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Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Titel: Verwechseljahre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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der öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    »Statt sich mit dem Vater die Erziehungsarbeit zu teilen, hat sie sich mit dem Sohn gegen den Vater verbündet. DAS hat sie für Liebe gehalten. Aber das war keine Liebe, sondern Beihilfe zum Lügen, Betrügen und Stehlen. Zu reinem Egoismus.« Ich atmete scharf aus. »Zu einer kriminellen Karriere.« Entsetztes Schweigen füllte das kleine Wohnzimmer.
    Schließlich kam Leben in Viktor.
    »Carin, ich muss doch energisch …«
    »Ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht.« Ich hob abwehrend die Hände, weil beide mich unterbrechen wollten. »Vielleicht denkt ihr, es steht mir nicht zu, so zu reden.« Ich straffte mich und drehte mich zu Silke um, die abwartend im Türrahmen lehnte. »Als rein biologische Mutter steht mir das auch nicht zu. Aber als Großmutter dieser Kinder und Schwiegermutter dieser wunderbaren jungen Frau hier« – ich stand auf, trat einen Schritt zurück und legte den Arm um Silke – »habe ich sehr wohl das Recht, mich einzumischen und meine Meinung zu sagen. Es ist nicht Liebe, aus Roman ein armes Opfer zu machen. Es ist Liebe, ihm einen Tritt in den Hintern zu geben! Roman ist niemand, der auf Kosten des Steuerzahlers erst mal jahrelang zum Seelenklempner laufen sollte«, sagte ich mit fester Stimme. »Während Silke hier mit drei kleinen Kindern auf die Unterstützung ihres Schwiegervaters angewiesen ist. O nein, das wäre zu einfach.«
    Die Atmosphäre war zum Zerreißen gespannt, und ich fuhr fort:
    »Roman ist der Vater dreier Kinder, und es ist seine Aufgabe, sofort für diese Familie Geld zu verdienen.« Ich atmete tief durch. »Ohne es gleich wieder zu verspielen.«
    Alle Blicke waren starr auf mich gerichtet. Plötzlich wurde mir bewusst, dass auch Beate und Hermann Arm in Arm im Raum standen und lauschten.
    »Ja, das ist ja alles schön und gut, Carin. So weit waren wir auch schon.«
    »Schon lange!«, seufzte Beate.
    »Schon tausendmal«, nickte Viktor düster.
    »Und deshalb musst du ihm diese eine, letzte Chance geben, Viktor.« Mit festem Blick sah ich Viktor an.
    »Ja, aber das tue ich doch!« Viktor raufte sich die Haare. »Ich zahle ja schon für dieses Häuschen, für den Unterhalt, für die Kinder, und ich bin auch bereit, eine Therapie zu bezahlen …«
    »Falsch. Falscher Denkansatz. Roman muss zahlen. Nicht du.«
    »Ja, aber wovon denn?«
    »Er hat alle Jobs verloren, keine Redaktion nimmt ihn mehr …«
    »Er sollte als Croupier arbeiten! Da ist er in seinem Element, das kann er!«
    »Bitte was?«
    Ich hörte ein allgemeines ungläubiges Schnauben.
    Roman legte den Arm um meine Schulter. »Eine originelle Idee, Carin, aber ich habe in allen namhaften Spielcasinos Eintrittsverbot!«
    »Er hat sich ja selbst sperren lassen!« Viktor zündete sich die Pfeife an.
    »Außerdem kann ich mich in Deutschland oder Europa nirgendwo mehr blicken lassen«, sagte Roman ernst. »Carin. Ich werde verfolgt. Nicht nur von der römischen Mafia.«
    »Das mit dem Dschungel war bisher noch deine beste Idee«, meinte Silke. »Am besten, du gehst zu irgendwelchen Steinzeitmenschen, die weder Geld noch Spieltische kennen.«
    »Weglaufen ist nicht die Lösung!«, sagte ich mit fester Stimme.
    Viktor zog kopfschüttelnd an seiner Pfeife und sah mich abwartend an.
    »Wenn einer vom Pferd gefallen ist, muss man ihn sofort wieder draufsetzen.« Ich räusperte mich. Das hätte Mutter auch gesagt! »Lass ein Kind auf die heiße Herdplatte fassen, dann macht es den Herd nie wieder an!«
    Aus dem Augenwinkel sah ich, dass Viktor mich durch dringend musterte. Energisch drehte ich mich zu ihm um. »Du hast doch Schiffe.« Fragend sah ich zwischen Vater und Sohn hin und her. »Oder sind die auch schon alle verhökert?«
    Roman wurde rot, und Viktor grinste verhalten. »Nee. Die laufen zum Glück unter ausländischer Flagge.«
    »Also kehren wir doch zum Ursprung des Problems zurück!« Vor Aufregung konnte ich kaum still stehen. »Roman hat auf dem Schiff ersten Kontakt zu Spielcasinos geknüpft, stimmt’s?«
    »Ähm … Ja?«
    »Ein Schiff ist doch neutrales Gebiet. Da gibt es doch nicht wirklich Bargeld.«
    »Ähm … Wie?«
    »Ich meine, da unterschreibt man doch nur Zettel, wenn man etwas konsumiert.«
    »Man zieht seine Bordkarte durch einen Scanner«, sagte Viktor nickend.
    »Wie wär’s, wenn Roman auf einem deiner Schiffe als Croupier arbeitet?« Vor lauter Eifer wurde mein Mund ganz trocken. Ich leckte mir die Lippen. »Du stellst ihn ein, für

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