Verwechslungsspiel in Griechenland
Fragen gestellt hätte. “Sie ist jetzt außer Gefahr, Mr. Koutsoupis”, fuhr der Arzt leise fort. “Es wird Zeit, dass Sie meine Anordnungen befolgen und sich ausruhen. Wieso haben Sie mich aus England herfliegen lassen, wenn Sie jetzt nicht auf mich hören? Ich möchte nicht noch einen zweiten Patienten bekommen.”
Dimitrios antwortete kurz und grob. Danach hörte Ria nichts mehr.
Goldenes Sonnenlicht fiel ins Zimmer, als Ria wieder erwachte. Sie war allein. Eine Weile blieb sie still liegen und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen und die Tatsachen von den Träumen zu trennen.
“Das ist unmöglich”, flüsterte sie vor sich hin. “Er kann nicht gesagt haben, dass er mich liebt.”
Auf ihr Klingeln kam sofort eine zierliche dunkelhaarige Krankenschwester ins Zimmer. Sie hatte ein fröhliches, freundliches rundes Gesicht und war gern bereit, Ria einige Gedächtnishilfen zu geben.
“Als sie eingeliefert wurden, hat Mr. Koutsoupis das ganze Krankenhaus auf den Kopf gestellt”, berichtete sie munter in ausgezeichnetem Englisch. “Er hat alle Welt angebrüllt, nichts war ihm gut genug, und er ist nicht einmal von Ihrer Seite gewichen, als Sie geröntgt wurden. Ihre Cousine hat vergeblich versucht, ihn zu beruhigen, obwohl auch sie sehr durcheinander war.” Ria musste lächeln. Das sah Dimitrios ähnlich.
“Schließlich hat er beschlossen, dass hier niemand kompetent genug sei, um Sie richtig zu behandeln, und hat Dr. Nicholls aus England hergeholt. Der Arzt ist weltweit der beste Fachmann für Kopfverletzungen.”
Vorsichtig berührte Ria ihren Kopf.
“Es ist halb so schlimm”, beruhigte die Schwester sie rasch. “Sie haben nur eine schwere Gehirnerschütterung und sind schon auf dem Weg der Besserung. Eine Zeit lang sah es allerdings ziemlich böse aus, solange niemand wusste, was mit Ihrem Kopf genau los war.” Sie lächelte Ria warm an. “Jetzt müssen Sie nur noch mit einer gebrochenen Rippe und zwei gebrochenen Beinen fertig werden. Sie haben großes Glück gehabt. Es hätte viel schlimmer kommen können.”
“Noch schlimmer?”, fragte Ria ironisch. Ihr tat auch so jeder Knochen weh.
“Ich werde Ihnen jetzt etwas zu essen besorgen”, schlug die Krankenschwester vor.
“Das ist nett von Ihnen, aber machen Sie sich bitte keine große Mühe”, erwiderte Ria schnell. “Ich bin nicht sehr hungrig.”
“Oh, wir haben Anweisung, uns bestens um Sie zu kümmern”, erklärte die Schwester leicht bissig, lächelte dann aber warm, um den Worten den Stachel zu nehmen. “Mr. Koutsoupis hat uns alle in Angst und Schrecken versetzt.” Ria erwiderte das Lächeln, aber die Gesichtszüge der jungen Frau erstarrten, als von der offenen Tür her Dimitrios kalt sagte: “Danke, Schwester, lassen Sie sich nicht aufhalten.”
Die Krankenschwester verzog kurz das Gesicht, drehte sich um und ging aus dem Zimmer.
Dimitrios blieb dicht an der Tür stehen. Er war wieder tadellos gekleidet, doch die Erschöpfung war ihm deutlich anzusehen. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen.
“Hallo!”, begrüßte Ria ihn scheu und senkte den Blick.
“Verzeihst du mir?”, fragte er rau, ohne sich von der Stelle zu rühren. “Ich habe kein Recht, dich darum zu bitten, aber ich würde sogar vor dir niederknien, wenn das etwas nützt.”
Erschrocken sah sie zu ihm auf. “Auf keinen Fall!”
Er stöhnte auf. “Ich war völlig blind.” Er machte einen Schritt auf sie zu. “Ich muss mit dir reden, dir mein Verhalten erklären, und wenn ich dich berühre, kann ich es nicht.”
“Ich verstehe schon”, antwortete Ria leise. “Christina hat mir von Caroline erzählt, und …”
“Nein, du verstehst es nicht!”, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. “Es stimmt, dass du mich bei unserer ersten Begegnung an Caroline erinnert hast, und was ich von Nikos erfahren hatte, schien zu beweisen, dass du ihr nicht nur äußerlich ähnlich warst.” Er atmete tief ein. “Aber dein Verhalten passte nicht ins Bild. Ich wusste, dass Nikos mit seiner Freundin geschlafen hatte, und als ich dich umarmte, hast du so unschuldig reagiert, dass ich nicht wusste, was ich denken sollte.”
Er wandte sich ab, trat ans Fenster und blieb mit dem Rücken zu Ria stehen. “An dem Nachmittag am Strand habe ich beschlossen, dass ich dich auf jeden Fall wollte. Ich wollte der Stimme meines Herzens vertrauen. Nur musste ich dich vorher mit Nikos sehen, um sicher zu sein, dass zwischen euch alles vorbei war. Als ich
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