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Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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fast das Gefühl, ich wäre das Gesprächsthema gewesen.«
    Verlegen zuckte Autumn mit den Schultern. »Sie haben nur gefragt, ob ich bald mal wieder nach Deutschland komme.«
    »Und?«
    »Das war alles.« Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. Ihr Blick hing an seinem Hemdausschnitt. Sein krauses Brusthaar schimmerte feucht. In der Hitze schien sein Körper zu dampfen. Sie musste sich eingestehen, selten im Leben etwas Aufregenderes gesehen zu haben. Wie gern hätte sie ihre Finger in sein Hemd gleiten lassen, um die Hitze seiner Haut zu spüren. Unwillkürlich fuhr sie mit der Zunge über ihre Lippen.
    »Wenn du nicht damit aufhörst, geraten wir gleich in Schwierigkeiten.« Shanes Stimme klang rau.
    Seine Finger gruben sich in ihre Arme und ihr verhangener Blick traf seinen. Seine schwarzen Augen schienen zu glühen. Es hatte ihr die Sprache verschlagen, sie konnte nur stumm zu ihm aufsehen. Nach einigen Sekunden, die ihr beinahe wie Stunden vorkamen, löste er sich seufzend von ihr.
    Er räusperte sich und setzte ein schiefes Lächeln auf. »Himmel, du schaffst mich.« Fahrig strich er sich mit der Hand durchs Haar. »Zurück zum Thema: Was hast du geantwortet und was hatte das mit mir zu tun?«
    Nun war es an ihr zu seufzen. »Ich werde sicher irgendwann wieder mal nach Deutschland fahren, aber nicht gerade jetzt. Sie scheinen zu glauben, du wärst mein … Freund. Sie haben dich auch eingeladen, in ihrer Pension zu übernachten.« Verlegen blickte sie zur Seite.
    Ein Finger unter ihrem Kinn führte ihren Blick zu Shane zurück. »Bin ich nicht dein Freund?« Diese Frage klang leicht amüsiert.
    Das ärgerte Autumn. »Du weißt schon, was ich meinte.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Da wir uns vorhin doch recht intensiv geküsst haben, nehme ich an, dass man uns als Freunde bezeichnen könnte. Oder siehst du das anders?«
    Hitze stieg in ihr Gesicht. »Das mag ja sein, aber wir sind kein … Paar.« Ein besseres Wort fiel ihr nicht ein.
    Shane blickte sie prüfend an. »Nein. Aber das liegt nicht an mir.« Damit wandte er sich um und rief die Tourteilnehmer zusammen, um die Wanderung fortzusetzen.
    Autumn blickte ihm verunsichert nach. Hatte er verstimmt geklungen? Irgendwie musste sie ihm klarmachen, dass sie sich nicht einfach so in eine Beziehung stürzen konnte, sondern es langsam angehen mussten. Einen Schritt nach dem anderen. Und was sollte sie tun, wenn Shane nicht bereit war zu warten? Stirnrunzelnd reihte sie sich wieder in die Gruppe ein.
    Den gesamten Rückweg, während sie über Felsen kletterte, auf Felsgraten entlanglief oder durch Sand stapfte, gingen ihr seine Worte nicht aus dem Sinn. War er ernsthaft an ihr interessiert? Wollte er eine richtige Beziehung mit ihr eingehen? Die körperliche Anziehungskraft war auf jeden Fall vorhanden, sie spürte sie immer noch in ihrem Magen. Aber war sie in der Lage, noch einmal eine Partnerschaft aufzubauen? Sie wusste es nicht. Nachdem sie heute geglaubt hatte, Robert zu sehen, waren die Erlebnisse von damals wieder hochgekommen. Vielleicht konnte sie nie wieder eine ernsthafte Beziehung mit einem Mann eingehen. Bei diesem Gedanken zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen. Tränen traten ihr in die Augen. Ärgerlich wischte sie sie weg. Sie hasste diese Schwäche.
    Wenn sie noch am Leben wären, hätte sie ihre Eltern nach ihrer Meinung fragen können. Ob Shane ihnen wohl gefallen hätte? Er war ein netter, höflicher Mann, noch dazu intelligent und engagiert. Und außerdem gut aussehend und charmant. Ihre Eltern hätten ihn vermutlich gemocht. Robert dagegen hatten sie nie gemocht, obwohl er versucht hatte, sich bei ihnen einzuschmeicheln. Er war jedoch kläglich gescheitert, denn ihre Eltern waren zu schlau gewesen, um sich von ihm täuschen zu lassen. Sie hatten ihn für merkwürdig und falsch gehalten. Zu spät hatte Autumn gemerkt, dass sie damit richtig lagen. Doch dann waren ihre Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Von einem Tag auf den anderen war sie plötzlich ganz allein gewesen, hatte niemanden außer Robert gehabt. Er hatte ihr in dieser schweren Zeit beigestanden, so getan, als würde er mit ihr trauern. Er war ihre Stütze gewesen, bis er sich zu einem Albtraum entwickelt hatte …
    Ein eisiger Schauer kroch über ihr Rückgrat. Hastig blickte sie sich nach allen Seiten um. Die Gruppe hatte sich ein Stück von ihr entfernt. Nach einem letzten Blick über die Schulter schloss sie wieder zu den Touristen auf. Nachdem

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