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Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Verwechseljahre: Roman (German Edition)

Titel: Verwechseljahre: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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einen längeren Zeitraum. Dann befindet er sich in einem geschützten Raum, zu dem keiner seiner Verfolger Zutritt hat …«
    Als mich die beiden kopfschüttelnd unterbrechen wollten, hob ich abwehrend die Hand.
    »Oder etwa nicht? Habt ihr nicht so Zampanos am Eingang stehen, die keinen reinlassen?«
    »An der Gangway«, sagte Viktor hoheitsvoll. »Das stimmt. Da steht bewaffnete Security.«
    »Na bitte!«, sagte ich triumphierend. »Dann hat Roman ja schon mal Bodyguards.«
    »Aber ich kann doch nicht …« Roman hob abwehrend die Hände.
    »Moment, ich bin noch nicht fertig! Roman hat den ganzen Tag mit Plastikgeld zu tun. Sind das nicht so rote und grüne Dinger? Es ist Spielgeld, wie bei Monopoly! Oder nicht? Aber er selbst spielt ja nicht! Er verteilt es nur! Er ist in seinem heiß geliebten Milieu, und kein Mensch kennt sich besser mit den Spielregeln und den ganzen Gepflogenheiten aus als er!« Ich war so aufgeregt, dass ich spürte, wie meine Halsschlagader pulsierte. »Und so ganz nebenbei verdient er als Croupier …« Ich sah die beiden fragend an. »Doch einen gewissen Betrag, oder nicht? Irgendwo habe ich mal gehört, dass das gar nicht so wenig ist.«
    »Das stimmt.« Viktor klopfte seine Pfeife aus. Ich hörte, wie Beate und Hermann laut ausatmeten.
    Roman nickte. »Ich käme nicht mit Geld in Berührung. Es könnte direkt an Silke und die Kinder überwiesen werden.«
    »Also?« Ich hob fragend die Hände und sah Viktor an. »Gib deinem Sohn diese eine letzte Chance! Stell ihn als Croupier ein.« Ich sah zu Roman hinüber und sagte achselzuckend: »Du kommst in eine schwimmende geschlossene Anstalt.«
    »Aber das hieße ja, den Bock zum Gärtner machen …«
    »Nee. Roman ist und bleibt Schiedsrichter. Mitspielen darf er nicht. Oder hast du schon mal einen Schiedsrichter ein Tor schießen sehen?«
    Roman biss sich auf die Lippen. In seinen Augen stand – Hochachtung. Wärme. Vertrauen.
    Viktor starrte mich erstaunt an. »Okay«, sagte er schließlich. »Ich gebe UNSEREM Sohn diese letzte Chance. Aber nur unter der Bedingung, dass er, sagen wir siebzig Prozent seines Gehalts an Silke und die Kinder überweist.« Er wandte sich an Roman, und dieser nickte eifrig. »Ja, Papa, das würde ich wahnsinnig gern …«
    »Halt, Moment, stopp!«, sagte ich und trat Roman auf den Fuß. »Auf einem Schiff bekommt man bekanntlich zu essen und zu trinken, nicht wahr?«
    »Allerdings«, sagte Viktor und nickte.
    »Und ein Bett und eine Dusche?«
    »Natürlich.«
    »Klamotten?«
    »Dienstkleidung. Selbstverständlich.«
    »Damit wären sämtliche Grundbedürfnisse abgedeckt.« Ich nickte zufrieden. »Deshalb kann Roman siebzig Prozent seines Gehalts an Silke und die Kinder überweisen und die restlichen dreißig an Vivian und ihr Kind.«
    »Vivian?« Viktor schaute uns alarmiert an. »Kind?«
    »Andere Baustelle!«, sagte ich beschwichtigend und legte meine Hand auf seinen Arm. »Jetzt nicht gleich ausflippen, Viktor. Wir kriegen das hin.«
    »Ja, aber dann hat Roman ja überhaupt kein Geld zum Leben!«
    Ich schüttelte den Kopf. Typisch Übervater. Damit hatte doch alles angefangen! Dem armen Jungen immer noch was zustecken, damit er sich ein Eis kaufen kann! Nein, damit war jetzt ein für alle Mal Schluss. »Zum Leben schon. Zum Spielen nicht.« Ich presste die Lippen zusammen. »Ich finde, das ist eine sehr faire Lösung. Für alle Beteiligten. Und im Übrigen deutlich besser, als von Gangstern erschossen zu werden.«
    Alle schwiegen. In ihren Köpfen ratterte es hörbar.
    »Überhaupt kein Geld«, sagte Viktor beeindruckt. »Und wie lange soll das so gehen?«
    »Bis Sonja und Vivian ihr Geld wiederhaben.« Ich zog die Stirn in Falten. »Oder muss ich noch deutlicher werden?«
    »Nein, lass mal, Carin«, sagte Roman verlegen.
    »Und bis Romans Kinder mit dem Studium fertig sind. Ich schätze, das dauert zwanzig Jahre.«
    Von der Tür her hörte ich Beate und Helmut glucksen.
    »Jahre!«, sagte Viktor und sah seufzend an die Decke. »Benni ist noch nicht mal ein Jahr alt!«
    »Und Vivians Kind noch nicht mal geboren! Ja, sag mal, wann kapierst du denn endlich?«, fuhr ich ihn an. »Unser Sohn darf nicht den kleinsten Spielraum haben! Nicht. den. Kleinsten. SPIEL-RAUM!! «
    Täuschte ich mich, oder kam aus dem Hintergrund leiser Beifall? Silke starrte mich völlig überwältigt an. Sie hatte einen Teddy an die Brust gepresst.
    Viktor schaute mich lange an. »Du hast recht«, sagte er schließlich. »Wie verblendet

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