Verwandte Seelen
antwortete. „Sie ist sterblich.“
Silas Kiefermuskeln spannten sich an. „Bist du dir da sicher?“
Er nickte. Niedergeschlagen sah er mich an. „Dass du sterblich bist, ist eine Tatsache. Ich hätte dich sonst niemals so schwer verletzen können.“
Dexter mischte sich ein. „Ja, das glaube ich auch. Die Kleine hat sich in der Höhle den Kopf gestoßen. Auch wenn ich keine Verletzung mehr feststellen konnte, so hat sie doch geblutet.“
Grimmt vervollständigte Dexter noch. „Rotes, menschliches Blut!“, sagte er wie zu sich selbst.
Entschlossen entzog ich Jake meine Hand. Ich stand zitternd auf und wandte mich an Silas. Auf keinen Fall wollte ich für einen Krieg verantwortlich sein.
„Dann könnt ihr mit meinem Blut beweisen, dass ich diejenige bin, die Dougal sucht!“
Jake sprang auf und schüttelte heftig mit dem Kopf, doch ehe er etwas sagen konnte, kam ihm sein Vater zuvor.
„Nein, Samantha! Wir werden dich ihm nicht ausliefern.“ Er sah seinen Sohn besänftigend an. „Wenn du wie eine Unsterbliche aussiehst, aber blutest wie ein Mensch, können wir vielleicht so beweisen, dass du Dageus’ Tochter bist.“
Ich hatte mich etwas abseits gesetzt, um in Ruhe über alles nachzudenken. An dem Tisch waren nun alle anwesenden Unsterblichen versammelt und hörten ihrem Clanführer zu.
Jake schaute hin und wieder zu mir herüber, indem er mich besorgt anlächelte.
Auch wenn ich ihm dafür dankbar war, so konnte ich es dennoch nicht verstehen. Wegen meiner Existenz befanden sie sich in großer Gefahr. Wenn man von Dougals Grausamkeit ausging, für die er bekannt war, so stand Silas’ ganzer Clan kurz vor ihrer Vernichtung. Eigentlich müsste Jake mich abgrundtief hassen.
Dexter gesellte sich zu mir und legte tröstend den Arm um mich.
„Mach’ dir erstmal nicht so viele Gedanken, Kleine!“
„Ich bin an allem Schuld“, schluchzte ich.
Die Schuldgefühle waren so stark, dass es mir richtig übel wurde. Bevor Dexter mir etwas erwidern konnte, sprang ich auf und lief davon, während ich mir mit der Hand den Mund zuhielt. Ich kam nicht besonders weit. Alle konnten mir dabei zusehen, wie ich Maries Gemüseeintopf erbrach.
Jake stand inzwischen neben mir. Er wollte mich stützen. Vorsichtig stieß ich ihn mit einem flehenden Blick weg. „Nein . . . Bitte nicht!“, wimmerte ich und rannte weiter.
Diesmal schaffte ich es aus ihrem Sichtfeld zu kommen bis ich mich abermals übergeben musste.
Seit ungefähr einer Stunde saß ich in dem kleinen Wäldchen, in dem ich mich regelrecht versteckt hielt, als Silas unerwartet auf mich zukam.
„Geht es wieder?“, fragte er einfühlsam. „Deine Freunde suchen dich schon überall.“
Ich zog die Knie an meine Brust und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
Er setzte sich mir gegenüber. Eine Weile saßen wir so zusammen. Silas sagte nichts, sondern sah mich nur abschätzend an.
„Ich bin nur ein harmloser Mensch, der nicht mit der Bürde leben kann, für einen Krieg verantwortlich zu sein“, erklärte ich mich schließlich.
Silas schüttelte fast unmerklich seinen Kopf. „Du bist nicht dafür verantwortlich! Die Schuld daran trägt allein Dougal.“
„Hätten sich meine Eltern nicht kennengelernt, wäre es nie dazu gekommen!“, stieß ich aufgebracht hervor.
Wieder schüttelte er mit dem Kopf. „Dageus und Samantha haben sich ineinander verliebt und das ist kein Verbrechen.“
„Aber . . .“
„Nichts aber!“ Er stand auf und schaute in die Ferne, von wo aus Jake uns unsicher beobachtete. „Ich treffe mich morgen mit drei anderen Clanführern. Es ist an der Zeit, dass wir gegen Dougal vorgehen.“
Silas löste seinen Blick von Jake, bevor er mich ein letztes Mal ansah. „Sorge dich nicht! Wenn Dougal uns auf dem Schlachtfeld gegenübersteht, werden wir bereit sein.“
Deprimiert schaute ich ihm hinterher, genauso wie Jake es tat. Er machte sich in meine Richtung auf den Weg.
Ich rannte ihm entgegen und sprang verzweifelt in seine Arme. Doch er trug mich zurück in den Wald. Immerzu schaute er sich um.
„Wir müssen vorsichtig sein, Sam! Es darf uns niemand sehen!“
Nervös schaute ich zu ihm auf, nachdem er mich heruntergelassen hatte.
„Entschuldige!“, flehte er. „Ich habe versucht, mich von dir fernzuhalten. Ich dachte, dadurch wird es einfacher, wenn wir uns letztendlich trennen müssen.“
„Manchmal denkst du zuviel“, seufzte ich und schmiegte mich an ihn.
Er drückte mich fest gegen seine Brust. So
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