Verwandte Seelen
Sohn fortschicken, damit er überlebte.
„Nein, Vater!“ Jake war fassungslos. „Ich werde meinen Clan auf keinen Fall im Stich lassen. Ich werde an deiner Seite kämpfen!“
Silas starrte gedankenverloren auf den Boden, bevor er Jake flehend ansah. „Und wenn ich dich darum bitte?“
Als Antwort erhielt er nur ein trauriges Kopfschütteln.
„Nun . . . dann musst du auch Samanthas Entscheidung akzeptieren!“ Er schaute mich mit einem undefinierbaren Blick an, während er nun das Unvermeidliche aussprach. „Es wird Zeit, sich zu verabschieden!“
Sally und ich standen vor einem der Schiffe und sahen demütig zu, wie sie ihre Toten an Bord brachten. Sie wollten sie auf dem Meer ehrenvoll bestatten.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass du nicht mit uns kommst“, flüsterte sie mir schließlich zu.
Traurig umarmten wir uns. Ich würde Sally niemals vergessen. Sie war immer ein Teil meines Lebens gewesen – eine Bereicherung. Doch ich gehörte nun zu Jake, genauso wie sie zu Matt.
„Du warst die beste Freundin, die man sich nur wünschen konnte“, gestand ich ihr voller Dankbarkeit.
Entsetzt schaute sie mich an und schlug mir anklagend auf den Arm. „Hör gefälligst auf, in der Vergangenheit zu reden! Ich war nicht nur deine Freundin, sondern werde es auch immer bleiben!“
Ich versuchte aufmunternd zu lächeln. Zärtlich wischte ich ihr die Tränen aus dem Gesicht und nickte zustimmend. Doch es war eine Lüge. Es würde ein Abschied für immer werden, darüber war ich mir schmerzhaft bewusst.
Der Kloß in meinem Hals wurde immer dicker. „Was ist eigentlich mit dir und Matt?“, versuchte ich sie abzulenken.
Sie zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber ich glaube, ich mag ihn“, murmelte sie schüchtern.
Ich zwinkerte ihr neckend zu. „Na, dann kannst du ja nun tatsächlich sein Angebot annehmen und dir von ihm Nachhilfe geben lassen.“
Ihr stieg das Blut in den Kopf. „Hm . . . um ehrlich zu sein, habe ich an dem Tag, wo er mich so spontan geküsst hat, gemerkt . . .“
„Dass er dir viel mehr bedeutet, als du bis dahin geglaubt hast?“, beendete ich ihren Satz.
Sie nickte.
„Sam!“ Jake blieb ein paar Schritte hinter uns stehen. „Es wird Zeit . . . Wir müssen aufbrechen!“
Sally sah ihn geschockt an. „Jetzt schon?“
„Wir wollen schnellstmöglich zu unseren Familien“, antwortete er ihr.
Ihre Augen füllten sich wieder mit Tränen. Meine liefen mir schon unbarmherzig über die Wangen.
Matt trat zu ihr, um sie zu trösten. Hin- und hergerissen trat er von einem Bein aufs andere. Dann ließ er sie unerwartet los und umarmte mich stürmisch. Bis zum heutigen Tag hätte ich es nicht für möglich gehalten, Matt einmal sprachlos zu erleben. So schnell er mich in seine Arme genommen hatte, so abrupt ließ er mich auch wieder los. Er wischte sich die Augen und vermied es, mich anzusehen.
„Du wirst mir auch fehlen“, flüsterte ich ihm gerührt zu.
Nun blickte er mich doch noch einmal an und zog mich erneut freundschaftlich in seine Arme. Wir verabschiedeten uns.
Sally hakte sich in unsere Umarmung ein und wir schluchzten um die Wette.
Ich hatte gewusst, dass es schwer werden würde, aber jetzt, da der Moment gekommen war, brach es mir das Herz. Sie waren so viel mehr als nur meine Freunde. Sie gehörten zu meiner Familie.
Silas ritt schon an uns vorbei und rief zum Aufbruch, als wir uns immer noch aneinander festklammerten.
Ob ich es nun wahrhaben wollte oder nicht, ich musste sie nun verlassen. Zögernd löste ich mich von ihnen und küsste beide auf die Wange. „Gebt gut aufeinander acht!“, brachte ich heißer heraus.
Sally hielt mich verzweifelt zurück. „Wir sehen uns wieder!“, wimmerte sie, sodass ich sie kaum verstehen konnte.
Matt nickte zustimmend und schnäuzte sich.
Ich hätte ihr so gern zugestimmt. Stattdessen sah ich sie noch ein letztes Mal an, versuchte mir jede Einzelheit ihrer Gesichter einzuprägen, damit ich sie niemals vergessen würde. Verzweifelt drehte ich mich um und rannte von ihnen weg.
„Sam . . .!“, schrie Sally mir hinterher.
Jake streckte mir seine Hand entgegen, um mich auf seinen Hengst zu ziehen. Er trieb ihn an und flüchtete mit mir aus dieser unerträglichen Situation.
Ich hörte Sally noch immer meinen Namen rufen, aber ich wagte es nicht, noch einmal zu ihnen zurückzublicken – bis ich Conners Stimme unter der von Sally heraushörte.
„Warte!“, forderte ich Jake auf, der sein Pferd
Weitere Kostenlose Bücher