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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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ungefähr an der gleichen Stelle wie Sophie und ich am Tag zuvor und begannen, quer durchs Moor zu wandern. Lucas hatte einen Kompass und eine Karte dabei, doch entweder war sein Orientierungssinn nicht so gut wie Sophies, oder das ganze Gebiet war über Nacht sumpfiger geworden, denn diesmal gestaltete sich das Vorankommen wesentlich schwieriger. Ich starrte nervös nach vorn und suchte nach den Löchern. Aber das Moor wirkte unberührt, ein tristes Meer aus Winterfarben, das sich über mich lustig zu machen schien.
    Doch plötzlich waren Heidekraut und Gras um uns herum von matschigen Kratern durchzogen. Ich war erleichtert, denn ich hatte schon befürchtet, wir würden sie nie finden. Eine Weile war nur das unablässige Tröpfeln des Regens zu hören, dann durchbrach einer der Polizisten die Stille. «Hier gibt’s anscheinend ziemlich große Maulwürfe.»
    Niemand lachte. Naysmith schickte den Hundeführer los. Der Schäferhund zog an der Leine, die Nase auf dem Boden. Beinahe sofort schien er einer Spur zu folgen.
    «Er hat eine Fährte aufgenommen», rief der Hundeführer, doch da änderte der Hund schon die Richtung und lief ziellos zwischen den Löchern umher. «Sie ist hier überall.»
    «Dass hier jemand war, sehe ich, ich will wissen, wo er hingegangen ist», blaffte Simms.
    Der Hundeführer warf Naysmith einen unsicheren Blick zu. Der Ermittlungsleiter nickte. «Versuch eine Spur zu finden, die wegführt.»
    Während der Hundeführer weitersuchte, ging Simms zum ersten Loch. «Dr.   Hunter, können Sie sagen, ob dadrin etwas vergraben war?»
    Kein Loch war groß genug für eine Leiche, doch mehr konnte ich nicht sagen. «Nein, glaube ich nicht, aber Sie sollten die Löcher trotzdem von einem Leichenspürhund überprüfen lassen.»
    «Tja, sieht so aus, als wären die Gräber irgendwo in der Nähe.» Naysmith hatte sich vor eines der Löcher gehockt. «Warum soll er hier sonst rumgebuddelt haben?»
    «Wir haben letztes Mal das gesamte Gebiet hier abgesucht, ohne etwas zu finden», entgegnete Roper. «Er könnte auch Geld oder sonst etwas versteckt haben. Das macht auf jeden Fall mehr Sinn, als Leichen auszubuddeln, die seit acht Jahren vergraben sind.»
    Sein Einwand war nicht abwegig, doch Simms wollte nichts davon hören. «Monk hätte niemals Geld vergraben. So etwas hätte er vorher planen müssen, und das passt nicht zu ihm. Nein, er wollte eindeutig die Bennett-Mädchen finden. Dr.   Hunter, wo war Monk, als Sie ihn gestern das erste Mal gesehen haben?»
    Ich blickte über das Moor. Ohne den Bodennebel sah alles anders aus, und es gab keine markanten Punkte im Gelände, an denen ich mich orientieren konnte. Sophie wäre uns jetzt eine große Hilfe gewesen, aber wegen Simms’ Engstirnigkeit hatte sie zurückbleiben müssen. Dennoch zeigte ich recht zuversichtlich auf eine Stelle. «Dort drüben. Ungefähr hundert Meter entfernt.»
    Regen tropfte vom Schirm seiner Mütze, als Simms skeptisch meinem Blick folgte. Das Moor sah dort aus wie überall, es gab keine Felsen oder Hügel, hinter denen sich der Hüne Monk hätte verstecken können.
    «Er kann nicht aus dem Nichts aufgetaucht sein. Wo kam er her?»
    «Als wir ihn gesehen haben, stand er einfach da. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.»
    Simms trommelte ungeduldig mit den Fingern gegen sein Bein. «Bringt den Hund her», sagte er und ging los.
    Das Moor wurde mit jedem Schritt sumpfiger, wir wateten durch klebrigen schwarzen Matsch, auf dem sich öliges Wasser gesammelt hatte. Manche Stellen waren so tief, dass wir Umwege machen mussten und Roper in seinen Straßenschuhen mehrmals wegrutschte und fluchte. Zweimal schien der Hund eine Fährte aufgenommen zu haben, doch beide Male schüttelte der Hundeführer nach einer Weile den Kopf.
    Kurz bevor wir die Stelle erreichten, an der ich Monk gesehen hatte, fiel mir auf, dass wir dem gleichen Weg wie vor acht Jahren folgten. Damals hatte er behauptet, dass dort die anderen Gräber wären, doch dann hatte uns Sophies Entdeckung des Dachsbaus abgelenkt. Ich überlegte, ob ich es sagen sollte, aber Simms war schon skeptisch genug.
Übertreib es nicht.
Ich blieb stehen, schaute mich um und versuchte einzuschätzen, wie weit wir gekommen waren.
    «Und?», fragte Simms.
    «Es war hier irgendwo, aber es ist schwer zu sagen, wo genau.» Mir war unangenehm bewusst, dass mich jeder beobachtete. «Dort drüben, glaube ich.»
    Die Stelle unterschied sich nicht vom restlichen Moor.Gras und Heidekraut schwankten

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