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Verwandte Seelen

Verwandte Seelen

Titel: Verwandte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nica Stevens
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Mal ein stechender Schmerz durchfuhr. Ich öffnete die Augen und hob meinen Kopf, um Jake ansehen zu können.
    In seinem Blick lag . . . Angst. Kleine glitzernde Wasserkugeln tropften aus seinem Haar, das ihm in Strähnen in die Stirn fiel. Wenn er nicht komplett nass gewesen wäre, so hätte ich geglaubt, er weinte. Seine tiefblauen Augen ruhten liebevoll auf meinen, bevor sie sich verdunkelten und Wut sich in ihnen widerspiegelte.
    „Mach. Das. Nie. Wieder! Setze nie wieder dein Leben so leichtsinnig aufs Spiel!“
    Ich ließ meinen Kopf zurück auf seine Brust fallen. „Danke . . .“, war das einzige, was ich erwidern konnte.

8. Abgegrenzt
    Ich musste eingeschlafen sein, denn ich hörte Grimmts Stimme nur in meinem Unterbewusstsein.
    „Jake! Geht es euch gut?“, rief er.
    Meine Augenlider flatterten, als ich sie öffnete. Grimmt und die restliche Gruppe standen auf der anderen Seite des Flusses und schauten zu uns herüber.
    Sally weinte.
    „Ich denke schon“, antwortete Jake. Sie mussten sich über das laute Wasser hinweg regelrecht anschreien.
    Vorsichtig hob Jake mich etwas von sich weg, um aufstehen zu können. Sofort begann ich seine Körperwärme zu vermissen.
    Eindringlich sah er auf mich herunter. „Geht es?“
    Ich nickte und versuchte, tapfer zu lächeln. Meine Luftröhre brannte bei jedem Atemzug.
    Sally winkte mir zu.
    Jake und Grimmt beratschlagten, wie wir weiter vorgehen sollten, indem sie sich über den Fluss hinweg zuriefen. Wie ich mitbekam, waren wir bis auf Weiteres von unserer Gruppe abgegrenzt. Es gab keine Möglichkeit, den etwa sechs Meter breiten Fluss zu durchqueren. Dazu kam noch, dass Jake und ich deutlich langsamer unterwegs sein würden, da wir ja nun keine Pferde mehr hatten.
    Dafür waren wir beide aber schon auf der richtigen Seite. In etwa zwei Tagen, schafften es die anderen Gruppen zu der Stelle, wo sie den Fluss überqueren konnten. Grimmt würde uns von dort aus entgegenreiten, um uns abzuholen.
    Zwei Tage allein mit Jake – mein Herz krampfte sich zusammen. Wie sollte ich seine ständige Nähe nur überstehen, ohne mich noch weiter an ihn zu verlieren.
    Jake hatte mich gerettet. Die Angst und die Sorge um mich waren deutlich in seinem Gesicht zu sehen gewesen. Ich wusste, ich war ihm nicht gleichgültig. Doch dieses Erlebnis gerade hatte ihm wieder vor Augen geführt, dass ich sterblich war.
    Die Sonne trocknete langsam die Sachen auf meiner Haut. Morgen hatte ich bestimmt eine ordentliche Erkältung.
    Jake ließ mich noch eine Stunde ausruhen. Ich schlief.
    „Tut mir leid, aber wir sollten langsam von hier verschwinden“, weckte er mich.
    Ich sah an das andere Flussufer hinüber. Sie waren schon weg.
    Er half mir auf die Beine. „Dougal wird wahrscheinlich nicht auf dieser Seite des Flusses auftauchen. Hier können wir jedoch jederzeit entdeckt werden und ich habe keine Waffe bei mir. Wir müssen durch den Wald, Sam!“
    Ich schleppte mich mehr vorwärts, als dass ich lief. Meine Beine schienen einfach nicht zu meinem Körper zu gehören.
    „Hat das Rehkitz es geschafft?“, hörte ich mich zweifelnd fragen.
    Jake schüttelte nur den Kopf. Er stützte mich und lief geduldig neben mir her. Ich wusste selbst, wie langsam ich war, aber der Überlebenskampf und der Schlafmangel forderten ihren Tribut.
    Schließlich hatte seine Geduld ein Ende. „Sam, das wird so nichts. Wenn wir irgendwann ankommen wollen, müssen wir echt einen Zahn zulegen!“
    Er hatte recht. „Entschuldige, ich versuche es ja!“ Ich versuchte mich von seinem stützenden Arm zu lösen, doch er hielt mich fest.
    „Ich werde dich tragen“, sagte er bestimmt.
    „Oh nein, das wirst du mit Sicherheit nicht tun!“ Wieder versuchte ich mich loszumachen – vergebens.
    „Warum nicht?“
    „Weil du mich nicht den ganzen Tag herumtragen kannst!“
    „Wollen wir wetten?“ Er hob mich auf seine Arme. Ohne auf meine Einwände zu achten, lief er los.
    „Jake, nein!“ Meine Atmung und mein Puls beschleunigten sich. Jetzt, da es mir wieder besser ging, war ich mir seiner körperlichen Nähe nur allzu bewusst. Dieses Knistern zwischen uns war sofort wieder allgegenwärtig. Ich wusste, dass er es auch bemerkte.
    Sein geliebtes Gesicht war mir so nah, seine wohlgeformten Lippen . . . Oh Gott, das überlebe ich nicht. Wenn er mich nicht sofort runterließ, konnte ich für nichts mehr garantieren. Doch ich hatte keine Chance gegen ihn. Ich hatte nur eine einzige Möglichkeit: Ich musste ihm die Wahrheit

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