Verwesung
Köder, wie du ihn bei Monk ausgelegt hast. Es sollte nach einem Serienmörder aussehen und die Aufmerksamkeit von den Zwillingen lenken.»
Terrys Gesicht nahm einen seltsamen Ausdruck an, er wirkte, als würde er mit einem Teil von sich konfrontiert werden, den er kaum kannte. Er zuckte mit den Achseln, konnte mir aber immer noch nicht in die Augen schauen.
«So in der Art.»
Ich hatte den Schock überwunden und empfand nur nochWut und Abscheu. «Ich habe sie
gesehen
, Terry! Ich habe gesehen, was du getan hast. Um Gottes willen, du hast ihr auf dem Gesicht
herum getrampelt
!»
«Sie war schon tot!», schrie er. «Ich habe die Beherrschung verloren, okay? Oder glaubst du, ich habe das alles gewollt? Glaubst du etwa, es hat mir
Spaß
gemacht?»
Das spielt keine Rolle, sie sind trotzdem tot.
Aber es erklärte eine Menge. Zum Beispiel Terrys Verhalten während der Suche, besonders, als Monk unerklärlicherweise anbot, uns zu den Gräbern zu führen. Pirie war der Wahrheit nähergekommen, als wir gedacht hatten. Der Gerichtsmediziner hatte vermutet, dass Tina Williams’ Verletzungen ein Ausdruck des Schamgefühls ihres Mörders sein könnten, ein Versuch, jeden Hinweis auf seine Schuld auszulöschen. Das hatte in Bezug auf Monk keinen Sinn ergeben, doch jetzt sah die Sache anders aus.
Durch die Tür hinter ihm sah ich, dass es draußen dunkler wurde. Die Lampe warf einen hellen Strahl in den Turm, jenseits davon wurde die Finsternis immer undurchdringlicher. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon hier war, und ich konnte nicht mit Hilfe rechnen. Roper rührte sich noch immer nicht, und wenn ich ihn richtig verstanden hatte, wusste niemand, wo er war. Ich musste irgendwie an Terry vorbeikommen, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, wie. Außer den Keramikscherben bot sich in meiner Umgebung nichts als Waffe an.
«Ist dir kein besserer Name als DI Jones eingefallen?», fragte ich, um Zeit zu schinden.
«Ach, das weißt du auch schon, ja?» Terry lächelte tatsächlich. Er wirkte ruhiger, gerade so, als wäre er erleichtert, endlich gestanden zu haben. «Jones oder Smith, was soll’s.Monk kam mir natürlich mehr als gelegen. Ich hatte noch ein paar von Zoes Sachen, aber ich musste schnell handeln, bevor sein Wohnwagen von der Kriminaltechnik durchsucht wurde. Deswegen war ich vielleicht nicht vorsichtig genug. Ich bin fast über Walker gestolpert. Aber ich zückte meinen Dienstausweis und jagte ihm eine Todesangst ein. Ich habe ihm gesagt, wenn er den Mund hält, setze ich mich für ihn ein.»
Und acht Jahre lang hatte Terry Wort gehalten.
Er hatte mehr Leben als eine Scheißkatze
, hatte Naysmith gesagt.
Hat es immer wieder geschafft davonzukommen.
Kein Wunder mit einem Kriminalbeamten als Beschützer, der sich darum kümmerte, dass jedes Beweismittel zufällig verloren ging oder falsch deklariert wurde. Erst als Terry suspendiert wurde und DI Jones ihn schließlich im Stich ließ, hatte Walker sein Schweigen gebrochen.
Und war dafür von Monk totgeschlagen worden.
Wahrscheinlich hatte Terry den Grund sofort geahnt. Als Monk geflohen war, muss er panische Angst gehabt haben. Zumal es noch ein Beweisstück gab, das ihn mit Zoe Bennett in Verbindung bringen konnte.
«Wie ist Sophie an das Tagebuch gekommen?», fragte ich.
«Das neugierige Miststück hat in meinen Sachen rumgeschnüffelt. Es war ungefähr ein Jahr nach der Suchaktion. Debs hatte mich rausgeschmissen, ich musste mir eine Wohnung nehmen. Sophie und ich waren wieder zusammengekommen. Eigentlich hatte ich das Tagebuch immer loswerden wollen. Wirklich dämlich, dass ich es behalten habe. Ich hatte es versteckt, aber Sophie war immer gut darin, Sachen zu finden.»
Er klang verbittert. Mir war nicht entgangen, dass ihre Beziehung wohl doch nicht nur eine Affäre war, wie Sophie behauptet hatte, aber jetzt war nicht der Moment, daran auch nur einen Gedanken zu verschwenden. Wenn ich mich nicht täuschte, hatte sich Ropers Hand bewegt, ich wagte jedoch nicht, genauer hinzuschauen, und konzentrierte mich auf Terry. «Wie viel weiß sie?»
«Nur dass ich Zoe gevögelt habe, das stand ja klar und deutlich im Tagebuch. Sie war vor allem sauer, weil wir da noch zusammen gewesen waren. Sie ist an die Decke gegangen. Was sie mit dem Tagebuch gemacht hat, wollte sie mir nicht sagen. Nur dass es irgendwo an einem ‹sicheren› Ort wäre.» Bei der Erinnerung grinste er unbehaglich. «Solange Monk im Gefängnis war, spielte es keine große Rolle. Wenn
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