Verwesung
Sophie stünde, zögerte ich. «Ich bin ein alter Freund», sagte ich, obwohl ich nicht genau wusste, ob das ganz richtig war.
Während ich auf Hilfe gewartet hatte, hatte ich überlegt, was ich sagen sollte. Ich konnte nicht wissen, ob das alles mit Jerome Monk zu tun hatte oder nicht. Das durchwühlte Haus sah nach einem Einbruch aus, der schiefgegangen war, nur der Zeitpunkt machte mich stutzig. Sophie hatte mich angerufen und um Hilfe gebeten, kurz nachdem Terry Connors aufgetaucht war, um mich zu warnen, dass Monk geflohen war. Und sie war überfallen worden, bevor sie mich treffen konnte.
Am Ende erzählte ich alles. Sollten sie selbst entscheiden, was sie mit den Informationen machten. Die uniformierte Polizistin war sofort interessierter, als sie Monks Namen hörte. Nachdem ich genug davon hatte, ständig «ich weiß es nicht» zu wiederholen, ergab ich mich dem Unvermeidlichen.
«Sie sollten DI Terry Connors anrufen», sagte ich ihr, obwohl ich eigentlich überhaupt keine Lust hatte, ihn in diese Sache hineinzuziehen, aber was blieb mir denn übrig. Als sie ging, um ihn anzurufen, und ich mich neben ihren Kollegen auf die Rückbank des Streifenwagens setzen musste, fühlte ich mich selbst wie ein Krimineller. Schließlich kam sie zurück. «Okay, Sie können gehen.»
Damit hatte ich nicht gerechnet. «Will er nicht mit mir sprechen?»
«Wir haben Ihre Aussage. Man wird sich bei Ihnen melden.» Sie schenkte mir ein Lächeln, das ziemlich unfreundlich war. «Ich hoffe, Ihre Freundin wird wieder gesund.»
«Ich auch.»
Der Krankenwagen brachte Sophie ins Krankenhaus von Exeter. Während ich dorthin fuhr, versuchte ich, nicht über die Tatsache nachzugrübeln, dass ich vor acht Jahren dieselbe Strecke zur Leichenhalle gefahren war. Seitdem war das Krankenhaus modernisiert worden, allerdings nicht so sehr, dass ich es nicht wiedererkannt hätte. Hinter dem Anmeldeschalter der Notaufnahme saß eine übergewichtige Frau mit einer adretten grauen Ponyfrisur. Nachdem ich ihr Sophies Namen genannt hatte, starrte sie stirnrunzelnd auf den Computerbildschirm. «Heute Abend wurde niemand mit diesem Namen eingeliefert», sagte sie. «Sind Sie sicher, dass Sie im richtigen Krankenhaus sind?»
Ich wollte schon etwas entgegnen, als ich meinen Fehler bemerkte. «Entschuldigen Sie. Versuchen Sie es mit Sophie Trask.»
Sie warf mir einen vielsagenden Blick zu, tippte den Namen aber in die Tastatur. «Sie wurde vor einer Stunde in die Intensivstation eingeliefert.»
Damit hatte ich zwar gerechnet, doch das Wort
Intensivstation
klang immer unheilvoll. «Kann ich mich erkundigen, wie es ihr geht?»
«Sind Sie ein Familienmitglied?»
«Nein, nur ein Freund.»
«Solche Informationen dürfen wir nur an Eheleute oder Verwandte weitergeben.»
Ich seufzte und versuchte, nicht laut zu werden. «Ich möchte nur wissen, ob es ihr gutgeht.»
«Tut mir leid. Sie können ja morgen früh anrufen …»
Frustriert ging ich wieder hinaus. Das Krankenhaus war ein schwarzer Klotz mit hellerleuchteten Fenstern, die in der Dunkelheit trügerisch heiter wirkten.
Und jetzt?
, dachte ich,als ich vor meinem Wagen stand. Wenn ich seine Handynummer gehabt hätte, hätte ich Terry angerufen, und dass er um diese Zeit am Schreibtisch saß, bezweifelte ich.
Aber es machte keinen Sinn, länger hierzubleiben. Ich hatte nichts für eine Übernachtung eingepackt, und wenn sich etwas ändern sollte, würde ich es zu Hause genauso schnell erfahren. Trotzdem hatte ich das Gefühl, ich würde davonlaufen, als ich den Motor startete und das Krankenhaus hinter mir ließ. Ich hielt an der ersten Tankstelle an und kaufte mir ein Sandwich und ein koffeinhaltiges Getränk. Das Sandwich schmeckte nach nichts, und das Getränk war unerträglich süß, aber ich hatte seit dem Frühstück weder etwas getrunken noch gegessen, und es war eine lange Fahrt zurück nach London.
Während ich fuhr, gingen mir die Ereignisse des Tages erneut durch den Kopf. Ich war losgefahren, um Sophie zu treffen, und hatte erwartet, dass zumindest ein paar Fragen beantwortet werden würden. Nun gab es mehr als zuvor.
Es war wenig los, sodass ich gut vorankam, doch dann artete der Regen in eine Sintflut aus, die Straße war in einen Dunstschleier gehüllt und die Windschutzscheibe trotz der wild umherschwirrenden Scheibenwischer mit Wasser überzogen. Ich musste langsamer werden und konnte die Straße kaum noch erkennen. Die Rücklichter der Autos vor mir waren nur noch
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