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Verwandte Seelen

Verwandte Seelen

Titel: Verwandte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nica Stevens
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ritten, wirkte irgendwie geheimnisvoll. Ich hatte noch nie solche hohen, kräftigen Bäume gesehen. Ihre Stämme waren teilweise mit Moos überzogen und mit Farnen bewachsen. Hätte man sich an den Händen gehalten, so wären mindestens acht Mann nötig gewesen, um einen dieser Stämme zu umfassen.
    Ich legte meinen Kopf in den Nacken und lehnte mich bei Jake an, als ich zu ihren Wipfeln hinaufsah. Ihre mächtigen Kronen bildeten über uns in schwindelerregender Höhe ein dichtes, blättriges Dach. Nur vereinzelt traten Lichtstrahlen gebündelt hindurch, was dem Ganzen eine mystische Atmosphäre verlieh. Dieser Wald war uralt und steckte voller Geheimnisse. Man hatte fast das Gefühl, die Bäume würden auf einen herabsehen.
    „Es ist wunderschön hier“, flüsterte ich, sorgfältig darauf bedacht, die demütige Stimmung nicht zu stören, die uns alle erfasst hatte.
    „Ja, ich weiß“, nickte Jake. „Das ist der Ageless Forest. Er schließt unser Clangebiet fast vollständig ein.
    Hier musste das Paradies sein. Die Vögel sangen ihre schönsten Lieder und flogen in den Baumwipfeln hin und her. Einige Vogelarten hatte ich noch nie gesehen.
    Als die beeindruckenden Bäume nicht mehr ganz so dicht standen, wurden die grünen Farne an ihren Stämmen von rankenden Blumen abgelöst, die von einer Vielzahl von Insekten heimgesucht wurden. Ganze Schmetterlingsschwärme tanzten an uns vorüber. Es war eine ganz eigene Welt.
    Silas hob seinen Arm und ließ uns absitzen. Es tat gut, endlich mal wieder zu stehen. Sorgsam achtete ich darauf, wohin ich trat, um ja nichts zu zerstören.
    „Wir müssen unsere Pferde hier zurücklassen!“, flüsterte Silas.
    Mir war klar, dass dieser Wald alle beeindruckte. Doch Silas kannte ihn. Er war hier zu Hause. Wenn also nicht aus Respekt – warum flüsterte er dann?
    Sie vertrieben die Pferde. Wir hockten uns alle zu Silas, der weiterhin sehr leise sprach. „Der unterirdische Tunnel ist unsere einzige Chance nah genug ans Bergtal heranzukommen. Vielleicht haben sie ihn schon entdeckt. Trotzdem müssen wir es versuchen!“
    Alle nickten ihm zu, nur ich schaute ängstlich zu Jake.
    „Bleib dicht bei mir!“, flüsterte er mir zu und ergriff meine Hand. „Egal was passiert – du wirst mich nicht loslassen!“
    Er schaute mir lange tief in die Augen, bis er mich küsste. Selbst unter diesen Bedingungen konnte er mich aus der Fassung bringen. Für einen kurzen Moment vergaß ich, dass wir nicht allein waren und schmiegte mich fest an ihn. Ich wollte die Zeit anhalten, mit ihm wegrennen. Was, wenn es unsere letzte Möglichkeit war, einander festzuhalten? Was, wenn uns Dougal am Tunnel schon erwartete?
    Panisch krallte ich mich an Jake fest. Ich hatte solche wahnsinnige Angst davor, wir beide könnten uns verlieren. Ihm mussten dieselben Gedanken gekommen sein, denn ich bemerkte, wie aufgewühlt er war.
    „Bleibt alle dicht beieinander!“, forderte uns Silas auf und schlich voran.
    Jake brachte die Selbstbeherrschung auf, sich von mir zu lösen. Ohne mich anzusehen, zog er mich neben sich her, seine Hand fest um meine verschlossen.
    Sorgenvoll beobachtete ich die anderen.
    Grimmt zwinkerte mir aufmunternd zu. Dexter nahm beschützend meine andere freie Hand in die seine. „Das wird schon werden, Kleine!“, flüsterte er mir zu. „Wenn Dougal erst mal von deiner Existenz weiß, wird sich alles zum Guten wenden.“ Er lächelte mich hoffnungsvoll an, fast als wollte er sich damit selbst beruhigen.
    Wir waren ungefähr eine Viertelstunde ohne unsere Pferde unterwegs, wobei wir aufmerksam hinter Silas herschlichen. Dann stoppte er plötzlich und legte sich geduckt auf den Boden, was ihm alle unverzüglich nachahmten.
    Erschrocken sah er zu uns zurück. Dem großen Clanführer war jegliche Farbe aus dem Gesicht gewichen, als er einen Finger auf seinen Mund legte und uns so zu verstehen gab, dass wir still sein mussten.
    . . . Und da hörte ich sie auch schon. Hinter dem kleinen Hügel, hinter dem wir uns befanden, lachten Männer. Pferdeschnauben war zu vernehmen, genauso wie klirrende Schwerter, deren Klingen beim gespielten Kampf aufeinander trafen.
    Mutlos begann ich zu zittern. Ein Schauer nach dem anderen überzog meinen Rücken.
    Jake küsste meine Hand, die er nach wie vor umklammert hielt und lächelte mich aufmunternd an. Doch ich konnte ihm ansehen, wie verzweifelt er war.
    Dexter tätschelte mir besorgt den Rücken.
    Ich lag zwischen den beiden versteckt auf der Lauer. Wenige

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