Vertraute Gefahr
zehn.«
Autumns Gabel fiel klirrend auf den Teller. »Flugzeug? Hast du nicht gesagt, sie wohnen in der Nähe?« Sie sah ihn mit verengten Augen an.
Shane zuckte mit den Schultern. »Mit dem Flugzeug schon.« Er blickte sie unschuldig an.
»Shane Hunter, versuch nicht, abzulenken. Warum hast du nicht gesagt, dass sie so weit weg leben, dass wir dafür mit dem Flugzeug fliegen müssen?«
»Wärst du mitgekommen, wenn ich es dir erzählt hätte?«
Autumn warf aufgebracht die Hand in die Luft. »Natürlich nicht.« Schließlich war sie dann an ihn gebunden und hatte nicht die Kontrolle über die Situation. Außerdem war ein Flug auch nicht gerade billig und sie hatte ihr Erspartes im letzten Jahr beinahe aufgebraucht.
»Eben. Darum habe ich es für mich behalten.« Er blickte sie bittend an. »Du kommst doch noch mit, ja?«
Wie sollte sie diesem Blick widerstehen? Vor allem aber wollte sie wirklich gerne seine Familie kennenlernen, die auf den Fotos so herzlich und sympathisch aussah. Außerdem war das eine einmalige Möglichkeit, herauszufinden, ob Shane wirklich so war, wie er wirkte.
Autumn gab nach. »Eigentlich sollte ich aus Prinzip hierbleiben. Aber leider kann ich dir einfach nicht widerstehen. Wo genau fliegen wir denn hin?«
Shane strahlte. »Nach West Yellowstone, das ist eine kleine Stadt am Rand des Yellowstone National Park. Meinen Eltern gehört dort die Diamond Bar Ranch. In der Stadt gibt es einen kleinen Flughafen, sodass wir ganz bequem hier ins Flugzeug einsteigen können und dort wieder aus. Am Flughafen wird dann ein Auto für uns bereitstehen. Und am nächsten Tag genauso zurück.«
Wieder fiel Autumns Gabel auf den Teller. »Nächster Tag? Shane …«
Shane blickte sie besonders unschuldig an. »Aber natürlich. Das Barbecue geht bis abends und dann kommt noch das Feuerwerk. Nachts bekommen Kleinflugzeuge ohnehin keine Starterlaubnis. Außerdem dachte ich, du würdest vielleicht gerne etwas vom Yellowstone sehen.« Seine Augenbrauen hoben sich.
Einen Moment lang zögerte sie, eine Übernachtung bedeutete eine noch größere Verpflichtung als ein einfaches Treffen, dann atmete sie tief durch. »In Ordnung, dann suche ich mir ein Motelzimmer. Ich hoffe, es ist noch etwas frei.«
Shane schüttelte bereits den Kopf. »So ein Unsinn. Du schläfst natürlich bei uns.« Als Autumn protestieren wollte, fügte er hinzu: »Meine Eltern haben eine Gast-Ranch. Es sind genügend Zimmer vorhanden. Und falls du befürchten solltest, dass ich dir zu nahe trete, kann ich dich beruhigen.«
»Ich weiß nicht, wem ich weniger traue, dir oder mir selbst.«
Das ließ ihn verstummen. Nach einem Moment der Stille nickte er. »Das lassen wir wohl am besten auf uns zukommen. Jedenfalls verspreche ich dir, mich gut zu benehmen und dich zu nichts zu drängen. In Ordnung?«
Autumn nahm ihren Mut zusammen und nickte. »Gut. Was soll ich einpacken?«
»Es ist alles vorhanden. Du brauchst nur etwas zum Anziehen mitzunehmen.«
»Wird der 4. Juli bei euch besonders festlich gefeiert?« Im Geiste ging Autumn bereits den Inhalt ihres Kleiderschranks durch.
»Nein, zieh dich ganz normal an. Und denk daran, etwas Wärmeres mitzunehmen. Da oben kann es ganz schön kühl werden. Die Hitzewelle wurde gerade von einer Kaltfront verdrängt.«
Ein Lächeln spielte um Autumns Mund. »Ja, Mom.«
Shanes Augenbrauen zogen sich zusammen. »Ich versuche, dich vor einer Erkältung zu bewahren, und du machst dich über mich lustig?« Inzwischen zuckten auch seine Mundwinkel. »Na warte, das bekommst du alles zurück. Ab Mittwoch habe ich dich in der Hand, dann kommst du mir nicht mehr so leicht davon.«
Autumn wurde wieder ernst. »Ich freue mich auf die Fahrt. Als ich vor zwei Jahren das letzte Mal den 4. Juli gefeiert habe, lebten meine Eltern noch. Ich hoffe, ich kann dieses Jahr wieder an die schönen Erinnerungen anknüpfen.«
Shane nahm ihre Hand. »Das wirst du, ich verspreche es dir. Bei meiner Familie ist immer viel los und sie freuen sich sehr über Gäste.« Mit dem Daumen drehte er langsame, hypnotisierende Kreise auf ihrem Handrücken. Ein wohliger Schauer durchlief Autumn. Nach einem abschließenden Druck ihrer Hand ließ Shane sie los, schob seinen Stuhl zurück und erhob sich. »So, lange genug herumgetrödelt, die Pflicht ruft.«
Erschrocken blickte Autumn auf ihre Uhr. Es war bereits fast halb zwei. Hastig sprang sie auf. »Oh, ich komme zu spät. Ich fürchte, ich muss einen Sprint einlegen.«
Shane
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