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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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spärlichen Sonnenlicht hindurch, und obwohl es erst Nachmittag war, musste ich die Scheinwerfer einschalten. Gerade als ich schon befürchtete, Padbury irgendwie verpasst zu haben, bog ich um eine Kurve und war plötzlich mitten im Ort.
    Und genauso schnell wieder draußen. Es war eher ein Weiler als ein Dorf, und ich musste fast einen Kilometer weiterfahren, bis ich eine Stelle fand, die breit genug war zum Wenden.
    Als ich zurückfuhr, stieg ein schlechtes Gefühl in mir auf. Ich hatte gehofft, dass es zumindest einen Pub oder eine Post geben würde, wo ich mich nach Sophie erkundigen konnte, doch abgesehen von ein paar Steincottages gab es nur eine etwas von der Straße abgelegene kleine Kirche. Ich hielt davor an, blieb aber im Wagen sitzen. Jetzt, wo ich hier war, kam mir das Ganze lächerlich vor. Selbst wenn ich ihr Haus finden könnte, war es doch zweifellos eine Überreaktion, unangemeldet vor ihrer Tür aufzutauchen.
    Doch jetzt war ich hier. Seufzend stieg ich aus dem Wagen und ging zur Kirche. Uralte Grabsteine säumten den Weg, viele lagen flach auf dem überwucherten Boden, ihre Inschriften kaum noch leserlich. Die Holztür der Kirche war durch das Alter dunkel und hart wie Eisen geworden. Und sie war verschlossen.
    «Kann ich Ihnen helfen?»
    Es war der breite Dialekt Devons und klang wie aus einer alten, friedlichen Epoche. Als ich mich umdrehte, sah icheine ältere Frau an der Friedhofspforte stehen. Sie trug eine Steppjacke und einen Tweedrock und schaute mich ebenso wachsam wie höflich an.
    «Ich suche Sophie Keller. Sie wohnt hier im Dorf.»
    Sie überlegte und schüttelte dann langsam den Kopf. «Nein, ich glaube nicht.»
    «Aber ich bin doch hier in Padbury?», fragte ich. Vielleicht war ich ja im falschen Ort.
    «Ja, aber hier wohnt keine Sophie Keller.» Ihr Gesicht hellte sich auf. «Aber es gibt eine Sophie
Trask
. Haben Sie sich vielleicht im Namen getäuscht?»
    Es war möglich, dass Sophie ihren Namen geändert oder geheiratet hatte, seit ich sie das letzte Mal gesehen hatte, aber am Telefon hatte sich nichts davon gesagt. Wo ich nun schon einmal hier war, konnte ich mich auch vergewissern. Ich räumte ein, dass ich mich vielleicht geirrt hatte, und fragte, wo sie wohnte.
    «Sie können es nicht verfehlen», rief mir die Frau hinterher, als ich wieder in den Wagen stieg. «Achten Sie auf den Brennofen.»
    Den Brennofen?
Das klang noch weniger nach der Sophie, die ich gekannt hatte. Aber mir wurde bald klar, was die Frau gemeint hatte. Ich folgte der Straße aus dem Dorf hinaus. Kurz nach der Stelle, wo ich zuvor umgedreht war, sah ich zwischen den kahlen Bäumen ungefähr einen halben Kilometer vor mir das turmartige Gemäuer. Es war ein klobiger, umgedrehter Kegel, der aus den gleichen rostfarbenen Ziegeln gebaut war wie das Haus daneben. Als ich näher kam, sah ich, wie baufällig er war. An einer Seite stand ein wackliges Gerüst, entweder um ihn zu restaurieren oder abzustützen.
    Ich hielt direkt neben dem überwucherten Gartenzaun an. Obwohl bereits die Dämmerung einsetzte, brannte im Haus kein Licht. An einem der hölzernen Torpfosten hing ein Firmenschild:
Trask Keramik.
    Nachdem ich das gesehen hatte, wäre ich beinahe wieder weggefahren. Hier wohnte bestimmt jemand anders. Doch Sophie hatte gesagt, dass sie in Padbury wohnte, und laut der Karte gab es nur ein Padbury in Dartmoor.
Nun bist du schon so weit gekommen   …
    Ein Weg aus Steinplatten führte durch einen verwilderten Garten zum Haus. Auf einer Seite befand sich ein kleiner Obstgarten mit verkümmerten Apfelbäumen ohne Blätter oder Früchte. Auf der anderen ragte der Brennofen etwas unheimlich in die Höhe. Als ich die Pforte aufschob, nahm ich einen herbstlichen Rauchgeruch war. Irgendwie war es mir unangenehm, einfach so das Grundstück zu betreten. Ich sagte mir wieder, wie lächerlich das alles war, doch auch ein komisches Déjà-vu-Gefühl kam in mir auf. Schon einmal hatte ich bei jemandem vorbeigeschaut, um mich zu überzeugen, dass ich mir grundlos Sorgen machte. Ich hoffte, dass die Geschichte sich nicht wiederholte.
    Das vom Obstgarten herübergewehte Laub raschelte unter meinen Schuhen, als ich den Pfad entlangging. Noch immer rührte sich im Haus nichts, die Fenster blieben dunkel. Wenn jemand zu Hause war, würde ich mich einfach entschuldigen, wenn nicht   … Okay, eins nach dem anderen. Ich streckte meine Hand aus, um an der Tür zu klopfen.
    Und da sah ich, dass das Schloss aufgebrochen und der

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