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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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von ihm auf dem Dielenboden traf mich unvorbereitet.
    Neben der Leiche kniete eine kleine Person in einem weitenOverall und summte abwesend eine flotte Melodie, die mir bekannt vorkam. Das Lied stammte von Gilbert O’Sul livan , aber der Titel wollte mir nicht einfallen. Die Hand, die das Thermometer hielt, war so klein wie die eines Kindes, und obwohl das Gesicht durch Kapuze und Maske verhüllt war, erkannte ich sofort die goldgerahmte Lesebrille wieder. «Fast fertig», sagte Pirie, ohne aufzuschauen.
    Ihn zu sehen, überraschte mich. Ich dachte, der Gerichtsmediziner wäre mittlerweile pensioniert. «Erinnern Sie sich an Dr.   Hunter, George?», fragte Simms.
    Pirie hob den Kopf. Die grauen Augenbrauen wucherten über den Brillenrand, doch sein Blick war noch so klar und intelligent wie damals.
    «Selbstverständlich. Es ist mir wie immer eine Freude, Dr.   Hunter. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass Ihre Fähigkeiten in diesem Fall benötigt werden.»
    «Er ist nicht offiziell hier», entgegnete Simms.
    «Aha. Trotzdem würde ich mich sehr freuen, wenn Sie mir zur Hand gehen wollten.»
    «Vielleicht ein anderes Mal.» Ich wusste sein Angebot zu schätzen, doch Autopsien waren nicht mein Gebiet. «Ich hatte angenommen, dass die Leiche bereits in die Gerichtsmedizin gebracht worden ist.»
    Simms starrte mit unbewegter Miene auf die Leiche seines Freundes. «Wir mussten warten, bis Dr.   Pirie mit einer anderen Untersuchung fertig war. Ich wollte bei diesem Fall jemanden haben, den ich kenne.»
    «Was ist mit seiner Frau?», fragte ich. Von Jean Wainwright war nichts zu sehen, und in den Nachrichten war nur von einem Opfer gesprochen worden.
    «Sie ist ins Krankenhaus gebracht worden. Hoffentlichhat sie nur einen Schock erlitten, aber es ging ihr schon vorher nicht besonders gut.»
    «Sie wurde also nicht verletzt?»
    «Nein, aber ihr Mann ist vor ihren Augen ermordet worden. Die Reinigungskraft hat die beiden heute Morgen gefunden, als sie gekommen ist. Jean war in einem   … verwirrten Zustand. Bisher hat sie uns noch nicht viel sagen können, aber ich hoffe, dass sie später Fragen beantworten kann.»
    «Sie hat nicht gesagt, wer es war?»
    «Noch nicht.»
    Aber meiner Meinung nach gab es kaum Zweifel.
Erst Sophie, jetzt Wainwright.
Vielleicht hatte Terry doch recht gehabt   … «Haben Sie schon etwas herausgefunden?», fragte ich Pirie.
    Das Thermometer wie einen Dirigentenstab hochgereckt, dachte der Gerichtsmediziner nach. «Bisher kann ich nur erste Eindrücke wiedergeben. Der Grad der Leichenstarre und die Körpertemperatur lassen darauf schließen, dass er seit acht bis zwölf Stunden tot ist. Der Todeszeitpunkt liegt also zwischen ein und fünf Uhr heute Morgen. Wie Sie bestimmt selbst sehen können, ist sein Genick gebrochen, was nach den bisherigen Erkenntnissen die wahrscheinlichste Todesursache ist.»
    «Dazu benötigt man eine Menge Kraft», sagte ich und musste daran denken, wie Monk vor acht Jahren im Moor den Polizeihund getötet hatte.
    «O ja, ganz bestimmt. Um absichtlich das Genick eines erwachsenen Mannes zu brechen, benötigt man eine gehörige Portion   …»
    «Danke, George, wir wollen Sie nicht länger stören», unterbrachSimms ihn. «Bitte halten Sie mich auf dem Laufenden.»
    «Selbstverständlich.» Piries Miene war hinter der Maske verborgen. «Auf Wiedersehen, Dr.   Hunter. Und sollten Sie Ihre Meinung ändern, mein Angebot steht noch.»
    Ich dankte ihm, doch Simms ging bereits zurück zur Haustür. Kaum waren wir draußen, schälte er sich wie ein Insekt aus einer Puppe aus seinem Overall, und seine dunkle Uniform kam wieder zum Vorschein.
    «Gibt es, abgesehen von Jean Wainwright, noch andere Zeugen?», fragte ich und zog den Reißverschluss meines Overalls auf.
    «Leider nicht. Aber ich hoffe, dass sie uns bald einen detaillierten Bericht geben kann.»
    «Es sieht so aus, als wäre es Monk gewesen, oder?»
    Simms riss sich die Latexhandschuhe von den Fingern und warf sie in eine große, bereits halbvolle Plastiktonne. «Das bleibt abzuwarten. Und ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie in dieser Phase nicht spekulieren würden.»
    «Aber Sie haben doch gehört, was Pirie über die Kräfte des Mörders gesagt hat. Und das Spucken auf den Boden klingt nach einem Zeichen der Verachtung. Wer soll es sonst gewesen sein?»
    «Ich weiß es nicht, aber im Moment gibt es keine gesicherten Beweise dafür, dass Jerome Monk etwas damit zu tun gehabt hat.» Simms sprach mit

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