Verwandte Seelen
unverzüglich stoppte.
Kraftlos holte ich tief Luft und schaute mich um.
Conner kam uns mit weit aufgerissenen Augen hinterhergerannt, während Sally im Hintergrund auf dem Boden kniete und von Matt zurückgehalten wurde.
Ich rutschte vom Pferd und lief Conner entgegen.
Ohne auf Jake zu achten, hob er mich hoch. Er vergrub sein Gesicht an meinem Hals und flehte mich an, bei ihnen zu bleiben.
Liebevoll strich ich ihm übers Haar, wenn ich mich auch gleichzeitig von ihm wegdrückte.
Schmerzerfüllt sah er mich an. „Ich wäre dir ein guter Ehemann gewesen, könnte es immer noch sein . . . Ich kann gut für dich sorgen, Sam!“
Ich lächelte ihn voller geschwisterlicher Liebe an. Ein letztes Mal winkte ich Sally zu und wandte mich dann unwiderruflich von ihnen ab, um unvermittelt auf Jake zu prallen.
Dieser stand regungslos direkt hinter mir und strafte Conner mit einem rivalisierenden Blick.
Noch lange nachdem wir das Fischerdorf verlassen hatten, hielt mich Jake mehr besitzergreifend als tröstend fest, was mir letztendlich egal war. Ich war einfach nur dankbar, dass ich bei ihm sein durfte.
Er gab seinem Vater ein Zeichen, woraufhin Silas ihm verstehend zunickte. Dann zügelte er sein Pferd von der Gruppe weg und ritt mit mir den Hügel hinauf.
Ich fragte mich gerade, was er vorhatte, als sich die Bäume lichteten und ich sie sehen konnte. Die Schiffe segelten aufs Meer hinaus . . .
Jake gab mir nach unserem überstürzten Aufbruch die Gelegenheit, mich im Stillen von meinen Freunden zu verabschieden. Es tat so weh, den Schiffen hinterher zu schauen. Sie wurden immer kleiner. Unaufhaltsam segelten sie von mir weg, entfernten sich immer weiter aus meinem Leben. Dies war ein unbeschreiblich schmerzhaftes Gefühl. Ich weinte um meine Freunde . . . Sally . . . Matt . . . Conner . . .
Jake ließ mir Zeit. Er streichelte mir unablässig über den Arm. Dankbar lehnte ich mich an ihn zurück.
„Du solltest bei ihnen sein“, flüsterte er mir ins Ohr und legte sogleich seine Finger auf meinen Mund, damit ich ihn ausreden ließ. „Aber ich bin froh, dass du es nicht bist, dass du hier bist - bei mir! Wenn du jetzt mit ihnen auf einem dieser Schiffe wärst und ich zusehen müsste, wie du vor mir davon segelst . . .“
Vorsichtig drehte ich mich auf seinem Pferd zu ihm um, sodass wir von Angesicht zu Angesicht saßen. Er wirkte unglaublich verletzlich.
Zitternd zog ich ihn an mich. Ich wollte ihm unwiderruflich beweisen, wohin ich gehörte - zu ihm.
Als er meinen Kuss voller Verzweiflung und Hingabe erwiderte, ließ ich meine Freunde in Gedanken hinter mir und widmete ihm meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit.
19. Beerdigt
Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt. Keiner erzählte etwas. Das einzige Geräusch, was zu hören war, machten unsere Pferde mit ihren Hufen. Die ungewisse, gefahrenvolle Zukunft, die vor uns lag, hüllte alle in Schweigen.
Meine Augen brannten von den vielen vergossenen Tränen, die sich immer wieder erneut einen Weg bahnten.
Dexter ritt neben Jake und mir her und beobachtete mich nachdenklich.
„Du bist ein tapferes Mädchen, Kleine!“, murmelte er mir liebevoll zu.
Auch wenn es mich nervte, dass er mich ständig „Kleine“ nannte, so konnte ich ihm einfach nicht böse sein.
Jake legte sein Kinn auf meiner Schulter ab und stupste mich mit der Nasenspitze an der Wange an. „Geht es langsam wieder?“, fragte er besorgt.
Zärtlich küsste ich ihn auf die Schläfe, bevor ich meine Stirn seitlich an seine legte.
„Ich bin bei dir. Es geht mir gut.“
Er vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. „Als Conner dich vorhin so angefleht an, bei ihm zu bleiben . . . als er dich einfach nicht loslassen wollte . . .“
„ . . . da warst du eifersüchtig!“, beendete ich seinen Satz.
„Ich war kurz davor, ihm den Arm zu brechen, damit er dich wieder freigibt“, lachte Jake nun erleichtert.
„Das wäre aber nicht besonders nett von dir gewesen“, neckte ich ihn.
„Es war auch nicht besonders nett von ihm, meine Frau vor meinen Augen so anzuhimmeln.“
„Conner ist . . . war wie mein großer Bruder.“
„Glaub mir, das hat er etwas anders gesehen.“
Ich bemerkte, wie Jake sich plötzlich anspannte. Er deutete mit dem Kinn nach vorn und sah mich dann ganz aufgeregt an. „Hier beginnt unser Gebiet. Wir sind nun fast zu Hause.“
„Hoffentlich können wir bis dahin durchkommen“, erwiderte Silas. Sie tauschten einen unsicheren Blick aus.
Der Wald, durch den wir jetzt
Weitere Kostenlose Bücher