sich auf ihn einzulassen? Robert hatte sie lange vorher gekannt, bevor sie zum ersten Mal mit ihm ausgegangen war. Sie waren sogar ebenfalls Kollegen gewesen. Und trotzdem hatte sie nicht gesehen, was in ihm vorging, nicht geahnt, dass er sich zu einem Monster entwickeln würde.
    Während sie ihren Rucksack packte, sprach sie sich Mut zu. »Sei ein bisschen lockerer, Autumn. Shane wird dir schon nichts tun.« Davon abgesehen würden sie nicht allein sein, sie hatte also nichts zu befürchten. Sie blickte auf die Uhr. Noch zehn Minuten. Sie war aufgeregter als gedacht. In ihrem Magen breitete sich ein flaues Gefühl aus. Wie sollte sie darauf reagieren, wenn Shane sie berührte oder wieder küsste? Am liebsten würde sie sich einfach gehen lassen und abwarten, was passierte, doch das konnte sie nicht. Ihre Vergangenheit hatte sie geprägt, Robert hatte sie geprägt. Er hatte es geschafft, fünfundzwanzig Jahre liebevoller Fürsorge und Geborgenheit zu zerstören. Aber sie hatte jetzt ein neues Leben, sie musste alles andere vergessen oder zumindest verdrängen, sonst würde sie nie glücklich werden.
    Zur Beruhigung sang sie leise vor sich hin. Ihre tiefe, raue Stimme erfüllte das Zimmer. Als es kurz darauf an der Tür klopfte, brach sie abrupt ab. Sie riss die Tür auf und versuchte, Shane zuzulächeln. »Kleinen Moment noch, ich hole nur meinen Rucksack.« Sie verschwand wieder im Innern.
    Kurz darauf trat sie aus der Hütte und schloss die Tür ab. Shane stand hinter ihr, sie glaubte die Wärme seines Körpers an ihrem Rücken spüren zu können, sein Atem strich über ihren Nacken. Langsam drehte sie sich um. Seine Nasenspitze war nur wenige Zentimeter von ihrer entfernt. Sie sah mit großen Augen zu ihm auf.
    Sanft wie ein Schmetterling strich sein Mund über ihre Lippen. Danach trat er einen Schritt zurück. »Mit deiner Stimme kannst du Eis zum Schmelzen bringen.«
    Erschrocken blickte Autumn ihn an. Brennende Röte stieg in ihr Gesicht. »Das konnte man hören?« Als er nickte, bedeckte sie das Gesicht mit den Händen. »Oh Gott. Das wollte ich nicht.«
    Verwundert sah Shane sie an. »Kein Problem. Mir hat es gefallen. Was war das für ein Lied?«
    »Aus Porgy and Bess – Summertime .« Es war ihr peinlich, beim Singen erwischt worden zu sein. Sie sang nur für sich selbst, ohne Publikum. »Sollten wir jetzt nicht lieber losfahren?«
    Grinsend ging Shane neben ihr her. »Du willst doch wohl nicht ablenken?« Als sie ihr Schweigen noch vertiefte, hob er mit dem Zeigefinger ihr Kinn. »Warum bist du so verlegen? Du singst wirklich gut, du hast keinen Grund, dich zu verstecken.«
    Autumn zog die Schultern hoch. »Nicht alle sind da deiner Meinung.«
    Zweifelnd hob er eine Augenbraue. »So, wer denn nicht?«
    »Mein ehemaliger Freund zum Beispiel. Ich habe mich bemüht, in seiner Gegenwart nicht mehr zu singen. Bist du nun zufrieden?« Abrupt wandte sie sich ab und lief zum Auto.
    Shane öffnete ihr die Beifahrertür und ließ sie einsteigen. Die Hitze traf sie wie ein Schlag. Vorsichtig atmete sie die heiße Luft ein. Ihre Lunge schien zu verbrennen. Ein leichter Luftzug strömte durch das geöffnete Fenster. Gierig streckte sie den Kopf hinaus und ließ, nachdem Shane losgefahren war, den Wind durch ihr Haar gleiten. Innerhalb kürzester Zeit klebte ihre Kleidung am Körper. Das einzig Positive an einem wüstenähnlichen Klima war, dass alles schnell durch die Hitze trocknete. Seufzend schloss sie die Augen. Der Fahrtwind strich sanft über ihr Gesicht, ihr Haar flatterte.
    Weil sie Shanes prüfenden Blick auf sich fühlte, schlug sie die Augen wieder auf – und erstarrte, als sie eine Gestalt am Rande des Parkplatzes stehen sah. Sämtliches Blut wich aus ihrem Kopf, und ihr Mund öffnete sich zu einem Schrei.
    »Anhalten!«
    Shane trat voll auf die Bremse. Schlingernd und

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