Vertraute Gefahr
durchging und mich abwarf. Danach habe ich mich dann von Reitställen ferngehalten.«
Shanes Lachen war ansteckend. »Das kann ich mir vorstellen. Ich habe reiten gelernt, weil ich hier auf der Ranch aufgewachsen bin, aber meine liebste Beschäftigung war es nie. Clint dagegen wirkt, als wäre er auf dem Pferderücken festgewachsen.«
Die Vorstellung ließ Autumn schmunzeln. »Das stelle ich mir ungesund vor.«
»Stimmt. Obwohl ihm alles zuzutrauen ist.«
Sie schlenderten den Mittelgang entlang und blieben ab und zu bei einem Pferd stehen. Einer besonders schönen rotbraunen Stute boten sie eine Karotte an, die sie begeistert akzeptierte.
Autumn strich vorsichtig mit der Hand über die weichen Nüstern. »Sie ist wunderschön.« Shane stand dicht neben ihr. Als er sich über die brusthohe Holztür lehnte, streifte er sie mit seinem Arm. Sofort setzte bei ihr eine fast schon automatische Reaktion auf seine Nähe ein. Zusammen mit dem Duft des Strohs und der Tiere verstärkte sich ihr Schwindelgefühl. Ihr aus den Erfahrungen mit Robert erwachsener Instinkt sagte ihr, dass sie hier schleunigst verschwinden und etwas Abstand zwischen sich und Shane bringen sollte, doch sie unterdrückte ihn. Sie war mit Shane nach Montana gekommen, um herauszufinden, ob sie noch einmal zu einer Beziehung fähig war, und es würde nichts bringen, wenn sie immer nur vor ihm floh.
»Ja, das ist sie. Und intelligent dazu. Flower ist mein Liebling.« Als die Stute ihn mit der Nase anstubste, lachte er. »Und das weiß sie auch genau.«
Nach einem letzten Tätscheln wandten sie sich dem Ausgang zu, durch den helles Sonnenlicht einfiel. Staubpartikel schwebten in der Luft. Ein Gefühl von Frieden überkam Autumn, sie hatte sich richtig entschieden.
Shane blickte aus den Augenwinkeln zu Autumn hinüber. Sie wirkte endlich einmal völlig entspannt und glücklich. Sein Herz zog sich bei ihrem Anblick zusammen. Was würde er dafür geben, sie immer so zu sehen. In diesem Augenblick beschloss er herauszufinden, was sie so oft quälte, und diese Sache wenn möglich aus dem Weg zu räumen. Aber nicht gerade jetzt, wo sie so friedlich wirkte. Er wollte sie am liebsten in einen schützenden Kokon hüllen und dafür sorgen, dass nie wieder solch ein ängstlicher Ausdruck auf ihr Gesicht trat, den er nun schon viel zu oft gesehen hatte. Aber zuerst musste er dringend das tun, was er bereits unterdrückte, seit sie das Handtuch festgehalten hatte.
In einer geschmeidigen Bewegung verstellte er Autumn den Weg in die Freiheit und zog sie, ihren erschrockenen Protest ignorierend, an sich. Seine Lippen senkten sich sanft auf ihre. Als Autumn den Mund öffnete, nutzte er die Gelegenheit und erkundete mit seiner Zunge ihre Mundhöhle.
Autumn stöhnte, löste sich aber nicht von ihm. Im Gegenteil, sie schlang ihre Arme um seinen Nacken und zog ihn näher zu sich heran. Ihre Hände in seinem Haar brachten ihn um die letzte Beherrschung und er drängte sich an sie. Noch nicht einmal ein Strohhalm hätte mehr zwischen sie gepasst. Ihr Körper fühlte sich an, als wäre er für ihn geschaffen: genau an den richtigen Stellen gerundet, an anderen fest. Wenn sie wie jetzt auf Zehenspitzen stand, lief er auch nicht Gefahr, sich den Nacken zu brechen, wie bei einigen seiner früheren Freundinnen. Er vertiefte den Kuss und ließ seine Hände an ihrem Rücken herabgleiten, bis sie ihr angenehm rundes Hinterteil umfassten. Langsam zog er ihre Mitte näher zu sich heran und rieb sich an ihr. Das Blut pochte in seinen Schläfen und das Herz galoppierte in seiner Brust. Das Geräusch wurde immer lauter, als käme es nicht von ihm, sondern …
Shane hob den Kopf und blickte auf das offene Tor. Ein riesiger Schatten erschien in der lichtdurchfluteten Öffnung. Mit einem lauten Fluch riss er Autumn mit sich an die Wand und schützte sie mit seinem Körper.
Autumn wusste nicht, was mit ihr geschah. Im einen Moment empfing sie den Kuss ihres Lebens und im nächsten stand sie mit dem Rücken zur Wand und wurde von Shane fast zerquetscht. Verwirrt versuchte sie sich von ihm zu lösen, doch er hielt sie erbarmungslos fest. Furcht schoss durch ihren Körper und erstickte die Leidenschaft, die Shanes Berührungen in ihr ausgelöst hatten. Es dauerte einen Moment, bis sie merkte, dass er nicht versuchte, sie zu überwältigen, sondern sich schützend über sie beugte.
»Shane?« Ihre Stimme klang gedämpft gegen Shanes Hemd. Selbst wenn sie geschrien hätte, wäre der Ton in
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