Verwirrend heiße Gefühle
Stelle genauso gehandelt.”
“Nicht jeder”, wehrte er leise ab. “Es gibt nicht viele Agenten, die in einer solchen Situation ihr Leben für ein Baby riskieren würden.”
“Was hättest du an meiner Stelle getan? Hättest du Paolo mitgenommen?”
Er zögerte nur kurz. “Ich glaube schon, aber ich stand nicht vor dieser Entscheidung.”
“Ich sagte dir, dass du uns nicht helfen musst.”
Chase sah zu, wie sie den Kleinen beschützend an sich drückte, und wusste, dass er von Anfang an keine andere Wahl gehabt hatte. Es ging nicht um den Job oder das Geld. Er hätte das Baby nicht zurücklassen können, wenn er wusste, dass es umgebracht werden sollte. Und Andi hätte er auch nicht im Stich lassen können.
5. KAPITEL
Andi saß auf dem Boden des Kanus, hielt Paolo auf dem Schoß und sah zu, wie Chase geschickt paddelte. Nachdem sie fast den ganzen Tag geschlafen hatten, war Chase auf Erkundung gegangen. Er hatte das Boot besorgt und flussaufwärts festgebunden. Jetzt spannten sich die Muskeln in seinen Schultern an, wenn er das Paddel in stetigem Rhythmus ins Wasser tauchte.
Das Baby schlief kurz nach Beginn der Fahrt ein. Ringsum waren sie vom dunklen Dschungel umgeben. Andi sah wenig mehr als Chase, der direkt vor ihr saß. Seine Nähe machte sie nervös, und sie versuchte, an ihre Aufgabe zu denken, doch sie konnte den Blick nicht von ihm wenden. Fast hätte sie sich gewünscht, dass Paolo aufwachte und sie ablenkte.
Chase stellte das Paddeln ein und beugte sich zu ihr. “Es ist zu dunkel, um die Karte zu lesen”, raunte er. “Weißt du, wo sich das nächste Dorf befindet?”
“Wir sollten es bald erreichen”, erwiderte sie, während sein Arm ihr Bein berührte. “Es ist ungefähr zehn Kilometer vom letzten Dorf entfernt. So weit sind wir etwa gefahren, nicht wahr?”
“Ich glaube.” Er deutete auf Paolo. “Was macht er?”
“Er schläft.” Sie zeigte ihm das Fläschchen. “Ich bin jedenfalls bereit, falls er aufwacht.”
“Gut.”
Es war nur ein einziges Wort, und trotzdem freute sie sich darüber. Dabei hätte dieser Mann nicht solche Macht über sie haben dürfen.
Als sich das Kanu dem Ufer näherte, paddelte Chase weiter, und wieder beobachtete Andi das Spiel seiner Muskeln unter dem Hemd.
“Kannst du dich mit dem Kind auf den Boden legen?”, fragte Chase.
“Sicher. Was hast du vor?”
“Ich will nur, dass ihr verborgen seid, wenn wir an dem Dorf vorbeifahren. Jemand könnte uns sehen.”
“Was ist mit dir?” Die Dunkelheit hatte sie in falscher Sicherheit gewiegt. Sie waren auf dem Fluss schließlich nicht unsichtbar.
“Ich setze mich auch auf den Boden des Bootes. Wir sind dann zwar nicht so schnell, werden dafür aber nicht so leicht entdeckt.” Kurz darauf stellte er das Paddeln wieder ein. “Das Dorf”, flüsterte er. Schwacher Lichtschein tauchte vor ihnen auf. “Runter.”
Sie glitt tiefer. Das Boot schwankte leicht, doch Chase stabilisierte es. Paolo bewegte sich zwar, beruhigte sich jedoch wieder.
Chase nickte zufrieden, ehe er einen Blick auf das Dorf warf. “Hast du deine Waffe in Reichweite?”
“Ja.”
“Zögere nicht, sie auch zu benutzen.”
“Keine Sorge, ich bin bereit.”
“Ich weiß”, sagte er und lächelte flüchtig.
Chase setzte sich auf den Boden und beugte sich tief herunter. Er paddelte lautlos weiter, doch in dieser Haltung konnte er nicht viel Kraft einsetzen. Das Boot wurde langsamer.
Plötzlich erstarrte er und hielt das Paddel über der Wasseroberfläche still. Im selben Moment hörte Andi Männerstimmen.
Sie wandte sich vom Dorf ab, damit man ihr helles Gesicht in der Dunkelheit nicht sah. Nun konnte sie zwar nicht beobachten, was geschah, doch sie hielt die Waffe schussbereit.
Chase bewegt sich nicht. Das Kanu trieb auf der dem Dorf gegenüberliegenden Uferseite entlang. Andi bemühte sich, etwas zu verstehen. Die Männer am Ufer lachten laut, und Chase tauchte das Paddel ins Wasser und zog es kraftvoll durch.
“Bleib unten”, flüsterte er. “Die Männer gehören zu El Diablo. Sie halten das Boot für einen treibenden Baumstamm und haben etwas von Schießübungen gesagt.”
Kaum war er verstummt, da fielen zwei Schüsse. Kugeln pfiffen über ihre Köpfe hinweg. Chase fluchte leise und paddelte noch kraftvoller.
“Kann ich dir helfen?”, flüsterte sie.
“Nein. Bleib unten.”
Sie überzeugte sich davon, dass Paolo Deckung durch ihren Körper hatte, und drückte sich noch fester auf den Boden des
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