Verwechslungsspiel in Griechenland
Sklavenhandel gehören zurzeit nicht dazu.” Er hob die Tabletten auf und verschwand nach einem verächtlichen Blick auf Ria in der Küche. Sekunden später kam er zurück, die Tablettenschachtel in der Hand.
“Hier. Bedienen Sie sich. Und denken Sie daran, dass sie unter allen Umständen mitfliegen werden.”
Seine tiefe, ruhige, klangvolle Stimme zerrte an Rias Nerven und jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Ein Glück, dass sie Dimitrios nie wieder sehen würde! Seine männliche Ausstrahlung löste die seltsamsten Gefühle in ihr aus. Das konnte nicht nur an ihrer Müdigkeit liegen!
Direkt neben Ria klingelte das Telefon. Erschrocken fuhr sie zusammen und streckte rasch die Hand nach dem Hörer aus, bevor Dimitrios ihr zuvorkam. Gleichzeitig sah sie auf die Uhr. Erst sieben. Wer rief denn um diese Zeit schon an?
“Ria, bist du’s? Oh, dem Himmel sei Dank, dass du endlich zurück bist!” Poppy schluchzte auf. “Ich sitze schrecklich in der Tinte. Du musst mir helfen!”
Ria spürte nur zu deutlich, dass Dimitrios sie scharf beobachtete. Sie zwang sich, unbeschwert zu antworten. “Hallo, Sarah! Das konntest ja nur du sein. Soll ich dich wieder einmal zur Arbeit mitnehmen?” Zugleich drehte sie sich im Sessel so um, dass Dimitrios ihr Gesicht nicht mehr sehen konnte. Trotzdem hatte sie das unbehagliche Gefühl, er würde ihre Gedanken lesen.
“Wer ist bei dir, Ria?”, flüsterte Poppy entsetzt.
Schlagartig fühlte Ria sich in die Vergangenheit zurückversetzt. Im Geist sah sie zwei Mädchen, die trotz Verbot an einer alten Kanalschleuse spielten. Sie kletterten auf das Schleusentor, das noch vom Sommerregen schlüpfrig war. Ein Kind rutschte aus und wäre ins Wasser und in den sicheren Tod gestürzt, hätte das andere es nicht festgehalten. Damals hatte Poppy sich genauso verängstigt angehört wie heute, doch sie hatte Ria festgehalten. Ria dachte nicht daran, sie jetzt diesem kalten Fremden auszuliefern. Was immer Poppy seinem Neffen angetan haben mochte, er hatte kein Recht, so viel von ihr zu verlangen.
“Tut mir leid, Sarah, ich kann jetzt nicht mit dir sprechen. Es geht mir nicht gut.”
“Was ist passiert?”, hauchte Poppy in den Telefonhörer.
“Ja, hoffentlich sehen wir uns bald. Ich muss jetzt Schluss machen. Nikos’ Onkel ist aus Griechenland gekommen. Kannst du dir das vorstellen?”
Poppy blieb stumm. Offenbar konnte sie es sich nur zu gut vorstellen.
“Tschüss dann. Ruf später wieder an.” Sie legte auf.
Dimitrios saß auf der Kante eines Sessels und beobachtete Ria mit ausdruckslosem Gesicht. “Okay?”
Ria nickte, obwohl sie gar nicht sicher war, was er meinte. Er hatte die Krawatte abgenommen und die obersten Hemdknöpfe geöffnet, sodass sie die dunklen gekräuselten Haare auf seiner Brust erkennen konnte. Der Anblick beunruhigte sie. Sie schluckte hörbar. “Das war Sarah”, erklärte sie überflüssigerweise.
Er nickte leicht, ohne den Blick von ihr abzuwenden. “Bis zur Abreise bleiben Ihnen genau fünf Stunden Zeit. Nutzen Sie sie gut. Falls Sie vorher noch einen Arzt aufsuchen müssen, werde ich mich darum kümmern. Sicher haben Sie auch sonst einiges zu erledigen. Sie werden längere Zeit verreist sein.”
“Das ist ja lächerlich!” Erschrocken sprang sie auf. “Ich muss arbeiten! Sie können nicht einfach erwarten …”
“Doch, das kann ich.” Dimitrios stand ebenfalls auf und sah sie hart an. “Sie werden ausnahmsweise einmal genau tun, was man Ihnen sagt.”
“Für wen halten Sie sich eigentlich?”
Er verzog den Mund zu einem kalten Lächeln. “Sie wissen, wer ich bin. Und ich weiß, was Sie sind. Fotomodell, nicht wahr? Ein sehr begehrtes, wie Nikos mir erzählt hat.” So, wie er das sagte, klang es ausgesprochen angewidert. “Folglich müssen sie oft von einem Tag auf den anderen verreisen. Außerdem kümmert es mich nicht, was aus Ihrer Stelle wird. Mich interessiert nur meine Schwester.”
Ria war, als würde sie gegen eine Wand anrennen. “Bitte hören Sie mir zu. Sie …”
“Ja?” Er zog eine Augenbraue hoch. Als Ria verstummte, fuhr er abfällig fort: “Ich versichere Ihnen, dass ich für alle Reisekosten aufkommen werde. Nun, das müsste doch so ganz nach Ihrem Geschmack sein. Oder soll ich Ihnen etwa auch noch den Verdienstausfall ersetzen? Wie viel verlangen Sie?” Er nannte eine so hohe Summe, dass Ria ihn entsetzt ansah.
“Sie wollen mich bestechen. Mit was für Leuten verkehren Sie denn eigentlich?”
Seine
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