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Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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dem Lärm untergegangen, der nun herrschte. Vorsichtig blickte sie über seine Schulter in den Gang. Ein riesiges schwarzes Pferd galoppierte gerade durch das Tor. Vorsichtshalber verschmolz Autumn noch etwas mehr mit der Wand, während sie Shane dichter an sich zog, fort aus der Gefahrenzone. Als das Pferd sie entdeckte, stieg es mit rollenden Augen. In Erwartung eines fatalen Sturzes des Reiters schloss Autumn die Augen. Nach einer Weile öffnete sie sie wieder. Der Tumult hatte sich gelegt. Das Pferd stand zitternd und schweißbedeckt im Gang, der Reiter saß noch im Sattel.
    Shane löste sich von ihr. Er wandte sich dem Mann zu. »Himmel, Clint, du weißt doch, wie gefährlich es ist, in vollem Tempo in den Stall zu reiten. Wolltest du uns umbringen?« Mit einer zitternden Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn.
    »Woher sollte ich denn wissen, dass sich jemand im Stall hinter der Tür versteckt? Was treibt ihr überhaupt hier?«
    Autumn blickte ihn mit offenem Mund an. Die Stimme von Shanes Bruder war tief und rau, fast als würde er ständig rostige Nägel kauen. Aber sie musste zugeben, zu ihm passte sie. Sie konnte seine Größe nicht genau schätzen, da er auf dem Pferd saß, aber er schien noch größer als Shane zu sein. Die Schultern in seinem durchgeschwitzten Arbeitshemd wirkten gigantisch und unter der Jeans war das Muskelspiel seines Oberschenkels zu sehen.
    »Wir haben uns den Stall angesehen, was denn sonst.« Shane wandte sich Autumn zu. »Ist mit dir alles in Ordnung?« Als sie nicht antwortete, sondern nur mit glasigen Augen zu Clint hinaufstarrte, schüttelte er sie leicht. »Autumn?«
    Es dauerte eine Weile, bis sie reagieren konnte. »Ja, was?«
    »Geht es dir gut?«
    Sie lächelte wässrig. »Ja, alles in Ordnung. Ich bewundere nur gerade … eure Gene.« Als ihr klar wurde, was sie gesagt hatte, biss sie sich auf die Zunge.
    Shane blickte sie fassungslos an. »Wie bitte?«
    »Nichts, schon gut.« Verlegen warf sie einen kurzen Blick zu Clint. Sie war sich nicht sicher, aber sie glaubte, einen seiner Mundwinkel leicht zucken zu sehen. Ansonsten blieb sein Gesicht völlig ausdruckslos. Er würde bestimmt einen guten Pokerspieler abgeben. Fasziniert beobachtete sie, wie Clint sich geschmeidig und mit einer für seine Größe denkwürdigen Leichtigkeit aus dem Sattel schwang. Das Spiel seiner ausgeprägten Muskeln war spektakulär. Autumn riss ihren Blick ruckartig von Clint los, was er mit einem weiteren Heben seines Mundwinkels quittierte, und wandte sich Shane zu, der sie noch immer mit gerunzelter Stirn betrachtete.
    »Clint, das hier ist meine Kollegin Autumn Howard; Autumn, mein unvernünftiger Bruder Clint.« Seine Vorstellung klang nicht besonders freundlich.
    Sie blickte ihn erstaunt an. Mit den Augen schien er seinen Bruder zu durchbohren, der wiederum kaum wahrnehmbar mit den Schultern zuckte. Autumn betrachtete dieses Zwischenspiel erstaunt. Hatte sie irgendetwas verpasst? Shane legte besitzergreifend seinen Arm um ihre Schultern und zog sie an seine Seite. Es kam ihr fast vor, als wäre er eifersüchtig auf seinen Bruder, aber das konnte doch nicht sein, oder? Prüfend sah sie in seine Augen. Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, erblickte sie dort eine gewisse Unsicherheit. Wer hätte das gedacht? Um ihn zu besänftigen, schlang sie ihren linken Arm um seine Taille, während sie Clint mit der anderen Hand begrüßte. Ihre Finger verschwanden fast in dessen Pranke.
    Noch immer zeigte sich auf seinem Gesicht kein Ausdruck. Im Großen und Ganzen ähnelte er Shane stark, doch alles an ihm war größer, härter. Sein schwarzes Haar war fast militärisch kurz geschnitten, seine sherryfarbenen Augen mit einem dunklen Ring um die Iris blickten hart und kompromisslos. Sein fein geschnittener Mund, eine weitere Ähnlichkeit mit Shane, ließ kein Lächeln erahnen. Autumn bezweifelte, dass er überhaupt dazu in der Lage war. Die Falten neben seinen Augen schienen jedenfalls mehr vom Blinzeln gegen die Sonne zu stammen als vom Lachen.
    »Hallo.«
    Clint drückte kurz ihre Hand und ließ sie gleich darauf wieder los. Seine Begrüßung bestand aus einem kurzen Nicken. Shane legte er eine Hand auf die Schulter, bevor er mit dem schwarzen Hengst in einer der Boxen verschwand.
    »Sehr gesprächig ist dein Bruder wohl nicht, oder?« Lächelnd blickte sie Shane an.
    »Nein. Er war nie ein besonders geselliger Mensch, aber in den letzten drei Jahren hat er sich noch mehr zurückgezogen. Es ist

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