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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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uniformierte Kriminalbeamte mit hochgeschlagenen Jackenkragen. Keiner von ihnen sah glücklich aus, und einige zogen an Zigaretten, als hinge ihr Leben daran.
    Die Zigaretten wurden schnell weggeworfen, als Simms aus seinem Wagen stieg und sich eine dicke Jacke überwarf. Einer der Zivilbeamten trat vor.
    «Das ist Naysmith, der Ermittlungsleiter», raunte Roper, als wir zu ihnen hinübergingen.
    Naysmith war ein hagerer, intelligent wirkender Mann Anfang vierzig. Er schaute in meine Richtung, doch Simms machte keine Anstalten, uns vorzustellen. Ich war zu weit weg, um zu hören, was gesagt wurde, aber Naysmith nickte knapp, ehe er zur Seite trat. Die Gruppe bereitete sich nun darauf vor, ins Moor zu gehen. Hundegebell ertönte, als ein Beamter einen Deutschen Schäferhund aus dem Transporter holte und an die Leine legte.
    Ich hoffte, dass er mehr Glück hatte als der letzte.
    Da Roper zu einer Gruppe Zivilbeamter getreten war, stand ich allein im Regen und hatte das Gefühl, nicht dazuzugehören.
    «Ist lange her, Dr.   Hunter.»
    Ich drehte mich um und sah einen stämmigen Mann auf mich zukommen. Er trug eine reflektierende Regenjacke, sodass ich erst das Gesicht unter der Kapuze mustern musste, ehe ich Lucas erkannte, den Fahndungsberater von vor acht Jahren. Er war schon damals nicht schlank gewesen, in der Zwischenzeit hatte er eine rote Nase und rote Wangen bekommen, was auf viel Arbeit an der frischen Luft oder auf hohen Blutdruck hinwies. Doch sein Handschlag war fest wie damals, und in seinem Blick lag die Herzlichkeit, an die ich mich erinnerte.
    «Ich wusste gar nicht, dass Sie wieder als Berater dabei sind», sagte ich, froh, ein freundliches Gesicht zu sehen.
    «Ich weiß auch nicht, womit ich das verdient habe. Um ehrlich zu sein, hätte ich diesen gottverlassenen Landstrich am liebsten nie wiedergesehen.» Sein Blick schweifte über das Moor. «Schlimme Sache mit Wainwright.»
    Ich nickte. Was sollte ich auch sagen.
    «Je schneller wir Monk wieder hinter Gitter kriegen, desto besser. Sie und Sophie Keller sind ihm gestern über den Weg gelaufen, heißt es?»
    Die Erinnerung daran kam mir schon beinahe irreal vor. «Ich glaube. Wir konnten ihn nicht aus der Nähe sehen.»
    «Seien Sie froh, sonst wären Sie jetzt nicht hier.» Er ließ das einen Augenblick wirken und lächelte dann. «Wie geht es Sophie?»
    «Ihr geht’s gut.» Das war nicht der richtige Moment, um ins Detail zu gehen.
    «Hat alles hingeschmissen, um zu töpfern, habe ich gehört. Schön für sie. Ich gehe nächstes Jahr in Rente.» Finster starrte er in den grauen Himmel. «Kann nicht behaupten, dass es mir leidtut. Langsam bin ich zu alt für diesen Mist. Und die Arbeit hat sich verändert, seit ich begonnen habe. Heute ist alles nur noch Schreibtischarbeit und Bürokratie. Wo wir gerade davon sprechen   …»
    Simms’ schneidige Stimme ertönte. «Wenn Sie dann so weit wären, Dr.   Hunter.» Der stellvertretende Polizeichef hatte sich ein Paar nagelneue Gummistiefel angezogen, die zu seinem taillierten Mantel und seiner Uniform lächerlich aussahen, aber besser waren als Ropers dünne Lederschuhe. Roper schaute untröstlich, als wir den matschigen Weg betraten. Der Hundeführer, ein dunkler Typ mit rasiertem Schädel, ging ein wenig voraus und ließ dem Schäferhund viel Leine.
    «Macht der Regen Probleme?», fragte ich.
    Er antwortete, ohne den Hund aus den Augen zu lassen. «Nur, wenn es richtig schifft. Das Hauptproblem ist der Torf. Der saugt Wasser auf wie ein Schwamm, und wenn der Boden zu sumpfig ist, hält er die Fährte nicht.»
    «Wo wir hingehen, ist es ziemlich sumpfig.»
    Er schaute mich an, als hätte ich ihn gerade persönlich beleidigt. «Wenn es dort eine Fährte gibt, dann wird er sie aufnehmen.»
    Wir anderen warteten, während der Hundeführer und sein Hund die Stelle absuchten, wo Monk gestanden und zugeschaut hatte, wie Sophie und ich weggefahren waren. Jedenfalls war es die Stelle, an die ich mich zu erinnern glaubte. Sie entdeckten nichts, und nach einer Weile rief Naysmith sie zurück. Vielleicht bildete ich mir das nur ein, aber ichmeinte, danach mit ein paar kühlen Blicken bedacht zu werden. Als wir über den Weg weitergingen, fragte ich mich, ob Sophie und ich nicht doch überreagiert hatten.
    Gott, lass mich nicht die Zeit dieser Leute vergeuden.
    Der Black Tor in der Ferne sah noch dunkler aus als sonst, im Regen wurde die Felsformation ihrem Namen erst richtig gerecht. Wir verließen den Weg

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