Vertraute Gefahr
vergessen.« Als er Janets ungläubigen Blick sah, beeilte er sich, ihr die Situation zu erklären. Anschließend lud er sie ein, ihnen Gesellschaft zu leisten.
Janet schüttelte den Kopf. »Nein, danke. Ich muss gleich wieder los.« Sie wandte sich an Autumn. »Wenn du nicht in deiner Hütte bleiben willst, kannst du bei uns übernachten.«
Autumn öffnete gerade den Mund, um erleichtert zuzustimmen, als Shane für sie antwortete. »Nicht nötig, sie bleibt hier.«
Janets Augen wurden groß. »Oh …«
Aus Cocos Korb drang ein jämmerliches Maunzen. Anscheinend war ihre Geduld endgültig erschöpft. Shane kniete sich hin und löste die Riegel der Klappe. Coco schoss wie ein Blitz hinaus und verkroch sich im Schlafzimmer unter dem Bett.
Noch einmal versuchte Autumn es. »Was eine Schlafgelegenheit angeht …«
Shane unterbrach sie sofort. »Du kannst in meinem Bett schlafen, ich halte sowieso Wache.«
Bevor Janet aufbrach, zog sie Autumn kurz beiseite, um sich zu erkundigen, was genau vor sich ging. Autumn vertröstete sie auf die Mittagspause des nächsten Tages. Sie war zurzeit einfach nicht in der Lage, sich zu unterhalten, dafür war sie zu aufgewühlt.
Shane schloss die Tür hinter ihr und lehnte sich dagegen. Forschend blickte er Autumn an. »Es stört dich doch nicht, dass Coco jetzt hier ist?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, natürlich nicht. Ich habe nur Angst, dass ihr auch etwas … passiert.«
Shane griff nach ihren Händen und zog sie an sich. Als sie von Kopf bis Fuß an ihn geschmiegt war, legte er sein Kinn auf ihren Scheitel. »Wir werden auf sie aufpassen … gemeinsam.«
Eine wohlige Gänsehaut überzog Autumns Rücken. Mit einem bedauernden Seufzer löste sie sich von Shane. »Warum sollte ich Janet nicht nach einer Schlafgelegenheit fragen? Ich möchte dich nicht aus deinem Bett vertreiben.«
Ein langsames Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Dann tu es nicht.«
Autumn schnitt eine Grimasse. »Warum sagst du eigentlich immer so etwas?«
Er blickte sie mit glühenden Augen an. »Weil es das ist, was ich mir wünsche, und ich hoffe immer noch, dich irgendwann davon zu überzeugen.«
Autumn wurde warm. »Vielleicht schaffst du das sogar.« Als Shane wieder nach ihr greifen wollte, trat sie schnell zurück. So ungern sie diesen Moment auch beenden wollte, es wurde Zeit, Shane von Robert zu erzählen. Allein bei dem Gedanken daran wurde ihr übel. Sie wusste nicht, ob sie in der Lage sein würde, die Geschehnisse des vergangenen Jahres zu schildern. Wie konnte sie Shane in die Augen sehen, während sie berichtete, wie sie von ihrem Freund gefangen gehalten und gequält worden war? Ob er sie danach noch mögen würde? Sowie ihr dieser Gedanke durch den Kopf schoss, verwarf sie ihn wieder. Shane war nicht so wankelmütig. Wenn er sagte, er wollte eine Beziehung mit ihr eingehen, dann meinte er das auch so. Eine Geschichte aus der Vergangenheit würde ihn nicht von ihr entfernen, vor allem nicht, wenn sie daran bis auf ihre eigene Dummheit keine Schuld traf.
Als sie aus ihren Gedanken auftauchte, bemerkte sie, dass Shane sie forschend betrachtete. Langsam beugte er sich vor und strich behutsam mit seinen Lippen über ihre. »Warum setzt du dich nicht schon, ich komme sofort nach.«
21
Während Shane rasch die Lebensmittel wegstellte, setzte Autumn sich in den Sessel und beobachtete ihn dabei. Seine ökonomisch knappen Bewegungen zeugten von langer Übung. Autumns Blick wanderte von seinem muskulösen Rücken über die schlanken Hüften bis zu seinen langen Beinen. Sie seufzte auf. Es war schön, sich auf jemanden stützen zu können und nicht immer alles alleine entscheiden zu müssen.
Sie schreckte aus ihrer Betrachtung auf, als Shane sich unvermutet umdrehte. Da ihr Blick auf seinem äußerst wohlgeformten Hinterteil gelegen hatte, riss sie nun verlegen die Augen hoch. Shanes Lächeln wirkte wie das einer Katze, die gerade einen Kanarienvogel gefressen hatte. Mit langsamen, zielstrebigen Schritten kam er auf sie zu. Autumn wusste nicht, ob sie flüchten oder auf ihn zulaufen sollte, daher blieb sie einfach sitzen. Nur mit den Augen verfolgte sie seine raubtierhafte Annäherung. Sie schluckte trocken. In seinen Augen war genug Hitze, um sie und mit ihr die ganze Hütte zu versengen. Sie würde nichts lieber tun, als einfach in seine Arme zu flüchten und alles andere zu vergessen. Doch das konnte sie nicht. Bevor sie mit ihm eine engere, intimere Beziehung einging,
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