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Vertraute Gefahr

Vertraute Gefahr

Titel: Vertraute Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Raven
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musste sie ihm von ihrer Vergangenheit erzählen. Er musste wissen, worauf er sich einließ.
    Shane schien die Veränderung in ihrem Gesichtsausdruck zu bemerken. Er kniete sich vor sie und nahm ihre kalten Hände in seine. »Habe ich dich erschreckt?«
    Autumn schüttelte den Kopf und versuchte ein wackliges Lächeln. »Nein, es hat nichts mit dir zu tun. Oder doch, eigentlich schon. Es geht um meine Vergangenheit. Ich weiß, ich muss dir davon erzählen, aber ich fürchte mich davor.«
    Am liebsten hätte Shane gesagt, sie müsste ihm gar nichts sagen, dass er es gar nicht wissen wollte, aber das wäre eine Lüge gewesen, denn er musste erfahren, was mit ihr geschehen war. Er wollte sie verstehen, damit er ihr helfen konnte. »Egal, was dir auch in deiner Vergangenheit passiert ist, es hat keinen Einfluss auf meine Gefühle für dich. Wenn du es mir erzählen willst, höre ich dir zu.«
    Autumn traten Tränen in die Augen. Sie hob seine Hand an ihren Mund und küsste sie. Danach ließ sie sie los. »Danke. Die Geschichte ist ziemlich lang. Wie wäre es, wenn du dich irgendwohin setzt?«
    Shane zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber. Er sagte nichts und wartete ab, bis sie von selbst begann.
    Eine Weile blickte Autumn ihn einfach nur an. Schließlich atmete sie tief durch und begann mit leiser Stimme zu erzählen. »Vor vier Jahren, nach dem Ende meines Studiums, begann ich in der Bibliothek der Columbia University zu arbeiten. Ich verstand mich recht gut mit meinen Kollegen, unter ihnen war auch Robert Pears. Wir hatten neben der Arbeit noch einige andere gemeinsame Interessen, sodass wir uns hin und wieder privat unterhielten oder uns auch mal in einem Museum trafen. Es entwickelte sich langsam eine Freundschaft, später dann eine Beziehung. Er war nett, aufmerksam und sah gut aus. Ich mochte ihn und konnte keinen Grund finden, unsere Freundschaft nicht zu vertiefen. Das war jedoch ein Fehler.« Ihre Stimme war bitter geworden, voll von Selbstvorwürfen. Shanes Magen zog sich bei ihrem Anblick zusammen.
    »Ich dachte, dass ich ihn liebe, und wir sind zuerst gut miteinander ausgekommen. Aber ich glaube heute, dass ich nur bei ihm geblieben bin, weil ich einsam war. Meine Eltern waren nach Florida gezogen, als mein Vater dort eine Stelle angeboten bekam, meine einzige Freundin verschlug es kurz darauf nach Houston. Ich hatte niemanden mehr, mit dem ich richtig hätte reden können, außer Robert. Und so blieb ich bei ihm.«
    Sie lachte unfroh. »Alleine wäre es mir im Endeffekt besser gegangen.« Sie wischte den Gedanken mit einer Handbewegung beiseite. »Jedenfalls fing es nach einiger Zeit an zu kriseln. Kein Tag verging mehr, ohne dass wir über irgendetwas in Streit gerieten. Robert wurde immer besitzergreifender und wollte über mein Leben bestimmen. Meine Eltern, mit denen ich trotz der weiten Entfernung weiterhin ein sehr enges Verhältnis hatte, rieten mir, ihn zu verlassen, aber ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen. Robert hatte es geschafft, mir einzureden, dass mich kein anderer Mann wollen würde, und alleine wollte ich nicht sein. Erstaunlicherweise mochten meine Eltern Robert von Anfang an nicht. Ich hatte ihn einmal zu einem Besuch mitgenommen, aber aus irgendeinem Grund konnten sie sich gegenseitig nicht ausstehen. In den folgenden Monaten drängten mich meine Eltern immer wieder, die Sache zu beenden und mir lieber einen Mann zu suchen, der mich wirklich liebte und mich nicht nur als sein Eigentum ansah. Aber ich dachte, ich wüsste es besser.«
    Shane zuckte zusammen. Er hasste ihre Geschichte schon jetzt. Anscheinend hatte sie vor, sich selbst die Schuld an den Geschehnissen zu geben, welche auch immer das waren. Er hätte ihr sagen können, dass zu einer schlechten Beziehung immer zwei gehörten, aber er glaubte nicht, dass sie ihm zuhören, geschweige denn zustimmen würde. So blieb er stumm und beobachtete, wie die Geschichte sie quälte.
    »Unsere Auseinandersetzungen wurden immer heftiger. Eines Tages sagte ich ihm, dass mir die Beziehung nichts mehr gäbe und ich ihn deshalb verlassen würde.« Autumn schluckte schwer. »Er schlug mich.«
    Shane fluchte.
    Sie versuchte ein Lächeln. »Es war nur eine Ohrfeige und er entschuldigte sich hinterher dafür. Aber für mich war es der letzte Beweis für das Ende der Beziehung. Es hat mich wachgerüttelt und mir gezeigt, dass es für uns keine Zukunft gab. Um ehrlich zu sein, war ich erleichtert, einen Grund zu haben,

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