Verwirrend heiße Gefühle
während sie das Baby betrachtete. “Er ist wirklich unruhig und wimmert im Schlaf.”
“Das macht mein Hund auch oft. Vielleicht träumt der Kleine.”
Trotz ihrer Sorge musste sie lachen. “Er ist kein Hund, sondern ein Baby.”
“Und wer sagt, dass Babys nicht träumen?”
“Bestimmt tun sie das, aber ich habe ihn bisher nicht so erlebt.”
“Sollen wir anhalten?”
Andi betrachtete den schlafenden Paolo. Sie machte sich jetzt tatsächlich Sorgen um ihn. “Nein. Wir müssen die Zeit aufholen, die wir mit der Reparatur des Bootes verloren haben.”
“Wie du willst.”
Das Kanu glitt lautlos in der Dunkelheit dahin. Andi streichelte Paolos weiches Haar. Er bewegte im Schlaf die Lippen und wimmerte wieder. Vielleicht wurde er hungrig. Als sie ein Fläschchen aus dem Rucksack holte, öffnete er die Augen und sah sie an.
Sie nahm ihn hoch, legte ihn in die Armbeuge und bot ihm das Fläschchen an. Er kostete jedoch nur flüchtig und drehte dann den Kopf weg. Andi drückte ihm einen Kuss auf den Hals. “Was ist denn los, Schätzchen? Bist du nur nervös wie Chase und ich?”
Paolo schrie und streckte die Händchen nach ihrem Gesicht aus, lächelte jedoch nicht wie sonst, sondern weinte. Andi legte ihn sich an die Schulter und streichelte seinen Rücken. Nach einigen Minuten machte er ein Bäuerchen und beruhigte sich etwas.
“Wie geht es ihm?”, fragte Chase.
“Er will nicht trinken und ist noch immer unruhig. Ich fürchte, dass mit ihm etwas nicht stimmt, aber ich weiß nicht, was es sein könnte.”
In diesem Moment verkrampfte sich Paolo und schrie auf. Andi streichelte seinen Rücken, bis er sich wieder entspannte, doch er weinte.
“Wir sollten anhalten”, sagte sie. “Ich muss herausfinden, was er hat.”
Chase steuerte das Kanu ans Ufer und band es an einem überhängenden Baum fest, sprang heraus und griff nach Paolo.
Andi reichte ihm das Baby und ließ sich von Chase aus dem Boot helfen.
“Sehen wir ihn uns an.” Chase deutete auf seinen Rucksack. “Meine Taschenlampe liegt ganz oben.”
Sie fand die Taschenlampe und holte eine Decke aus ihrem Rucksack, breitete sie auf dem Boden aus und wartete, bis Chase den Kleinen hinlegte. Sie richtete den Lichtstrahl auf Paolo und achtete darauf, ihm nicht in die Augen zu leuchten.
Tränen liefen ihm über die Wangen, doch Andi konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Sie befühlte seine Stirn. “Er scheint kein Fieber zu haben.”
“Vielleicht hat er Insektenstiche”, meinte Chase.
“Sehen wir nach.”
Sie hoben sein Hemdchen an, fanden auf der zarten Haut jedoch keine Einstiche. “Kontrollieren wir die Windel”, schlug Andi vor. Gleich darauf fand sie das Problem. “Durchfall. Wahrscheinlich hat er Krämpfe. Kein Wunder, dass er so unruhig ist.”
“Wovon hat er Durchfall?”, fragte Chase besorgt.
“Ich konnte das Wasser für sein Fläschchen nicht abkochen. Ich habe zwar daran gedacht, aber so nahe bei den Dörfern konnten wir kein Feuer machen. Es hätte uns verraten.”
“Ich habe das Wasser durch den Filter laufen lassen.”
“Sicher, und das reicht auch für uns, aber vermutlich nicht für ein Baby.” Sie nahm Paolo wieder hoch. “Armer Kleiner.”
“Was können wir denn für ihn tun?”
“Erst einmal müssen wir das Wasser für ihn abkochen.”
“Es wäre auch hier riskant, nachts Feuer zu machen”, wandte Chase ein.
Andi massierte Paolo den Rücken und war erleichtert, als er noch ein Bäuerchen machte. “Wir warten bis Tagesanbruch. Die Windel habe ich gewechselt. Vermutlich hat er jetzt ohnedies keinen Hunger.”
“Ich habe Medikamente gegen Durchfall”, sagte Chase. “Sollen wir ihm etwas geben?”
“Ich weiß nicht”, entgegnete sie unsicher. “Das sind Medikamente für Erwachsene.”
Bevor Chase antworten konnte, begann Paolo wieder kläglich zu schreien.
“Geben wir ihm etwas”, entschied Andi. “Wir müssen abwarten, wie es wirkt.”
Chase suchte seinen Erste-Hilfe-Kasten hervor, holte ein Fläschchen heraus und las im Schein der Taschenlampe die Gebrauchsanweisung.
“Für Erwachsene drei Mal täglich zwei bis drei Teelöffel”, las er vor. “Wie viel sollten wir einem Baby verabreichen?”
“Nur einige Tropfen.” Andi betrachtete Paolo ängstlich. “Mehr können wir ihm immer noch geben.”
“Gut.” Chase legte die Taschenlampe auf die Erde. “Und wie mache ich es?”
“Gieße einige Tropfen in die Verschlusskappe, und ich träufle ihm die Medizin in den
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