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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ferngehalten werden konnten.
    «Sie haben ganz schön Dreck aufgewirbelt», sagte mir Naysmith. «Ihnen ist klar, dass wir schwer dafür büßen müssen, oder?»
    Das konnte ich mir vorstellen, aber es regte mich nicht besonders auf. Naysmith beobachtete mich aufmerksam. «Sind Sie sicher, dass Sie uns alles gesagt haben? Sie haben nichts ausgelassen?»
    «Warum hätte ich das tun sollen?»
    Als ich das Krankenhaus verließ und hinaus ans Tageslicht trat, kam mir alles etwas unwirklich vor. Man hatte mir gesagt, dass Sophie zwar noch nicht bei Bewusstsein war, ihr Zustand aber stabil, allerdings durfte ich wieder nicht zu ihr. Da ich es nicht über mich brachte, zurück in ihr Haus zu gehen, nahm ich mir ein Zimmer in einem nahen Hotel. Die nächsten zwei Tage verkroch ich mich dort, ließ mir Essen kommen, das ich kaum anrührte, und verfolgte die Entwicklungen in den Nachrichten. Monk war noch nicht gefasst worden, und es gab hitzige Spekulationen darüber, wo er sich verstecken könnte und warum die Polizei ihn nicht fand.
    Naysmith hielt mich auf dem Laufenden, und deshalb wusste ich, dass es nicht an der Untätigkeit der Polizei lag. Der unablässige Regen hatte das Höhlensystem, in das Monk Sophie gebracht hatte, überflutet, und die Entdeckung eines dritten Eingangs entmutigte jeden. Eine Zeitlang sah es so aus, als könnte er geflohen sein oder das Dartmoor vielleicht sogar ganz verlassen haben.
    Hatte er aber nicht. Nachdem die Wassermassen ein wenig zurückgegangen waren und die Suchmannschaft tiefer indie tropfenden Schächte eindringen konnte, entdeckte man ihn in der schmalen Spalte, in der ich ihn zuletzt gesehen hatte. Er war bereits seit einiger Zeit tot und so unglücklich zwischen den Felswänden eingeklemmt, dass es fast einen Tag dauerte, ihn herauszukriegen. Obwohl die Spalte überflutet worden war, war er nicht ertrunken. Die Anstrengung, seinen massigen Körper zwischen die Felswände zu zwängen, war selbst für ihn zu viel gewesen, und ich glaube, ihm war das bewusst gewesen. Als ich das Licht hinter uns nicht mehr sehen konnte, hatte ich angenommen, dass es ihm gelungen war, sich zu befreien. Doch die Mitglieder der Suchmannschaft entdeckten die Taschenlampe in seiner Tasche. Er war allein in der Dunkelheit gestorben, weit weg vom Tageslicht oder anderen Menschen.
    Er hatte seine Entscheidung getroffen.
    Die Todesursache war, wie von mir erwartet, Herzversagen und Lungenentzündung nach einer Kokainüberdosis. Aber die Autopsie führte zu zwei denkwürdigen Erkenntnissen. Bei den meisten Menschen sind die Verbindungen der Muskelfasern mit den langen Knochen der Arme und Beine ziemlich fein. Bei Monk waren sie ungewöhnlich ausgeprägt und entsprachen eher der kräftigen Muskulatur eines Tieres als der eines Menschen.
    Das erklärte seine außergewöhnliche Kraft, aber wesentlich bedeutender war die andere Entdeckung. Sein Gehirn wies erhebliche Schädigungen auf, die mit der Delle in seinem Schädel übereinstimmten. Sie befanden sich im Frontallappen der Großhirnrinde, wo selbst leichte Verletzungen Verhaltensprobleme und Epilepsie auslösen können. Höchstwahrscheinlich waren sie durch die Zangengeburt verursacht worden, bei der seine Mutter gestorben war.Monk war mit diesen Hirnschäden geboren worden, er war in gewisser Weise behindert, aber er war kein Monster.
    Dazu hatten erst wir ihn gemacht.
    Die Nachricht von seinem Tod verstärkte mein Gefühl, mich in einem Schwebezustand zu befinden. Jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, war ich wieder mit Sophie und Monk in der Höhle. Oder ich hörte den schrecklich hohlen Aufprall der Stange auf Ropers Hinterkopf. Dann wieder schweiften meine Gedanken plötzlich ab, ich bekam sie nicht recht zu fassen und hatte ständig das Gefühl, ich müsste mich an etwas Wichtiges erinnern.
    Ich kam nur nicht darauf, was es war.
    Nachdem ich in jener Nacht endlich in einen unruhigen Schlaf gefallen war, wachte ich plötzlich am frühen Morgen auf, weil mir Terrys Stimme durch den Kopf hallte, als würde er direkt neben mir stehen.
    Du hast vor acht Jahren deine Chance gehabt.
Das hatte er im Turm zu mir gesagt, und ich hatte es als höhnische Bemerkung abgetan. Doch nun legte dieser Satz eine in meinem Unterbewusstsein verschüttete dunkle Ahnung frei. Ich überdachte sie, glich sie mit allen anderen Einzelheiten ab, und als ich mir sicher war, rief ich Naysmith an.
    «Wir müssen ins Moor gehen.»
     
    Der erste Frost des Jahres benetzte das

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