Vertraute Gefahr
vertrauen. Er musste unbedingt herausfinden, was das war, wenn er sie ganz für sich gewinnen wollte. Allerdings würde er geduldig und behutsam sein müssen, um sie nicht zu verschrecken. Aber das würde er schaffen, denn mehr als alles andere wollte er Autumns Liebe gewinnen.
Schweigend fuhren sie die lange Auffahrt zum Ranchhaus hinauf. In der Garage bremste er sanft ab und stellte den Motor aus. Shane blieb regungslos sitzen und wartete, bis seine Schwestern den Wagen und die Garage verlassen hatten. Dann erst strich er mit den Fingerspitzen eine aus dem Knoten entkommene Haarsträhne von Autumns Wange. Bei der Berührung flatterten Autumns Augenlider, ihr Mund zuckte. Shane konnte nicht widerstehen und strich mit seinen Lippen über ihre. Das weckte sie vollends auf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie ihn an. Als sie ihn erkannte, sackte sie in sich zusammen.
»Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.« Er strich noch einmal über ihre Wange. »Wir sind da. Soll ich dich reintragen?«
»Nicht nötig. Danke.« Ihre Stimme klang schläfrig. Sie streckte sich einmal kurz und stieß dann die Autotür auf. Shane lief um den Wagen herum und hielt ihr die Tür auf. Langsam gingen sie auf das Haus zu, weil Shane den schönen Abend noch nicht beenden wollte. Erst als Autumn vor Müdigkeit schwankte, riss er sich zusammen.
»So, das reicht. Ich bringe dich jetzt ins Bett.« Rasch nahm er sie auf seine Arme und ignorierte Autumns Versuch, ihn daran zu hindern. Vorsichtig trug Shane sie die Holztreppe hoch. Ihr Gewicht in seinen Armen erinnerte ihn an den Tag ihres Kennenlernens. Damals war sie in seinen Armen eingeschlafen. Wenn er darüber nachdachte, was in der Zwischenzeit alles geschehen war, kam es ihm vor wie ein Wunder. Im Alter von zweiunddreißig Jahren war ihm schließlich die Liebe begegnet. Wenn es nicht ein so tolles Gefühl gewesen wäre, dann hätte er sich gefürchtet. Autumn gegenüber war er völlig schutzlos, sie war still und heimlich unter seine Haut gekrochen und hatte sich in seinem Herzen eingenistet.
Shane seufzte. Es geschah ihm ganz recht. Jahrelang waren die Frauen hinter ihm hergelaufen, er hatte sich nie besonders um eine bemühen müssen. Doch Autumn war anders. Bei ihrem Zimmer angekommen, stellte er sie sanft auf ihre Füße.
Autumn schwankte und klammerte sich an ihn. »Ich fürchte, Teile von mir sind bereits im Reich der Träume.«
Shane öffnete die Zimmertür und hob sie wieder hoch. »Kein Problem, der Begleitservice gilt bis zum Bett.«
Autumn schwieg und sah ihn nur mit großen Augen an, während Shane das Zimmer durchquerte und sie auf dem Bett absetzte. Er gab ihr einen Kuss, wünschte ihr eine gute Nacht und verließ das Zimmer, bevor er es sich anders überlegen konnte und sich zu ihr legte.
Danach lehnte er an der Flurwand außerhalb ihres Zimmers und versuchte, sich davon zu überzeugen, dass es richtig gewesen war, Autumn alleine zu lassen. Er schlug mit der Stirn leicht an die Wand und wartete auf die Kraft, in sein eigenes Zimmer zu gehen.
Hinter ihm erklang eine amüsierte Stimme. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass das hilft?« Clint war auf seine unnachahmlich leise Art hinter ihn getreten, ohne dass er es bemerkt hatte.
»Verdammt, Clint, du sollst dich doch nicht immer so anschleichen.«
»Eigentlich bin ich ganz normal gegangen. Du warst wohl mit deinen Gedanken woanders.« Die Stichelei ignorierend, wandte Shane sich um. Bevor er seine Tür erreichte, legte sich Clints Hand auf seinen Arm. »Es ist doch alles in Ordnung?«
Shane blickte ihn verwundert an. »Ja, natürlich. Ich habe mich nur gerade einem Anfall von Selbstmitleid hingegeben. Wieso fragst du?«
Clint zuckte unbehaglich die Schultern. »Du siehst so aus, als würde etwas an dir nagen.«
Da Clint damit recht hatte und Shane jemanden brauchte, bei dem er sich aussprechen konnte, lud er seinen Bruder auf einen Drink in sein Zimmer ein. Schweigend ließ Clint sich auf dem Sofa nieder, während Shane eine Flasche Whiskey aus dem Wandschrank holte.
»Es geht um Autumn.«
Als er nicht weitersprach, nickte Clint. »Das dachte ich mir.«
Shane sah ihn scharf an, aber als sein Bruder nichts weiter dazu sagte, zwang er sich, das auszusprechen, was ihn nun schon seit Wochen beschäftigte. »Ich mag Autumn sehr und möchte gern mit ihr zusammen sein. Aber irgendetwas scheint sie zu ängstigen. Die meiste Zeit benimmt sie sich ganz normal, aber manchmal, wenn sie denkt, es merkt
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