Vertraute Gefahr
lächeln.
»Es muss schön sein, so eine Familie zu haben. Erzähl mir mehr von ihnen.«
Shane blickte Autumn prüfend an und entschied dann, dass sie anscheinend wirklich an seiner Familie interessiert war. Er erinnerte sich an ihren wehmütigen Blick auf das Familienfoto in seiner Hütte.
Entspannt lehnte er sich zurück. »Mein Vater George ist fünfundsechzig. Vor sechsunddreißig Jahren, nachdem er aus dem Militär ausgeschieden war, kaufte er für sich und meine Mutter Angela Weideland und baute eine Ranch auf. Die ersten Jahre waren schwierig, aber schließlich wurde die Ranch sehr erfolgreich. Es ist eine der größten Rinderfarmen in der Gegend. Vor vier Jahren, nachdem wir Kinder alle aus dem Haus waren, haben die beiden sich entschieden, eine Gast-Ranch daraus zu machen.« Shane lachte leise. »Ich denke, es war ihnen einfach zu ruhig ohne uns.«
»Das kann ich mir vorstellen bei fünf Kindern.« Ihre Augen glänzten.
»Sechs, mit mir. Bei uns ging es meistens hoch her. Einen ruhigen Moment gab es da eher selten.«
»Eure armen Eltern. Wie haben sie das nur ausgehalten?«
»Meine Mutter kann sehr energisch werden und mein Vater ist die Ruhe in Person. Er ist durch fast nichts zu erschüttern.« Shane überlegte kurz. »Eigentlich hat ihn bisher nur eine einzige Sache wirklich aufgeregt, und das war Leighs Unfall.« Weder seinen Eltern noch ihm oder seinen Geschwistern war es gelungen, diesen Tag zu vergessen. Sie hatten einige Stunden im Krankenhaus warten müssen, bis die Ärzte sicher gewesen waren, dass Leigh überleben würde. Ihre Lähmung kam als weiterer Schock.
Als Autumn seine Hand drückte, schreckte Shane aus den schlimmen Erinnerungen auf und bemühte sich um ein Lächeln. »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, meine Mutter. Sie ist sechzig Jahre alt, in ihrer Freizeit bastelt sie Puppen. Du solltest sie dir unbedingt einmal ansehen, es sind echte Unikate.«
»Das werde ich bestimmt. Aber woher nimmt sie bei so vielen Kindern und einer Ranch die Zeit für ein Hobby?«
»Nun, der Tag hat vierundzwanzig Stunden und meine Mutter sehr viel Energie.« Shanes Lächeln fühlte sich natürlicher an. »Du wirst es ja bald selbst feststellen.«
»Kommen alle deine Geschwister?« Autumn schien mit ihren Fragen noch lange nicht fertig zu sein.
»Ja, der 4. Juli ist bei uns immer ein großes Familientreffen. Genauso wie viele andere Feiertage auch. Hin und wieder fehlt zwar einer von uns, aber am schönsten ist es, wenn alle zusammen sind.« Diesmal würden alle dabei sein, weil sie Autumn kennenlernen wollten. Shane brachte zum ersten Mal jemanden mit zu einer dieser Familienfeiern, und die Neugier war entsprechend groß.
»Ich kann mir eine so große Familie gar nicht vorstellen. Erzähl mir von deinen anderen Geschwistern.«
»Leigh hast du ja schon kennengelernt, sie hat vor ihrem Unfall als Innenarchitektin gearbeitet. Sie ist sechsundzwanzig, genauso wie ihre Zwillingsschwester Shannon. Shannon hat wohl auch ein paar kreative Gene von unserer Mutter geerbt, sie ist Schriftstellerin.«
Autumn setzte sich abrupt auf. »Shannon Hunter ist deine Schwester? Die Shannon Hunter, die gerade den Preis für die beste Military Romance – diese Liebesromane mit Helden aus dem Militär – gewonnen hat?«
Shane lächelte über ihre Aufregung. »Genau die.«
»Ihre Bücher sind toll! Die Spannung bleibt von der ersten bis zur letzten Seite erhalten. Und als Helden die Spezialeinheit der Navy, die SEALs, zu nehmen, war eine echt tolle Idee. Wie ist sie darauf gekommen?«
Lachend winkte Shane ab. »Am besten fragst du sie selbst. Sie freut sich immer, wenn sie mit Lesern über ihre Arbeit sprechen kann.« Autumns Augen funkelten aufgeregt. Im Augenblick war nichts von der Anspannung zu erkennen, die sich sonst so häufig bei ihr bemerkbar machte. Um diesen Zustand beizubehalten, sprach er rasch weiter. »Dann gibt es noch meinen jüngeren Bruder Jay, er ist dreißig und Detective in San Francisco.«
»Wie in ›Die Straßen von San Francisco‹?«
»Genau. Ich saß mal hinten im Wagen und kann es nicht empfehlen.« Auch jetzt bekam Shane noch Magendrücken, wenn er nur daran dachte.
Autumn lachte über seinen Gesichtsausdruck, doch er ignorierte es und redete weiter. »Das Nesthäkchen der Familie ist Chloe. Sie ist zweiundzwanzig und studiert in Harvard Jura.« Er schüttelte verwundert den Kopf. »Wenn man sich das mal vorstellt, meine kleine Schwester ist bald Anwältin.«
Autumn blickte ihn
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