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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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leicht im niederprasselnden Regen. Nichts deutete darauf hin, dass dort jemals jemand gewesen war.
    «Sie sagten, er ist hinter Ihnen hergekommen. Wo ist er langgegangen?», wollte Simms wissen.
    Ich versuchte, es mir bildlich in Erinnerung zu rufen, doch aus dieser neuen Perspektive war es nicht leicht. «Zuerst folgte er uns zum Weg zurück, dann aber lief er quer durchs Moor zur Straße, um uns den Weg abzuschneiden.»
    Naysmith wandte sich an den Hundeführer. «Schau mal, ob du etwas finden kannst.»
    Doch es dauerte nicht lange, und der Schäferhund versank mit seinen Pfoten im schwarzen Matsch. Als der Hundeführer ihn herauszog, zappelte und jaulte er und blieb kurz darauf wieder stecken. «Es ist zu feucht», rief der Mann und zog sich auf festeren Boden zurück. «Das ist ein totaler Sumpf hier.»
    «Versuch’s weiter», verlangte Simms.
    Am Gesicht des Hundeführers konnte man deutlich sehen, was er davon hielt. Der Hund versank immer wieder im weichen Matsch und musste mehrere Male herausgezogen werden, bis sowohl Herr als auch Hund völlig verdreckt und außer Atem waren. Schließlich schien er an einer weniger sumpfigen Stelle eine Fährte aufzunehmen. Seine Ohren richteten sich neugierig auf, als er ihr zu folgen begann, nur um plötzlich zu winseln und zurückzuweichen.
    «Was ist los?», wollte Simms wissen, als der Hund nieste und sich die Nase mit der Pfote rieb.
    «Ammoniak», sagte der Hundeführer angewidert. Der beißende, chemische Geruch war schon für Menschen schlimm genug, für einen Hund mit seiner empfindlichenNase musste er regelrecht schmerzhaft sein. Der Mann streichelte den Hund und warf Simms einen vorwurfsvollen Blick zu. «Der Regen hat das Zeug teilweise weggespült, aber wir sind definitiv erwartet worden. Wir können hier nichts mehr tun.»
    Simms schien etwas entgegnen zu wollen, doch da schaltete sich Naysmith ein. «Es wird sowieso bald dunkel. Wir können morgen mit mehreren Hunden noch einmal alles gründlich absuchen. Heute Abend kommen wir nicht weiter», sagte er und hielt gelassen dem bösen Blick des stellvertretenden Polizeipräsidenten stand. Simms klopfte sich mit der Hand ungeduldig an die Seite, ehe er grimmig nickte. «Na schön. Aber gleich morgen früh   …»
    «Hierher!»
    Der Ruf kam von Lucas. Während sich der Hund durch den Sumpf gekämpft hatte, war der Polizeiberater allein umhergeschweift. Er stand auf einem niedrigen Hügel und schaute die entgegengesetzte Seite hinab. Simms schlugen die Gummistiefel gegen die Beine, als er hinübereilte und wir anderen ihm folgten.
    Hinter dem Hügel fiel der Boden ab, sodass er aus der Nähe höher war, als es zunächst den Anschein hatte. Die andere Seite war von Ginster überwuchert, nur vereinzelt ragten Felsen wie kahle Schädel aus dem Gestrüpp. An einer Stelle lehnten mehrere Felsen aneinander, und in ihrem Schatten befand sich im Boden ein schwarzes Loch von knapp einem Meter Durchmesser.
    «Mein Gott, ist das eine Höhle?», fragte Naysmith.
    Lucas studierte seine Karte. «In diesem Teil des Moors gibt es keine Höhlen. Die sind alle im Kalkstein weiter am Rand, wie die bei Buckfastleigh. Hier besteht der Boden ausGranit.» Er faltete die Karte zusammen. «Nein, das ist ein Stollen.»
    «Was?», fragte Simms entgeistert.
    «Der Eingang zu einer alten Mine. Bis vor ungefähr hundert Jahren gab es hier eine Menge Zinnminen. Die Abbaumengen waren größtenteils recht gering. Die meisten Stollen sind aufgefüllt oder verriegelt worden, aber nicht alle. Manche sind noch zugänglich.»
    Ich musste an die zugewucherte Wassermühle nahe der Abzweigung zum Black Tor denken, die für mich nur ein Teil der Landschaft des Moors gewesen war. Unzählige Male war ich daran vorbeigefahren, ohne sie wirklich wahrzunehmen.
    Nie hatte ich auch nur einen Gedanken daran verschwendet, was unter der Oberfläche liegen könnte.
    Naysmith beugte sich über die Öffnung. «Sieht tief aus. Hat jemand eine Taschenlampe?» Die Polizisten sahen einander murmelnd an. «Mein Gott, irgendjemand wird doch eine dabeihaben!»
    «Ich habe das hier.» Verlegen reichte ein Kriminalbeamter ihm eine kleine Stiftlampe.
    Naysmith schüttelte verständnislos den Kopf, als er sie nahm. Dann leuchtete und spähte er in den Eingang. Seine Stimme klang hohl. «Viel sehen kann man nicht. Geht ziemlich weit in die Erde.»
    «Bringt den Hund her», sagte Simms.
    Der Hundeführer wirkte noch verärgert, als er mit dem Schäferhund kam, von dessen

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